Zum Jahreswechsel will ich mir mal was sagen: Wenn Du es unbedingt tun musst, dann tu es eben: Aber nein, sage ich mir, ich muß ja nicht unbedingt. Also, ich will, auch wenn ich nicht muss? Ich will gewollt haben, was ich muss! Oder will ich mir das Muss versüßen? Ja, ich habe recht, ich muss vermeiden, gemusst zu haben, ohne zu wollen! Und entgegne mir, man könne doch auch wollen, ohne zu müssen und müssen, ohne zu wollen. Was aber, frage ich mich nun doch erschrocken, ist mit dem Dürfen? Durfte (es geht mir nicht aus dem Sinn) Gemeinderat Lepanto („Heidelberg pflegen und erhalten“) wollen, Andersdenke der Gotteslästerung zu schmähen. Für mich – das gilt natürlich auch für ihn (wir kommen noch drauf, sage ich mir und ihm), der Regelfall ist, wollen, ohne zu dürfen, weil dürfen, ohne zu müssen, ist besser, als sollen, ohne zu wollen.. Also, nehmen wir einmal an, Du willst, sollst aber nicht, weil Du nicht darfst. Du musst, Du musst es lassen. Ich will aber! Warum? Weil ich nicht dürfen soll – deshalb? Neeeiiin …
Zeitungen von heute sind doch morgen Makulatur? Und übermorgen war morgen sowieso gestern. Gestern war gestern vorgestern, heute wird morgen vorgestern. Gestern war morgen heute. Morgen wird gestern vorgestern. Heute ist heute, ist heute, ist heute, derweil jetzt aber auch schon wieder vorbei ist. Immer! Mit diesen letzten Wahrheiten entläßt Sie ins Neue Jahr: Jürgen Gottschling und, nachträglich zu schlechter Letzt, sei jenem Heidelberger Gemeinderat mit in die nächsten Jahre auf den Weg gegeben, dass er jene Gemeinderäte, die sich für einen Erweiterungsbau an die Heidelberger Stadthalle aussprechen, der Gotteslästerung bezichtigt, womit Wassili Lepanto – legte man seinen Maßstab an, ja aber selber Gotteslästerung betriebe? Betriebe? Betreibt!
Gehen wir aber mal zu seinen Gunsten davon aus, dass er nicht ganz bei Trost und ein wenig mehr als gar nicht meschugge ist. Womit mithin für ihn zu hoffen bliebe, dass bei ihm dann der sogenannte Gotteslästerungsparagraph § 166 StGB nicht greift und er sich somit nicht vor einem weltlichen Gericht für diesen Ausrutscher wird zu verantworten haben.
Merke: Kein Gott läßt sich instrumentalisieren – weder von Josef Ratzinger, noch von Wassili Lepanto. Das mußte nota bene übrigens unbedingt gesagt sein – das habe ich mir nämlich zum Jahreswechsel versprochen: „Wahrheit, auch ohne Vino … “ – und, weil die desaströse Zusammensetzung des „Neuen“ Gemeinderates gerade mal wieder insofern aktuell ist, als es Rätin Dorothea Paschen immerhin geschafft hat, Ingrid Thoms-Hoffmann zu veranlassen also zu schreiben: „Aber was tun, wenn sich einzelne dieser Stadträte geradezu der Lächerlichkeit preisgeben, wenn ihre Argumentation im wahrsten Wortsinn von allen guten Geistern verlassen ist? Tja, Ingrid, das wissen wir auch nicht. Dass aber die Zusammensetzung des Gemeinderates desaströs ist, das haben wir ja gleich nach der Wahl schon prognostiziert! Wie ungern behalten wir manchmal doch recht.
07.Jan.2010, 18:09
Guten Tag Herr Gottschling,
Sie schreiben mir von der Seele. Wer – als Gemeinderat zumal – von Jemandem in einer Sitzung dieses Gremiums sagt, es seien diejenigen Räte Gotteslästerer, die für eine Stadthallen- oder welche Erweiterung auch immer stimmten, der in der Tat macht sich der Gotteslästerung schuldig. Bravo dafür, dass Sie ihm das gesagt beziehungsweise geschrieben haben. Danke. Und, eine schöne Karikatur haben Sie da gefunden. Auch dafür Danke.
Mark