Seit der ersten Brut 1974 im Schlosspark von Neckarhausen nahm die Anzahl der indischen Halsbandsittiche in der Rhein-Neckar-Region mächtig zu. In Worms gab es Anfang der 1970er Jahre ebenfalls eine kleine, aber wachsende Population dieser leuchtend grünen Papageien mit dem roten Schnabel und dem langen blauen Schwanz. Die ersten Tiere sind aus Käfigen entflogen oder auch ausgesetzt worden. Die Männchen haben ein schwarzes Halsband, das sich vom Kinn bis in den Nacken zieht und dort rosa wird.
Die Sittiche brüten eigentlich in Baumhöhlen, bevorzugt in Platanen, aber seit der Jahrtausendwende brüten sie auch in Fassaden, besonders gerne in von Spechten gezimmerten Löchern von Wärmedämmungen. Ob in Heidelberg, Frankenthal oder Weinheim, praktisch überall können die Sittiche an Wärmedämmungen auftauchen. In Heidelberg ist es gelungen, die Fassadenschädlinge in Nistkästen umzusiedeln, so dass es kaum noch Brutpaare in der Fassade und praktisch keine neuen Schäden gibt. Musterbeispiele aus Heidelberg sind die Pflegeheimat St. Hedwig und die Studenten-Wohnheime am Klausenpfad.
Zunächst breiteten sich die Sittiche von den ersten Brutplätzen nur sehr langsam aus, mittlerweile sind sie in allen Siedlungen von Wiesloch im Süden über Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Frankenthal bis Worms im Norden verbreitet. Die Sittiche versammeln sich abends lautstark an bestimmten Plätzen, um dort zu übernachten. Solche Schlafplätze gibt es in Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und möglicherweise in Worms. Der Schlafplatz in Heidelberg liegt aktuell am Hauptbahnhof, von daher dürften die laut kreischenden Halsbandsittiche hier auch vielen Touristen aufgefallen sein. Der Schlafplatz in Worms ist aber seit vielen Jahren unbekannt. Möglicherweise fliegen alle Sittiche von Worms nach Ludwigshafen.
Insbesondere seit 2005 haben die Sittiche sich von den städtischen Kerngebieten in die Randgebiete ausgebreitet. Den Domgarten zu Speyer haben sie 2008 erreicht und dort in der Nähe gibt es mittlerweile schon einen eigenen Schlafplatz. Auch bestimmte Randlagen des Odenwaldes sind mittlerweile regelmäßig von den kleinen Papageien bewohnt, obwohl gerade die Odenwaldhänge 30 Jahre lang von den Sittichen gemieden wurden. Die Gesamtzahl der Sittiche im Rhein-Neckar-Gebiet hat sich in der Ausbreitungsphase aber trotzdem kaum erhöht und liegt seit 3 Jahren zwischen 2000 und 3000 Tieren. In Heidelberg wurden seit 2006 insgesamt über 200 Sittiche gefangen und mit Spezialringen der Vogelwarte Radolfzell versehen. Wenn Sie also einen beringten Sittich auf ihrem Balkon oder im Garten entdecken, ist es sehr wahrscheinlich, dass er aus Heidelberg-Neuenheim stammt. Die Nummer gibt Auskunft über den genauen Schlupfort und das Schlupfjahr.
Es wird häufig von konservativen Naturschützern behauptet, dass Halsbandsittiche einheimische Arten verdrängen würden. Eine aktuelle Studie hat aber gezeigt, dass insbesondere in den älteren Parkanlagen unserer Region nicht davon ausgegangen werden kann, da es hier glücklicherweise noch genügend alte Baumhöhlen gibt und die Sittiche auch selbst Höhlen anlegen können.
Wenn Sie Hinweise zu den Halsbandsittichen haben, können Sie sich gerne an Michael Braun wenden, der seine Dissertation über die Halsbandsittiche verfasst: psittaciden@yahoo.de