Kaum ist der Winter vorbei, setzen bei über der Hälfte der Deutschen
erste Beschwerden ein: Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen,
Kreislaufprobleme und ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis. Der Volksmund
spricht von Frühjahrsmüdigkeit. Über ihre genauen Ursachen wird noch
spekuliert, so Prof. Dr. Curt Diehm, Chefarzt Innere
Medizin/Gefäßmedizin am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach.

Foto (Quelle SRH): Prof. Dr. med. Curt Diehm

Sicherlich spiele der Hormonhaushalt eine Rolle, so Professor Diehm.
Denn der gerät beim Jahreszeitenwechsel durcheinander. In den dunklen
Wintermonaten nimmt das Glückshormon Serotonin ab, da seine Produktion
vom Tageslicht abhängt. Das Schlafhormon Melatonin hingegen ist im
Winter im Überfluss vorhandenen. Im Hormonhaushalt führt das zum
Ungleichgewicht. „Wir erwachen quasi aus dem Winterschlaf. Die Folgen
sind oft ein Müdigkeitsgefühl und Gereiztheit“, sagt Diehm. Wenn die
Symptome der Frühjahrsmüdigkeit nicht verschwinden, rät er unbedingt
einen Arzt aufzusuchen: „Frühjahrsmüdigkeit ist keine Krankheit, es
könnte aber eine organische oder psychische Erkrankung vorliegen, die
dringend behandlungsbedürftig ist.“

Bei den übrigen Betroffenen reiche häufig schon eine Umstellung der Gewohnheiten aus, um sich schneller wieder fit zu fühlen. „Nach diesembesonders harten Winter sind die Energiereserven des Körpers praktischaufgebraucht. Man spricht in nordischen Ländern deshalb auch von einerWinterdepression“, so Diehm. Künstliche Lichtquellen helfen dabei, sich schon im Winter deutlich besser zu fühlen. Und am Anfang des Frühjahrs, so Diehm, könne man bei kurzen Aufenthalten im Freien ruhig einmal auf einen hohen Lichtschutzfaktor verzichten, um die Energiereserven aufzutanken.

Ansonsten rät der Chefarzt zu viel Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Flüssigkeit sowie viel Obst und Gemüse. Denn häufig fehlen dem Körper nach dem langen Winter wichtige Vitamine und Mineralstoffe. „Lassen Sie den Fahrstuhl links liegen und benutzen Sie die Treppe. Essen Sie besser kleine Mahlzeiten, denn große machen zusätzlich müde“, sagt Diehm. Wer all das berücksichtigt und morgens trotzdem nicht aus dem Bett kommt, kann es mit Wechselduschen probieren.

Das macht auch den tiefsten Winterschläfer wach.

März 2010 | Allgemein, Essay, Zeitgeschehen | Kommentieren