Nicht nur die Verwaltung, auch Anwohner und Pendler aus dem Umland haben die Tage gezählt, während der die Straße nicht befahren werden konnte: 469 Tage wurde gebaut, jetzt ist die neue Neuenheimer- und Ziegelhäuser Landstraße (L 534) – bis auf Restarbeiten – fertig.Mit einem großen Straßenfest wurde nun die neue Promenade am nördlichen Neckarufer am Sonntag, 11. September 2011, von Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und dem Ersten Bürgermeister und Baudezernenten Bernd Stadel feierlich dem Verkehr übergeben.
„Wir haben jetzt eine wunderschöne Straße, die allen Verkehrsteilnehmern gerecht wird – Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern gleichermaßen. Am Neckar ist ein durchgehender Radweg von Neuenheim nach Ziegelhausen entstanden“.
„Neben der Straße wurde auch die Infrastruktur im Untergrund weitestgehend erneuert“, ergänzte der Erste Bürgermeister Bernd Stadel, „die Gashochdruckleitung, die Versorgungsleitungen und der Kanal. Die Stadt Heidelberg hat größte Anstrengungen unternommen, die Baumaßnahme schon zum Ende der Sommerferien 2011 – und damit deutlich früher als ursprünglich geplant – zu beenden und die Auswirkungen der Sperrung des nördlichen Neckarufers durch Verstärkung des öffentlichen Nahverkehrs abzumildern. Dafür hat der Heidelberger Gemeinderat mehr als eine halbe Million Euro zur Verfügung gestellt.“
Die Baumaßnahme auf der Landesstraße 534 am nördlichen Neckarufer in Heidelberg (Neuenheimer und Ziegelhäuser Landstraße) erstreckte sich über 2,3 Kilometer von der Einmündung der Uferstraße im Westen bis zum Russenstein im Osten. Neben der Erneuerung von Fahrbahn und Versorgungsleitungen wurde der neckarseitige Gehweg um etwa einen halben Meter verbreitert, so dass er auch von Radfahrern nutzbar ist. Damit konnte ein weiterer wichtiger Streckenabschnitt des Heidelberger Radverkehrsnetzes realisiert werden.
Marginalien zum RNZ-Kommentar „Halbherzig“
Aber- natürlich hätten das der OB, die Verwaltung und die beteiligten Baufirmen auch alles ganz anders, nämlich viel besser machen können. Und: Müssen! Der RNZ-Journalist Dr. Micha Hörnle, der sich offenbar auch als Freizeit-Kardiologe betätigt, hat diese Landstraßen-Sanierungsangelegenheit in seinem „Kommentar“ jedenfalls eine „Halbherzigkeit“ attestiert. Seine Diagnose ist jedoch nicht nur für einige Kollegen schwer nachvollziehbar, deshalb stellen wir das hier zur Diskussion, um Hilfestellung zu bieten und „Zweitmeinungen“ einzuholen:
„Das Positive“ – schreibt der Doktor – „zuerst“: Endlich könne „das Umland aufatmen“ (wie schön für es), der Verkehr werde „um einiges flüssiger laufen, als die letzten 469 Tage“. „Doch was“ – fragt Hörnle sich und seine Leser – „hat der neue Radweg von Neuenheim nach Ziegelhausen gebracht? So gut“, beantwortet er sich seine Frage alsogleich selbst, „wie nichts. Denn er ist“ nämlich „gar kein richtiger Radweg, nein, diese Strecke müssen sich“, aber da hört sich doch jetzt alles auf, „Fußgänger und Radler teilen“.
Und weiter prognoszitiert Hörnle: „Gerade schnellere Radler werden weiter auf der Straße fahren, weil sie keine Lust haben, um die Platanen Slalom zu kurven.“ Auch merkt er an, der Radweg sei nicht konsequent gedacht, derweil es „keine richtige Anbindung von der Brückenkopfstraße zur Neuenheimer Landstraße“ gäbe. Und, dass „der neue Boulevard auf der Sonnenseite Heidelbergs eher bescheiden ausgefallen“ sei – und mit Boulevard schließlich hat er doch einige Erfahrung.
Aber das Folgende muß man sich dennoch auf der Zunge und im Hirn zergehen lassen: „Von der Brückenstraße bis zur Alten Brücke ist er etwas arg lustlos geteert“. – Also, da hätten wir vom naja, Kollegen dann doch erwartet, dass er dieser Diagnose eine – wenigstens – Empfehlung oder – besser noch – eine Therapieverordnung mit auf den Weg gegeben hätte, die uns Unwissende wissen lässt, wie er denn eine stattdessen lustvoll geteerte Straßendecke möchte zustande gebracht haben können. Wir halten doch sehr dafür und freuen uns auf eine von ihm nachgereichte ausfürliche Anamnese! Ist es doch nämlich nicht eigentlich so, dass in den meisten Fällen hinter einer Krankheit auch eine Ursache steht?
Aber, und dieweil wir immer positiv denken – vielleicht hat Herr Hörnle ja recht, und man hätte etwa den Leinpfad zugunsten eines breiteren Radweges einfach überdeckeln sollen! Und den Radfahrern die mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit ihnen dann ja immer noch im Weg stehenden Platanen einfach nur fällen müssen? Wir haben doch schließlich den Stadtwald in der Nähe. Und den Heiligenberg auch. Da gibts doch der Bäume genug? Oder nicht? Oder was?
Schluß mit lustig, wer einen solchen Quark verzapft (unser Goethe, W. von, schreibt im Westöstlichen Divan: „Getretner Quark wird breit, nicht stark“), hat einen wesentlichen Anteil daran, dass viele Heidelberger richtungweisende RNZ-Diagnosen nicht mehr so recht angemessen für eine Stadt wie Heidelberg empfinden, und lieber dazu beitragen, dass die Auflage der Stadtausgabe schwindender Abonnenten wegen sich immer weiter nach unten bewegt. Ingrid, nimm doch (bitte) diesen martialischen Kläffer an die Leine oder wenigstens an die Hand, redigiere ihn hin und wieder – und bring ihm zumindest (als Einstieg in einen Artiikel ist uns ein Hörnle´scher Höhenflug in Erinnerung:. „Ehrlich gesagt …“), also, bring ihm doch (bitte) wenigstens mal das Schreiben bei. Nix für ungut …
Jürgen Gottschling
Nota bene und zu guter Letzt noch dies:
(Fängt ja schon beinahe an, Spaß zu machen): Nicht nur „lustlos geteert“, sondern „vor allem ist es schade, dass diese Riesenbaustelle nicht dazu genutzt wurde, das nördliche Neckarufer generell aufzuwerten. Denn der Leinpfad ist, bis auf die neuen Bänke unterhalb des Heidelberg College, verkommen, dreckig und zugewuchert wie eh und je.“
Also, wir laufen da häufig, wenn der Pfad nicht gerade – wie in den letzten 15 Monaten – der Baustelle darüber wegen gesperrt und in dieser Zeit – was Wunder – nicht „entwuchert“ worden war. Aber, wir erleben dort dennoch oder eben gerade drum ein wunderschön-verwunschenes Stück Heidelberg …
BILD
19.Sep.2011, 02:43
Gut und kompetent beobachtet, Mr. Gottschling.
Mit Lust am Detail und dennoch auch Blick für das Ganze.
Zu befürchten steht allerdings, dass der Schlusswunsch, den Leinpfad nicht anzutasten (so versteh ich das „nicht teeren“), unerfüllt bleiben wird. Ich sehe die öffentlichen Grüncutter und Schnitter schon unterwegs – ähnlich der überenergischen Hausfrau, die überall nur Schmutz sieht (zumal, wenn das sogar in der Zeitung steht), wo noch irgendetwas wuchert.
Bürokratie wähnt sich immer überaus „sauber“ und duldet in der Regel keine natürliche Selbstentfaltung.
GALAK
(Fritz Feder)
13.Feb.2012, 01:07
Gefaellt mir gut die Seite. Gute Themenwahl.