Der Heidelberger FDP-Bundestagsabgeordnete Dirk Niebel bittet bei den Verantwortlichen, den Professoren Siewert, Hoffmann und Sohn, um Unterstützung für den Erhalt des wiederum gefährdeten Heidelberger Gebärzimmers auf dem Gelände der Universitäts-Frauenklinik. Die von den Hebammen Mechthild Zahrt und Miriam Köhler betriebene Einrichtung gibt es seit 25 Jahren.
Niebel merkt in seinem Schreiben an, daß das Heidelberger Gebärzimmer in herausragender Weise häusliche Atmosphäre und die Sicherheit klinischer Leistungen verbinde. Auch bei der Entbindung seiner eigenen drei Söhne haben Niebel und seine Frau den Geist und das persönliche Engagement dort sehr schätzen gelernt. Dadurch werde die Geburt zu einem Erlebnis, das die Belastungen schnell vergessen mache, so Niebel.
Der Abgeordnete wirbt dafür, daß der Fortbestand dieses Konzeptes auch am neuen Standort ermöglicht wird.
Warum Babys heute keinen Klaps mehr kriegen
Kinder-Uni im Netz auf Recherchetour – Hebamme Mechthild Zarth gab im Gebärzimmer Einblick in ihre Arbeit.

"So blutig, wie viele meinen, ist eine Geburt gar nicht", beruhigt Mechthild Zarth, Sie muss es wissen, schließlich ist die 48-Jährige seit einem Vierteljahrhundert Hebamme.
Seit zwei Jahrzehnten leitet sie in Heidelberg das Gebärzimmer. Das liegt in der Bergheimer Straße 48, also in unmittelbarer Nähe der Frauenklinik, und erlaubt doch eine Geburt fast wie daheim.
„Ui, ist das toll hier“, meint Melina. Die kleine Redakteurin der Kinder-Uni im Netz hat sich an diesem Morgen mit einer Reihe von jungen Kolleginnen und einem Kollegen auf Recherchetour in Sachen Geburt gemacht. Gemütlich wirken die Räume des Gebärzimmers tatsächlich. Sie sind in ein orangenes Licht getaucht. Jede Menge bunter Bälle gibt es, eine Art großes Bett und eine riesige Badewanne. Geräte, beispielsweise zum Kontrollieren der Herztöne des Babys, gibt es aber natürlich auch.
Sicherheit und Erfahrung sind wichtig, erklärt Mechthild Zarth, „wenn ich einen Fehler mache, kann ich das Ergebnis nicht einfach in den Papierkorb schmeißen und nochmal tippen“. Deshalb findet sie es auch richtig, dass für den Beruf eine dreijährige Ausbildung erforderlich ist. „Schließlich haben wir eine große Verantwortung für die Mutter und das Kind“, sagt die Hebamme, „wir müssen entscheiden, was normal ist und wann wir einen Arzt brauchen“.
Auf die Welt zu kommen, ist ein ganz normaler Vorgang, den man nicht üben kann, meint die erfahrene Hebamme. Sie findet, dass jede Frau während der Geburt das machen sollte, was ihr gut tut. Wer sich in der Badewanne pudelwohl fühlt, darf dort bleiben, wer lieber im Bett auf dem Rücken liegt, bekommt auch das gestattet und dann gibt es noch jede Menge verschiedener Möglichkeiten sich zu hocken, zu knieen oder zu kauern. Wichtig ist allerdings, dass die Frauen die Umgebung finden, die zu ihnen passt. Wer Zwillinge erwartet, Probleme während der Schwangerschaft hatte oder viel medizinische Kontrolle während der Geburt haben möchte, ist im Gebärzimmer falsch und im Krankenhaus besser aufgehoben.
Auch wenn sich ein Kind in der Nabelschnur verwickelt oder sonstige Komplikationen während der Geburt auftauchen, wird die Mutter schnell die paar Meter in den Kreißsaal der Uniklinik gefahren. Das Wort „Kreißsaal“ kommt übrigens von „kreißen“, was in früheren Zeiten so viel wie „gebären“ hieß, kann aber auch vom Mittelhochdeutschen „krizen“, das heißt so viel wie kreischen oder stöhnen stammen.
Bei den meisten Geburten gibt es allerdings keine Komplikationen. Das wünschen alle auch Dagmar Solf. Sie und ihr Baby stellen sich nämlich an diesem Morgen als „Versuchskaninchen“ zur Verfügung. Mit Hilfe eines hölzernen Hörrohres dürfen die Kinder-Redakteure auf ihrem Bauch die Herztöne des noch ungeborenen Menschleins abhören. „Es ist ganz leise und schnell“, staunt Loulou. „130 bis 140 Herzschläge pro Minute sind normal“, weiß Mechthild Zarth.
Bevor das Baby aber wirklich das Licht der Welt erblickt, liegt vor allen Beteiligten eine Menge harter Arbeit. Es beginnt mit Wehen, dabei wird die Muskulatur der Gebärmutter zusammengezogen und das Baby „Richtung Ausgang“ nach unten gedrückt. Der Muttermund öffnet sich langsam immer mehr. Bis zu zehn Zentimeter muss er aufgehen, damit sich der kleine Mensch auf den engen, beschwerlichen und ein wenig schraubenförmigen Weg durch das Becken machen kann.
Schließlich platzt die Fruchtblase, die Mutter presst und schiebt und irgendwann ist dann auch endlich von draußen das Köpfchen zu sehen. In dieser Situation kann es manchmal vorkommen, dass Mechthild Zarth Kaffee kocht. Nicht etwa, weil sie den nötig hätte, sondern weil der – natürlich abgekühlt und auf ein Tuch geschüttet – helfen kann, das Gewebe zu entspannen, damit es nicht reißt. Ein alter Hebammentrick.
„Wenn das Baby rausgeschlüpft ist, schau ich, dass es gut atmet und rosig ist“, so Mechthild Zarth Ein Klaps auf den Hintern wie früher ist überhaupt nicht nötig. Die Kleinen müssen nämlich gar nicht brüllen, nur atmen müssen sie. Die Nabelschnur wird abgetrennt und dann müssen Mama und Neugeborenes warm gehalten werden. Richtig abgeschlossen ist die Geburt erst, wenn auch der so genannte „Mutterkuchen“ herausgekommen ist. Die Plazenta, auch Nachgeburt genannt, war neun Monate lang das wichtigste Bindeglied zwischen Mutter und Kind.