Stolpersteine sind kleine Gedenksteine, die vor den einstigen Wohnhäusern von NS-Opfern in das Straßenpflaster verlegt werden. In die 10 mal 10 cm großen Messingplatten sind die Namen, Lebensdaten und Hinweise auf das Schicksal des jeweiligen Opfers eingraviert. Die Steine werden seit 1996 auf Initiative von Bürgern zusammen mit dem Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt.
Seit März 2008 gibt es in Heidelberg eine Initiative von Bürgerinnen und Bürgern, die sich regelmäßig in den Räumen der Volkshochschule trifft und die sich dafür einsetzt, dass auch in dieser Stadt Stolpersteine zum Gedenken an verfolgte und ermordete ehemalige Bürgerinnen und Bürger verlegt werden.
In mehr als 500 Gemeinden in Deutschland und im benachbarten Ausland sind solche Steine bisher verlegt worden. In Berlin, in Freiburg und Hamburg, aber auch in unserer Region, etwa in Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen, in Ladenburg, in Hemsbach und Weinheim.
Wir erkennen an, dass die Stadt Heidelberg bereits viel für das Erinnern an die Opfer der NS-Zeit getan hat. Stolpersteine sollen diese Erinnerungsarbeit e r g ä n z e n.
Sie sind Zeichen von Lebensspuren im Alltag und erinnern an die Verbrechen der Nationalsozialisten an den Stellen, wo die Verfolgten und Ermordeten gewohnt und gelebt haben, nämlich mitten in der Stadt. Sie erinnern an
e i n z e l n e P e r s o n e n und zeigen durch ihre d e z e n t r a l e Verteilung, wie sehr die Verfolgten Teil der Gesellschaft waren. „Sie schärfen das Bewusstsein von der „Zerbrechlichkeit der Zivilisation“ (Jutta Limbach).
Die Verlegung von Stolpersteinen ist ein Prozess, an dem sich viele beteiligen können. Beispiele aus anderen Gemeinden zeigen, dass die Mitarbeit von Schülern mit ihren Lehrern oder auch von Jugendgruppen bei der vorbereitenden Erarbeitung einzelner Biographien zu einem lebendigen und eindrücklichen Geschichtsunterricht werden kann.
Bei der Verlegung von Stolpersteinen sollen auch solche NS-Opfer berücksichtigt werden, deren bisher weniger öffentlich gedacht worden ist (z.B. Zeugen Jehovas und Gewerkschafter und sogenannte „Asoziale“).
Ein Stolperstein wird verlegt, wenn jemand die Patenschaft, d.h. die Kosten für die Herstellung und Verlegung (95.-Euro) übernimmt. Der Stadt entstehen also keine Kosten. Die Initiative hat bereits die Zusage von Patenschaften für 15 solcher Gedenksteine, die an ehemalige Heidelberger Bürger und Bürgerinnen erinnern sollen.
Selbstverständlich werden Stolpersteine nicht gegen den Willen von Angehörigen von Opfern verlegt.
Einladung zur 1. Stolpersteinverlegung in Heidelberg!
Dienstag, 12.10.10 um 14 Uhr Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18, Heidelberg
Gedanken und Musik zur 1. Stolpersteinverlegung
15 Uhr
Verlegung beginnend in der Dreikönigstraße, über die Hauptstraße und die Gaisbergstraße in die Bergstraße.
Gedenken zum 70. Jahrestag der Deportation nach Gurs
Am Freitag, dem 22.10.10, jährt sich die Deportation nach Gurs zum 70. Mal. Die Initiative Stolpersteine möchte dieses Tages mit Ihrer Mithilfe gedenken.
Wir laden ein zu einer Besprechung über die weitere und genauere Planung zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Gurs-Deportation am 30. September 2010 um 19.30 Uhr im Hölderlin-Gymnasium, Raum 117, Eingang Friedrich-Ebert-Anlage über den Hof, linke Eingangstür.
Am 22. Oktober 1940 wurden nahezu alle noch in Heidelberg verbliebenen Juden nach Gurs in Südfrankreich deportiert. Es waren fast 300 Personen aus dem Stadtgebiet und über 100 Personen aus dem damaligen Landkreis Heidelberg; die Aktion war Teil der Deportation der badisch-saarpfälzischen Juden, und es war die erste große Deportation aus dem Deutschen Reich.
Am 22. Oktober 2010 sind es 70 Jahre seit diesem Ereignis. Wir meinen, dass wir an diesen Tag e r i n n e r n und der deportierten Menschen g e d e n k e n sollen. Wir haben deshalb Überlegungen angestellt, in welcher Weise dies geschehen könnte.
Der Zug nach Gurs ging am 22. Oktober 1940 vom Gleis 1 des damaligen Hauptbahnhofs ab, ungefähr um 18 Uhr. Mit Hilfe des Vermessungsamtes der Stadt konnte die genaue Lage dieses ehemaligen Gleisgeländes festgestellt werden. Das Gleis begann ziemlich genau an der Passage zwischen der Sparkasse und der Volksbank in der Kurfürsten-Anlage.
An diesem authentischen Ort soll eine Erinnerungs- und Gedenkstunde stattfinden. U.a. möchte sich das Stadttheater beteiligen und Schauspieler sollen geeignete Texte sprechen.
Viele jüdische Personen wohnten im Oktober 1940 nicht mehr in ihren angestammten Häusern und Wohnungen, sondern waren in sogenannte Judenhäuser eingewiesen worden. Aus diesem Grund planen wir, dass am 22. Oktober 2010 viele Menschen gruppenweise von einigen dieser Ghettohäuser aus zum ehemaligen Gleis 1 gehen. Wir möchten vor allem die Schulen für die Teilnahme gewinnen.
Um 17 Uhr kann dann am ehemaligen Gleis 1 eine Erinnerungs- und Gedenkstunde stattfinden. Die Uhrzeit ist so gewählt, weil um 15 Uhr in der Prinzhorn-Sammlung eine Veranstaltung zu diesem Tag stattfindet und weil am Abend (es ist ein Freitag)
der Sabbat beginnt.
Wir laden Sie ein zu einer Besprechung über die weitere und genauere Planung am
Donnerstag, dem 30. September 2010, um 19.30 Uhr im Hölderlin-Gymnasium, Raum 117.