Die Gespräche zum weiteren Vorgehen beim Projekt Stadt an den Fluss führten bislang noch zu keinem Ergebnis. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen, GAL, generation.hd, Heidelberg pflegen und erhalten und Bunte Linke lehnt den Vorschlag des Oberbürgermeisters ab, die Bürgerinnen und Bürger über die verschiedenen Wege, die Stadt an den Fluss zu bringen, entscheiden zu lassen. Hintergrund war, dass die Stadtverwaltung – basierend auf einem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats vom 23. Juli 2008 – den Förderantrag für das Projekt im April 2010 beim Regierungspräsidium eingereicht hatte. Als das Regierungspräsidium darum bat, weitere Einsparmöglichkeiten beispielsweise durch eine Verkürzung des Tunnels und weitere Fördermöglichkeiten durch die Integration einer Straßenbahnlinie zu prüfen, sprach sich der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss in einer Vorberatung gegen die Durchführung der dazu erforderlichen Planungsarbeiten aus. Eine Beschlussfassung im Gemeinderat ist noch nicht erfolgt.
Dazu Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Mir war es wichtig, vor einem endgültigem Beschluss den Gesprächsfaden aufzugreifen und nach gemeinsamen Lösungen für dieses wichtige Stadtentwicklungsprojekt zu suchen. Denn das Regierungspräsidium als Fördermittelgeber erwartet von uns eine qualifizierte Antwort, um den Antrag weiterbearbeiten zu können. Deshalb haben wir den Fraktionen den Vorschlag unterbreitet, die verschiedenen, bislang bereits diskutierten Alternativen für Stadt an den Fluss – die ja teilweise von den Fraktionen selbst stammen – transparent darzustellen und die Bürgerinnen und Bürgern direkt entscheiden zu lassen, wie es bei diesem wichtigen Projekt weiter gehen soll.“
Alternativen ausarbeiten und bewerten
Bei der grundlegenden Zielstellung von Stadt an den Fluss ist man sich einig. Es geht darum, zumindest den zentralen Bereich der Altstadt komplett als Fußgängerbereich bis hin zum Fluss auszugestalten. Insbesondere was die Verkehrsführung betrifft gibt es mehrere Alternativen:
• Stadt an den Fluss mit Neckarufertunnel: der Durchgangsverkehr, der heute auf der B37 fährt, verläuft im Tunnel; oberirdisch entsteht ein Fußgängerbereich; diese Variante wurde 2008 vom Gemeinderat mit großer Mehrheit von 27 Ja-, 12 Nein-Stimmen und einer Enthaltung beschlossen
• Stadt an den Fluss mit Neckarufertunnel und Straßenbahn: analog zur o.g. Variante, aber zusätzlich mit einer hochwasserfreien Straßenbahnstrecke bis S-Bahnhof Altstadt, sowie der Möglichkeit einer erweiterten ‚Campuslinie‘ vom Neuenheimer Feld bis in die Altstadt; die Prüfung dieser Variante wurde vom Regierungspräsidium gefordert, zudem ist die Option einer Straßenbahnlinie auf der Promenade bereits im Grundsatzbeschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2008 enthalten
• Stadt an den Fluss „light“: die Verkehrsführung bleibt wie bisher auf der B 37, gegebenenfalls wird die Höchstgeschwindigkeit reduziert; es ensteht eine Teilpromenade für Fußgänger etwa durch Pontons auf dem Neckar
• Stadt an den Fluss mit Magistrale, mittlerweile auch StadtRaumFluss genannt: die B 37 wird für den allgemeinen Verkehr gesperrt (ohne Tunnel); der Durchgangsverkehr der B37 soll auf die Achse Friedrich-Ebert-Anlage/ Kürfürstenanlage gelegt werden; die Friedrich-Ebert-Anlage soll zudem mit einer Straßenbahntrasse versehen werden; auf der heutigen B 37 entsteht eine Promenade für Fußgänger
• Beibehaltung des Status Quo
Diese Alternativen sollen, so der Vorschlag der Stadt, mit Unterstützung eines Gutachters ausgearbeitet werden, um sie in Bezug auf verkehrliche und städtebauliche Wirkung, Kosten und Förderrahmen bewerten zu können.
Bürger sollen Wahl treffen
Auf mehreren Informationsveranstaltungen sollen den Bürgerinnen und Bürgern die möglichen Alternativen vorgestellt werden, so dass sie voraussichtlich im Herbst dieses Jahres eine Entscheidung treffen können, welche Alternative sie wollen. Dazu soll eine ‚Bürgerbefragung‘ durchgeführt werden, bei der man zwischen den Alternativen wählen kann. Eine solche ‚Bürgerbefragung‘ wurde in Heidelberg bereits Anfang der 90er Jahre durchgeführt zum Bau eines Sportplatzes in Ziegelhausen. Die ‚Bürgerbefragung‘ hat den Vorteil, dass man sich zwischen mehreren Alternativen entscheiden kann, im Gegensatz zu einem Bürgerentscheid, der nur eine Abstimmung mit „ja“ oder „nein“ zulässt. Die konkrete Ausgestaltung der ‚Bürgerbefragung‘, ob etwa ein Quorum gelten soll oder nicht, kann im Gemeinderat definiert werden.
Auf diesen Vorgehensvorschlag müsste sich der Gemeinderat verständigen. Eine entsprechende Vorlage wird derzeit erarbeitet, um eine klare Beschlusslage zu dieser wichtigen Frage zu erzielen.
25.Jan..2011, 11:20
Das ist doch eine Politshow des OB. Das einzige offene Thema beim Tunnel ist doch die Finanzierung, und die gibt es nicht. Was sollen wir da abstimmen? Über Lufttunnel??
Wie beim Kongresszentrum. Da erklärte der OB eine Woche vor der Abstimmung, er könne die Kosten nicht angeben.Und dann erwarten er eine Mehrheit für sein Kongresszentrum? Naiv.
Er macht Politik ohne Finanzen, aber Rechnungen müssen trotzdem bezahlt werden. Der OB ist naiv wenn er denkt, der gebildete Heidelberger versteht sein Hütchenspiel nicht.
Übrigens, wie bitte sehr soll die Strassenbahnlinie überschwemmungssicher gelegt werden?
25.Jan..2011, 13:37
Sehr geehrte(r) Herr Frau „thinker“
Wir bringen prinzipiell keine anonymen Kommentare. Mit einer Mailadresse, die Ihren Namen enthält sind Sie bei uns willkommen.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Gottschling
25.Jan..2011, 19:41
Tja, dieses Tempo von unserem OB Würzner kommt einigen Stillständlern offensichtlich zu rasant vor.
Dagegen gibt es nur ein Mittel – nämlich sich selbst in Bewegung zu versetzen, dann wird man nicht mehr vom frischen Fahrtwind erschreckt, an dem es 16 Jahre unter Beate Weber gemangelt hat.
Es ist doch absolut spannend, wenn nun eine Weiterentwicklung in der – hoffentlich – Qualitätsverbesserung der Bürgerbeteiligung mit mehr Aussagekraft angestossen durch unseren OB Würzner stattfindet.
Raus aus dem fantasielosen nur Ja oder Nein, hin zur Vielfalt. Wenn man schon so mutig ist „alternativlos“ nicht mehr hinzunehmen, dann sollte man auch den Extrameter gehen, um neue Alternativen zu entdecken.
Woody Allen würde vielleicht sagen:“ Was Sie schon immer von Ihren Heidelbergern wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten …“
Diejenigen, die ein Bürgerbegehren mit einer Rechtsschutzversicherung verwechseln, um wegen jedem Käse zu klagen, damit aber eigentlich nur ihr eigenes Schäfchen ins Trockene bringen wollen, sei gesagt: „Irgendwann fällt die Ego-Masche auf!“
Mit freundlichen Grüßen
Ernest Kraft