Eröffnung | Freitag, 24. Juni 2011 um 17.30 Uhr
Ausstellungen und Performances | 25. Juni bis 17. Juli 2011
Veranstaltungsort: Anatomieplatz, Hauptstraße 47-51
In der Zeit vom 25. Juni bis 17. Juli 2011 geht der Heidelberger Kunstverein mit seinem Programm außer Haus und bespielt mit vier künstlerischen Interventionen den öffentlichen Raum. Ausgangspunkt des Projektes „Außer Haus“ ist der an der Heidelberger Hauptstraße gelegene Anatomieplatz, an dem die architektonische Installation „Das Amt“ des Kanadiers Cedric Bomford errichtet wird. Die eigentümliche, ephemere Architektur aus Holz und Glas wird in den folgenden drei Wochen als Bühne für weitere Interventionen dienen.

In der ersten Woche hält die Galerie im Regierungsviertel Berlin mit „Tabularasa“, einem Programm aus 7 aufeinanderfolgenden Ausstellungen, angelehnt an das Forgotten Bar Project in Berlin, Einzug. Das Prinzip der Forgotten Bar ist ebenso einfach wie verführerisch: Künstler laden weitere Künstler, Kuratoren und Filmemacher ein, die wiederum ihr Netzwerk aktivieren. Ein Schneeballsystem kommt ins Rollen, aus dem jede Nacht eine andere Show erwächst. Das Heidelberger Programm wurde gestaltet von Tjorg Douglas Beer, Sarah Bernauer, Stefan Bidner, Marianne Eigenheer, Anna-Catharina Gebbers, Rebecca Lamarche-Vadel und Franz Stauffenberg. Insgesamt werden auf den 15 Quadratmetern des Pavillons in 7 Tagen in allabendlich wechselnden Ausstellungen über 90 Künstler ausgestellt.

In den beiden folgenden Wochen werden in Kooperation mit dem Heidelberger Theater und dem freien Radiosender bermuda.funk Radioperformances des Hamburger Künstlerkollektivs LIGNA auf dem Anatomieplatz aufgeführt:

An vier Terminen werden hier Radiogeräte mit Kopfhörern an Passanten verteilt. Über die Radios empfangen die Teilnehmer die Anweisungen für eine Choreographie, ein sogenanntes Radioballett, das es den Beteiligten ermöglicht, synchron in einer für Außenstehende geheimen Performance den öffentlichen Raum zu besetzen. Alle Heidelberger sind aufgerufen, teilzunehmen, und sich in Müßiggang, der zwecklosen Zerstreuung und der Subversion bestehender Ordnungen zu üben.

Die vierte Intervention findet über den Innenstadtbereich verstreut statt. Der Hamburger Künstler Boran Burchhardt beklebt die Rückseiten von Park- und Halteverbotsschildern mit Siebdruck-Aufklebern, die in über 50 teils wenig verbreiteten Sprachen über das Netzwerk der Medi-Büros informieren. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Medi-Büros vermitteln Menschen ohne geregelte Papiere an Ärzte, die ihnen Anonymität zusichern. „3D § 87 Deutschlandbilder“ thematisiert die gesetzliche Grauzone der medizinischen Versorgung von Menschen ohne Papiere. Durch das Projekt erhalten Menschen, die den öffentlichen Raum nicht mit der üblichen Selbstverständlichkeit in Anspruch nehmen können, auf der „Rückseite“ des Gesetzes eine Sichtbarkeit.

Die vier Interventionen rücken die Aufforderung zum Dialog, zum Handeln und Partizipieren aber auch das Verdrängte, das Randständige ins Licht. „Außer Haus“ ist ein experimentelles Feuerwerk, das die Ordnung des öffentlichen Raumes herausfordert – mit einigen Risiken und vielen Chancen.

DIE KÜNSTLER

CEDRIC BOMFORD
Den Arbeitsvorgang für seine Installationen beschreibt der Künstler als „Denken durch Bauen“, ein Vorgehen, bei dem das Zusammenbauen dem unmittelbaren Skizzieren von Ideen gleichkommt. Somit entzieht sich Bomford (*1975 in Vancouver) der linearen Vorgehensweise des konventionellen Bauens.

BORAN BURCHHARDT
Burchhardts Interventionen setzen an der Schnittstelle von Leben, Kunst und Politik an und zeigen gesetzliche Grauzonen auf. Er wurde 1973 in Hamburg geboren. Zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 wurde die Intervention „3D § 87 Deutschlandbilder“ erstmalig ausgeführt.

GALERIE IM REGIERUNGSVIERTEL BERLIN
Galerie im Regierungsviertel ist eine Initiative von Künstlern und Kuratoren. Die Galerie wurde 2007 im Regierungsviertel Berlin gegründet, den Beteiligten ging es um die Schaffung von Arbeitssituationen losgelöst von institutionellen oder marktspezifischen Aspekten. Im Heidelberger Kunstverein zeigt die Galerie im Regierungsviertel angelehnt an das „Forgotten Bar Project“ ein Programm aus sieben aufeinanderfolgenden Ausstellungen. Das „Forgotten Bar Project“ verbindet Bar und Ausstellungsraum zu einem Forum. In hunderten einabendlichen Ausstellungen wurden bereits über 2000 Künstler im Rahmen des Projektes ausgestellt. In Heidelberg werden die abendlichen Programme von einem der Initiatoren der Galerie, Tjorg Douglas Beer, und den Kuratoren Sarah Bernauer, Stefan Bidner, Marianne Eigenheer, Anna-Catharina Gebbers, Rebecca Lamarche-Vadel und Franz Stauffenberg gestaltet.

LIGNA

LIGNA ist ein Hamburger Künstlerkollektiv, bestehend aus den Medientheoretikern und Performance-Künstlern Ole Frahm, Michael Hüners und Torsten Michaelsen. Mit Modellen performativer Radionutzung interveniert LIGNA im öffentlichen Raum. Eines der von LIGNA hierfür entwickelten Formate ist das Radioballett, bei dem Radiohörer über Kopfhörer eine Choreographie aus Gesten empfangen und umsetzen können. Die Arbeiten der Gruppe LIGNA wurden in den letzten Jahren auf zahlreichen Festivals gezeigt und mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Für Heidelberg hat LIGNA ein neues Stück mit dem Titel „Differenz und Wiederholung“ verfasst, das in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Theater produziert, vom bermuda.funk gesendet und von Heidelberger Passanten getanzt werden soll.

TERMINE

INTERVENTION I | „Das Amt“ von Cedric Bomford
Architektonische Installation am Anatomieplatz vom 24. Juni bis 17. Juli 2011

INTERVENTION II | „Tabularasa“, Galerie im Regierungsviertel Berlin / The Forgotten Bar Project invited by Tjorg Douglas Beer
Ausstellungen und Performances vom 24. Juni bis 30. Juni 2011
Veranstaltungsort: Anatomieplatz

INTERVENTION III | „Differenz und Wiederholung“, Radioballett von LIGNA
Partizipative Performances am 7. Juli, 12. Juli, 14. Juli und 15. Juli 2011*
Veranstaltungsort: Anatomieplatz
* bermuda.funk sendet das Radioballett an diesen Tagen jeweils um 17.30 Uhr (HD 105,4 MHz & MA 89,6 MHz).
INTERVENTION IV | „3D § 87 Deutschlandbilder“, ein Projekt von Boran Burchhardt
Aktion in der Heidelberger Innenstadt ab 27. Juni 2011

Juni 2011 | Heidelberg, Allgemein, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau | Kommentieren