Gestern vor siebzig Jahren hat sich Stefan Zweig das Leben genommen – und das heißt auch: die Rechte auf sein Werk werden frei. Die Israelische Nationalbibliothek macht den ersten Schritt und stellt seinen Abschiedsbrief online, den Zweig vor seinem Freitod geschrieben hat.
Der Autor, der mit Werken wie „Ungeduld des Herzens“ und „Schachnovelle“ weltberühmt wurde, hatte sich im Februar 1942 im brasilianischen Exil aus Verzweiflung über den Nationalsozialismus und den Verlust der literarischen Heimat gemeinsam mit seiner Frau das Leben genommen.
Die israelische Zeitung „Haaretz“ schrieb am Donnerstag, ein jüdischer Arzt habe den Original-Brief Ende der 1990er Jahre nach Jerusalem geschickt. In dem Archiv in Jerusalem befänden sich auch Briefwechsel Zweigs mit bekannten Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Sigmund Freud.
25.Feb.2012, 03:43
Lieber Jürgen Gottschling,
ich finde es sehr verdienstvoll, dass hier mal wieder auf Stefan Zweig aufmerksam gemacht wird. Ich bin ein begeisterter Leser seiner Bücher, seiner Autobiografie und weiterer Biografien über seine tragische Existenz in Österreich, England und Brasilien auf der Flucht vor den Nazis..
Es ist schade, dass Zweig als Autor nicht nur der Schachnovelle leider im postmodernen Deutschland so wenig wahrgenommen wird. Was wird nicht alles auf dem Gymnasium gelesen: Dürrenmatt, Kleist, Kafka … aber den Zweig kennt kaum ein Abiturient näher, so mein Eindruck.
Ich denke, Zweig hat uns gerade heutzutage mit vielen seiner Werke, in denen er immer wieder gut recherchierte und überzeugende Psychogramme historischer oder auch erfundener Gestalten entwirft, bei denen der politische oder gesellschaftliche Verlierer im moralischen Sinne der eigentliche Gewinner ist , etwas mitzuteilen, was wir gut gebrauchen können (so z.B. im Falle von Maria Stuart oder auch Calvins Gegenspieler Castellio: Mut z.B., schlimme Dinge nicht einfach als von Gott gegeben hinzunehmen. Und auch „Geschichte“ kann man prima bei ihm lernen.
Lebte Zweig noch und in verträglichem Alter, könnte ich ihn mir durchaus als Bundespräsidenten vorstellen, auch wenn er die rein formale Voraussetzung hierzu nicht mitbrächte.
Warum nicht mal ein/e Schriftsteller/in an der Spitze des Staates? Gab es da nicht auch einmal die Kandidatur einer Luise Rinser …? Muss unser oberster Repräsentant unbedingt ein „Politfreak“ sein? Ich glaube, dass nicht. Gerade jetzt!
Beste Grüße
Fritz