Gestern abend – zwei Tage nach dem 1. Mai – war Vorstandssitzung des Heidelberger SPD Ortsverein Altstadt. Da bin ich hingegangen ……  weil ich dachte, jetzt, im Alter, jetzt mußt Du – hab ich, weil Du doch „auch ein Genosse bist“, mir gesagt – noch mal ganz arg politisch werden. Gesagt, getan: Kaum von zuhause fort, schon war ich dort – am Vorabend immerhin  meines 67. Geburtstages. Und, kaum haben wir angefangen, uns darübere Gedanken zu machen, wie wir unsere „lieben Altstädter“ ( © LindA) Mitbürger davon würden überzeugen können, dass wir schon auch sehr gegen nächtlichen Lärm und herumkotzende und an Hauswände und Hausflure pissende Besoffene wären, und dagegen durchaus auch restriktive Maßnahmen fordern. Aber, haben wir weiterhin überlegt, dass das auch mit Mittel versucht werden müsse, die sich auf dem Weg der Rechtsstaatlichkeit bewegen und dass wir ohne ein Blockwartdenken zu fordern oder zu fördern auskommen sollten.

Bernhard von Minden, 1340: Adam und Evas Vertreibung aus dem Paradies

Dass auch wir als fleischgewordene Selbstgerechtigkeit predigen würden, das wollte ich nicht.

Aber kaum, dass mir meine Genossinnen und Genossen gesagt haben, es sei keine feine Art, OberLindA damit, sie sei so, auch künftig  solcherweise zu ärgern, schon kam Genossin Karin W.-J., als ob sie auf ihr Stichwort gewartet habe, hochselben.

Und, als sie dann wieder ging, sagte sie zu mir, dass sie mit mir nie wieder mehr würde sprechen wollen, vielleicht, weil ich unter die Leute gebracht habe, naja, weshalb auch immer; jedenfalls gibt es für mich also keinen direkten Weg mehr, mit ihr in eine Kommunikation ein zu treten.

Aber, ich bin doch – eigentlich – gar nicht so wirklich böse, habe ich mir traurig gedacht, und mich an einen kurzen Text gemacht, welchen ich Ihr als – Robert Koch eingedenk) Gesprächsangebot zeitnah gerne widme:

Bedroht uns eine konservative Welle ?
Erleben wir in Heidelbergs Altstadt derzeit, was es in diesem unserem Lande  vor über sieben Jahrzehnten schon einmal gab: eine „Konservative Revolution“? So nannte und nennt man jene Bewegung der sogenannten intellektuellen Rechten, die in den Jahren vor und nach 1930 zum Sturm auf den liberalen Zeitgeist aufrief. Einer ihrer einflussreichsten Vertreter war der Staatsrechtler Carl Schmitt. 1927 legte er einen seiner berühmtesten Essays, vor. Die spezifisch politische Unterscheidung sei die zwischen Freund und Feind, so lautete die alsbald leidenschaftlich diskutierte Kernthese. Der Rezensent, der sich am gründlichsten auf Schmitt einließ, war der deutsche Philosoph Leo Strauss. An der Freund-Feind-Lehre fand er nichts auszusetzen. An Schmitts Liberalismuskritik aber bemängelte er, sie sei nicht radikal genug, weil sie sich noch im „Horizont des Liberalismus“ bewege. Zur Vollendung könne diese Kritik nur kommen, wenn es gelinge, „einen Horizont jenseits des Liberalismus“ zu gewinnen.

Natürlich ist der Altstadt Neokonservativismus nicht einfach eine Kopie jener deutschen Konservativen Revolution. Die jungkonservativen Gegner der Weimarer Republik verachteten die westlichen Werte, die Heidelberger Neokonservativen halten sie hoch. Aber die Art, wie sie es tun, bringt sie mit ebendiesen Werten in Konflikt.
Wer sich ihrer voluntaristischen Weltsicht nicht anschließt, den verachten sie. In ihrem Freund-Feind-Denken sind sie würdige Nachfolger des Deutschen Carl Schmitt.
Viele dieser Fundamentalisten glauben an den heilsgeschichtlichen Auftrag Amerikas, die Welt von der Tyrannei des Bösen zu erlösen, und sie leiten daraus den Gedanken einer Mission im Dienste von Fortschritt, Freiheit und Demokratie ab. Es ist der Geist des radikalen Puritanismus, der schon die Pilgrim Fathers beflügelte.

Mai 2010 | Heidelberg, Allgemein | 1 Kommentar