Für den gewaltigen, wenn auch kurzen Kurseinbruch des Dow-Jones-Index dürfte Griechenland keine Rolle gespielt haben. Mikis Theodorakis hatte (siehe Erklärung im Artikel weiter unten) recht mit seiner Einschätzung.
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Wallstreet crashte gestern wie 1987 und 2008 und man schiebt den Grund fälschlicherweise auf Griechenland. Der Euro ist schuld, so die allgemeine These. Doch dies ist alles Bullshit, wie die Yankees sagen würden. Die Wahrheit ist, dass der eigentliche Auslöser der aktuellen Krise China ist. Gestern kollabierte der chinesische Index, der Dax war relativ stabil, doch plötzlich crashte der amerikanische Index um bis zu 9 %, ein Kursabfall, der historische Dimension hat.
Was schließen wir daraus? In den Medien werden die falschen Schuldigen gesucht (eine von – hahaha – einem Banker falsch in den Computer eingegebene Zahl), denn würde man die wahren Schuldigen beim Namen nennen, wäre die Panik umso größer. China ist auf Crashkurs, das Land ist völlig überschuldet und der dortige Aktienmarkt war der schwächste der letzten Monate. Hier liegt der eigentliche Grund der aktuellen Kursabschwünge.
Die vorgegebene Meinung, dass Griechenland an den Kursverfällen schuldig sei, ist ein völliger Unsinn.
Die Deflationsfalle
Weder der Euro noch Europa werden wegen Griechenland, Portugal oder Spanien untergehen. Zu bedeutend ist die Wirtschaftskraft Deutschlands. Amerika sucht Ausreden, um vom größten Ungleichgewicht der Weltwirtschaftsgeschichte abzulenken, dem Bretton Woods zwischen der amerikanischen und der chinesischen Währung.
China hat künstlich seine Währung niedrig gehalten und dadurch die USA mit billigem Geld seine Wirtschaft angekurbelt. China hat es dadurch geschafft eine Situation zu schaffen, die dramatischer ist als die Situation der US-Wirtschaft im Jahr 1929. Damit ist China zur größten Deflationsfalle der Weltwirtschaft avanciert. Eine tickende Zeitbombe, wie sie die Welt nie zuvor gesehen hat. Nicht Griechenland ist das Trojanische Pferd für Europa, sondern China ist es für die Weltwirtschaft. Es hat sich zu einem der größten Bubbles entwickelt, den die globale Ökonomie je gesehen hat. Welcome in the real world!
Artur Schmidt
07.Mai.2010, 17:14
Zur Argumentation im obigen Beitrag („China auf Crashkurs“) gebe ich folgendes zu bedenken:
Die USA sind bei China hoch verschuldet. Die chinesischen Eigenschulden inkl. Neuschulden sind durch exorbitante Währungsreserven gedeckt. Und selbst im Kontext der Weltkrise kann die VR China noch ein Wachstum von über 8% vorweisen. Nicht so die USA.
Insoweit ist die Schlussfolgerung(siehe oben): „Nicht Griechenland ist das Trojanische Pferd für Europa, sondern China ist es für die Weltwirtschaft“…zu relativieren. Solche Statements lenken ab und führen auf falsche Fährten.
Die weltweite Krise geht seit ein paar Jahren primär von den USA aus. Und es sind vor allem US-Finanziers und US-Agenturen, die Griechenland (mit Einwilligung eines Teils ihrer Machtelite) zu demütigen versuchen und gegen den Euro spekulieren.
Die ehemalige ökonomische Weltmacht Nr. 1 bäumt sich (ein letztes Mal?) mit allen Mitteln auf, um ihren Spitzenplatz zu halten. Ihre politischen und ökonomischen Spitzenleute wollen es zugleich nicht wahrhaben, dass die USA längst zurück gefallen sind. Die Großmacht weist in ihrem Wirtschaftsverhalten, in ihrer Kultur – bei allem noch Positiven – klare Anzeichen spätrömischer Dekadenz auf.
Nunmehr auf Platz 2 werden sich die USA in Zukunft dauerhaft mit hinteren Plätzen begnügen müssen, jedoch zweifellos noch länger Großmacht bleiben.
Das mag gewöhnungsbedürftig sein, ist aber so.
Der Wechsel von „Führungsnationen“ ist in der Weltgeschichte immer wieder beobachtbar – vom Römischen Reich damals bis England etwa zu Zeiten der 20er Jahre des alten Jahrhunderts.
Die USA treten nun unaufhaltsam ins zweite oder dritte Glied. Ihr heftiges Spekulieren und Rüsten und Waffen verscherbeln ist nur noch ein brüllendes Aufbäumen, freilich auch ein finanzieller Moloch, der in der Lage ist, Epidemien zu verbreiten. Wir haben gerade wieder eine.
Beste Grüße
Fritz Feder
08.Mai.2010, 11:52
Liebe Leser, wir unterliegen da wohl einer Wahrnehmungsstörung. Wer behauptet, dass China das Wirtschaftszentrum der Zukunft wird, der hat auch geglaubt, dass die Finanzmärkte uns allen nur Segen bringen. mfg, W. Lauterbach
08.Mai.2010, 18:55
Zum kurzen Kommentar 2
Stichwort Wahrnehmungsstörung: Bei mir war und ist es z.B. anders. Ich halte das Agieren der Finanzmärkte für eine moderne ökonomische Pest, also für keinen „Segen“ (sihe Kommentar 2). Andererseits sehe ich, dass China sich nicht nur zum „Wirtschaftszentrum der Zukunft“ entwickeln wird,sondern bereits entwickelt hat. Was in Kommentar 2 also untrennbar verbunden wird, geht aus meiner Sicht durchaus getrennt.
Hinzu kommt: die Banken- und Finanzmarktaufsicht, die wir in Europa und den USA haben sollten und um die sehr schleppend und gegen viel Widerstand seit ca. 1-2 Jahren gerungen wird, hat die VR China auf ihre Art schon längst.
Es zeigt sich hier die Erkenntnis, dass der autoritär gesteuerte Kapitalismus in der gegenwärtigen Epoche erfolgreicher ist als der neoliberale Kapitalismus. Das ist nicht gemütlich, denn ich möchte weder von einem autoritären Staat noch von der Gier der Konzerne und Hedgefonds beherrscht werden.
Es muss was Drittes geben.
Abschließende Frage: Wer bestimmt jetzt eigentlich, worin die „Wahrnehmungsstörung“ (siehe Kommentar 2) besteht und wer sie hat?
Beste Grüße
Fritz Feder