Heidelbergs OB Dr. Eckart Würzner im Gespräch: Wir fragen ihn:
„Informationen zu: was wird wann an Immobilien und Gelände frei – die amerikanischen Streitkräfte nutzen derzeit immerhin rund 200 Hektar Flächen in Heidelberg – wegen des Abzugs „unserer amerikanischen Freunde“ – bekommen Sie scheibchenweise bis gar nicht. So waren Sie auch als OB dieser Stadt oft genug auf „Hören-Sagen“ angewiesen …  … um sich und die Verwaltung darauf einstellen zu können. Engt das nicht Ihren Handlungsspielraum auf ein Minimum ein?“ OB Würzner antwortet diplomatisch sybilinisch: Es sei in der Tat schon schwierig, sich darauf einzustellen ob und wie Informationen die Stadtverwaltung erreichten. Der Handlungsspielraum im Hinblick auf die spätere Nutzung werde doch so auf ein Minimum eingeschränkt. Vieles – so der OB – erfahre auch er aus der amerikanischen Zeitung Stars and Stripes.

Wir belieben in dieser Angelegenheit nicht ein Verhalten von „Freunden“ zu erkennen sondern, dass da Freunde von Freunden im Regen stehen gelassen werden und nennen das: “Besatzermentalität“. Seis drum:

Die Entwicklung der US-Flächen wird konkreter

Nach der Präsentation der (spärlichen Informationen seitens der US-Army) in der nicht mehr genutzten Kapelle über das weitere Vorgehen: (v. l.) Regina Higden von der US Garnison BW, OB Würzner und BImA Vorstand Axel Kunze im Gespräch draußen vor der Tür …. Foto: got

Die amerikanischen Streitkräfte nutzen derzeit rund 200 Hektar Flächen in Heidelberg, die sie in naher Zukunft räumen werden. Das vor allem von Kasernen und Wohnbebauung geprägte Areal Mark Twain Village wird voraussichtlich eine der ersten frei werdenden Flächen sein. Im Oktober (am 12. ists geplant) beginnt die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zur Entwicklung in der Südstadt.

Wie OB Würzner und der Vorstand der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), Axel Kunze, gerade in Heidelberg mitteilten, soll die Konversion im engen Schulterschluss erfolgen. Die BImA ist nach dem Abzug der US Army Eigentümerin der Flächen und für deren Verwertung zuständig. Über die Ziele der Konversion herrscht bereits Einverständnis. Die sogenannten Leitlinien der Konversion wurden im engen Dialog mit der Bürgerschaft entwickelt und im Mai 2012 vom Heidelberger Gemeinderat verabschiedet, auch die BImA hat die Konversionsziele akzeptiert. Diese Leitlinien sind die Grundlage für die konkrete Entwicklung der einzelnen Flächen.

OB Würzner: preisgünstiges Wohnen ist Bürgern besonders wichtig:

„Im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern wurden klare Erwartungen an die Konversionsflächen formuliert. Das Thema preisgünstiges Wohnen, insbesondere für Familien und Studenten, steht bei den Heidelbergern weit oben auf der Agenda.“ Auf den ersten frei werdenden Flächen in der Südstadt gebe es aus seiner Sicht „sehr gute Möglichkeiten, dies zu verwirklichen“. Besonders freue er sich auf den Dialog mit der Bürgerschaft, um gemeinsam konkrete Nutzungsideen zu entwickeln. Wenn alles glatt laufe, könnten bereits Ende 2013 die ersten neuen Bewohnerinnen und Bewohner ins heutige Mark Twain Village einziehen.“

BImA-Vorstand Kunze ergänzte, dass Teile des Mark Twain Village von den  amerikanischen Streitkräfte bereits Anfang 2013 an die BImA übergeben. Sobald man (auch dieser Termin war erst mal nur über die Zeitung Stars and Strpes zu erfahren) über die Flächen verfüge, könne man die Gebäude und die Infrastruktur genauer untersuchen, zum Beispiel auch, was Schadstoffbelastungen anbelangt. „Wenn“ – so Kunze weiter – „die Untersuchungen ergeben, dass die Gebäude ohne umfassende Sanierungsmaßnahmen gut bewohnbar sind, können wir recht schnell mit der Neunutzung beginnen.“

Bürgerforum zu Mark Twain Village am 12. Oktober 2012

Wie genau die Entwicklung aussehen soll, werde unter Beteiligung der Bürger erarbeitet. In einem ersten Bürgerforum am 12. Oktober 2012 sollen die besonderen Eignungen und Rahmenbedingungen der in der Südstadt frei werdenden Flächen diskutiert werden. Dabei werde auch die Frage behandelt, welche Funktion diese Areale zukünftig bei der gewünschten Entwicklung der Südstadt übernehmen können und sollen. Zuvor wird sich der Entwicklungsbeirat, ein beratendes Gremium mit Vertretern von Verbänden, Institutionen und der Politik,  in seiner Sitzung am 25. September mit der Konversion insbesondere in der Südstadt befassen. In weiteren Bürgerforen, voraussichtlich im Januar und April 2013, sollen die Planungen dann immer weiter vertieft werden.

Konversionsvereinbarung von Stadt und BImA bis Jahresende

Der Ansatz von BImA und Stadtverwaltung sei dezidiert, mit dem dialogischen Planungsprozess die fachliche Planung und den Bürgerdialog eng zu verzahnen. „Die Bürger erhalten Informationen und Details der Fachplaner, auf deren Basis sie umsetzbare Entwicklungsperspektiven diskutieren können. Im Gegenzug erhalten Fachplaner im Dialog mit der Bürgern wiederum den notwendigen Input zur Ausarbeitung ihrer Planungen“, beschreibt Würzner das städtische Vorgehen und ergänzt: „Die BImA spielt als Eigentümerin der Flächen hier natürlich eine wichtige Rolle. Ich bin sehr froh, dass wir uns auf ein partnerschaftliches Vorgehen und auf die Umsetzung unserer städtischen Entwicklungsziele verständigen konnten. Unsere Zusammenarbeit möchten wir durch eine Konversionsvereinbarung klar regeln. Die Vereinbarung werden wir im Gemeinderat besprechen,  sie soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.“

Auch BImA Vorstandsmitglied Axel Kunze erklärt sich mit dem Verfahren einverstanden. „Aus unserer Sicht ist der dialogische Planungsprozess wirklich gut geeignet, um gemeinsam mit der Bürgerschaft und den politischen Gremien umsetzbare Konzepte zu entwickeln. Die geplante Bürgerbeteiligung sehen wir als ein wichtiges und richtiges Vorgehen an, an dem wir uns gerne beteiligen“, erklärte er.

Flächen könnten bereits 2014 frei werden

Es gibt aktuelle Hinweise – mal wieder in: Stars and Stripes), wonach die Flächen möglicherweise bereits in 2014 zur Verfügung stehen können, womit eine frühere Rückgabe der Flächen an den Bund möglich wären. Die Planungen aus dem Jahr 2010 sind mithin – was das Zeitfenster angeht – Maculatur, die Liegenschaften der US-Armay sollen nun spätestens –  wenn es sich „unsere Freunde“ nicht noch mal alles anders überlegen – an die Bundesanstalt für Immobilien zurückgegeben werden. Sowohl OB Würzner wie auch die Einrichtung des Bundesfinanzministeriums sind von der neuen Entwicklung überrascht, OB Würzner bestätigte im Gespräch, dass er auch diese Nachricht aus der Armeezeitung Stars and Stripes erfahren hat, er wolle jedoch zeitnah ein persönliches Gespräch mit dem dafür zuständigen Colonel de Coster zu führen versuchen …

Und denkt trotz alledem positiv: „Das ist natürlich eine neue Situation für uns. Positiv ist, dass wir nun früher auf die Flächen können, um uns den Zustand der Gebäude und der Infrastruktur genau anzusehen. Andererseits ist es auch eine gewisse Herausforderung, wenn ab 2014 die Flächen komplett frei wären“. Wichtig sei ihm, dass bei der Entwicklung die Qualität stimmt. Während er bei Mark Twain Village die Möglichkeit sehe, zügig mit der Neunutzung als Wohnstandort voranzukommen, müsse man bei anderen Standorten wie Patrick Henry Village sehr genau überlegen, wie dieser außerhalb gelegenen Stadtteil entwickelt werden könne: „Angesichts einer Gesamtentwicklungszeit von 10 bis 15 Jahren sollten wir uns die notwendige Zeit nehmen, gemeinsam mit den Bürgern gute und langfristig tragfähige Konzepte zu erarbeiten.“

Sep. 2012 | Heidelberg, Allgemein, Zeitgeschehen | 2 Kommentare