Heute abend wissen wir mehr …
Großes Wehklagen herrschte nach der Niederlage gegen Serbien. Dabei sollten wir uns freuen. Rein statistisch folgte nach einer Schlappe in der Gruppenphase immer der Einzug ins WM-Finale. News.de wirft einen Blick in die Historie und macht Hoffnung.

Oktopus Paul, aus dem Sea Life in Oberhausen, sagt den Sieg der deutschen Nationalelf beim heutigen Spiel gegen Ghana voraus. Bei der Wahl zwischen zwei Plexiglasboxen mit Futter entschied sich Paul für die deutsche Box. Auf den Oktopus könnte sogar Verlass sein - Paul hatte die Spiele gegen Serbien und Australien jeweils richtig getippt

Deutschlands Jubel könnte von langer Dauer sein. Statistisch gesehen bürgt eine Vorrundenniederlage für den Finaleinzug. Text Deutschlands Jubel könnte von langer Dauer sein. Statistisch gesehen bürgt eine Vorrundenniederlage für den Finaleinzug.

Das «Wunder von Bern» hatte ein leidliches Vorspiel. In der Gruppenphase trafen Fritz Walter und Co. 1954 auf die nahezu unschlagbaren Ungarn. Deutschland trat mit einer B-Truppe an und ging mit 3:8 sang- und klanglos unter. Bundestrainer Sepp Herberger musste sich in der Heimat wegen des abgeschenkten Spiels bitterböser Kritik stellen. Doch der Trainerfuchs dachte schon weiter, viel weiter – bis ins Finale. Im Endspiel hieß der Gegner erwartungsgemäß wieder Ungarn. Diesmal spielte jedoch die A-Elf des DFB. In einem unvergessenen Match wurden die verdutzten Ungarn schließlich mit 3:2 besiegt. Puskás und Co. dachten, sie könnten die Deutschen wegputzen wie in der Gruppenphase und wurden so Opfer einer starken deutschen Mannschaft und einer Prise Arroganz.

Zwanzig Jahre später folgte wieder eine Niederlage in der Gruppenphase, wenn auch unter gänzlich anderen Voraussetzungen. In Hamburg erlaubte sich die DFB-Elf eine 0:1-Schlappe gegen Fußballzwerg DDR. Fortan fungierte «Kaiser» Franz Beckenbauer als eine Art Spielertrainer. Bundestrainer Helmut Schön hörte auf seinen Kapitän und war damit gut beraten. Danach lief es nämlich wie am Schnürchen. Am Ende stand der zweite deutsche Weltmeistertitel nach dem 2:1-Finalsieg gegen die Niederlande.

Bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien blamierte sich eine arrogante deutsche Mannschaft im ersten Gruppenspiel bis auf die Knochen. Gegen Algerien verlor der damalige Europameister um Kapitän Karl-Heinz Rummenigge mit 1:2. Offensichtlich diente diese Schlappe als Weckruf für das Team von Trainer Jupp Derwall. Wenige Wochen später stand schließlich doch wieder Deutschland im Finale. Dort verlor das Team zwar 1:3 gegen Italien, was angesichts des totalen Fehlstarts aber als Erfolg zu werten war.

In Mexiko war es 1986 wieder einmal so weit. In der Gruppenphase folgte einem Unentschieden gegen Uruguay ein 2:1-Sieg gegen Schottland. Beim Showdown gegen Dänemark setzte es eine blamable 0:2-Schlappe. Franz Beckenbauer in seinem ersten Turnier als Teamchef musste mit ansehen, wie seine Jungs den Sieg vergeigten. Als Gruppenzweiter kämpfte sich die Mannschaft  dennoch erfolgreich durch das Turnier bis ins, klar, Finale. Im Atztekenstadion von Mexiko-City verlor die Mannschaft unglücklich mit 2:3 gegen Argentinien. Wie fast ein Jeder weiß, soll man nur Staatistiken trauen, die man selbst gefälscht hat! Aber sind wir nicht allzumal Sünder? Alsdann, Ihr veritanischen kicktipper …

Juni 2010 | Allgemein, Politik, Sapere aude | Kommentieren