Am 26. und 27. 1. 2010 gastiert um 20 Uhr das Cortizo Tanzprojekt mit „Ordnung durch Störung – Störung durch Ordnung“ im Heidelberger Zwinger 3
Das Stück selbst bildet über Tanz, Sprache und Musik eine ganz persönliche Interpretation von Leben und Werk der in der Sammlung vertretenen Künstler. Die Texte sind persönlichen Briefen, Aufzeichnungen und Notizen auf Bildern oder Zetteln entlehnt. Bei unterschiedlichen Patienten wiederkehrende Motive, wie Kaiser, Teufel oder die Angst vor Weltuntergang und einer bevorstehenden Invasionen fügen sich so zu einem Bild. Ein buntes und sich stets im Wandel befindendes Bühnenbild bildet Kulisse und spiegelt Schönheit und Schaffensdrang der Künstler wieder.
Die in Heidelberg ansässige Sammlung Prinzhorn zeigt Kunstwerke, die im Zeitraum zwischen 1880 und 1923 von Patienten psychiatrischer Heilanstalten in Deutschland und der Schweiz gefertigt wurden. Die rund 5000 Kunstwerke setzen sich neben Gemälden, Skulpturen und Schriftstücken aus Stickereien, Collagen oder auch geknüpften Plastiken zusammen.
Inspiration
Inspirationsquelle bildet die Sammlung Prinzhorn. Die in Heidelberg ansässige Sammlung zeigt Kunstwerke, die im Zeitraum zwischen 1880 und 1923 von Patienten psychiatrischer Heilanstalten gefertigt wurden. Die rund 5000 Gebilde setzen sich neben Gemälden, Skulpturen und Schriftstücken aus Stickereien, Collagen oder auch geknüpften Plastiken zusammen. Künstler wie Else Blankenhorn, Joseph Grebing, Paul Goesch oder Emma Hauck schufen Werke von verstörender Schönheit und beängstigender Präzision. Die von Hans Prinzhorn ins Leben gerufene Sammlung ist einzigartig. Ihr Einfluß auf Künstler wie Kubin, Paul Klee oder Max Ernst ist unumstritten, trägt auch Prinzhorns Bildnerei der Geisteskranken den Beinnamen „Bibel der Surrealisten“. Diese mitunter in einer Zeit noch vor Freud, Psychoanalyse und Psychopharmaka entstandenen Kunstwerke werden als Ausdruck von Schmerz und Einsamkeit verstanden. Berührende Einzelteile, wie z. B. eine über Jahre mit Text bestickte Jacke, lassen erahnen, welches Leid, die Patienten zu verarbeiten hatten. Über drei Jahrzehnte nähte dabei eine Patientin ihre Geschichte in den Stoff. Von den unzähligen Wörtern sind leider nur noch wenige zu entziffern.
Umsetzung
Angelegt für eine Tänzerin, wird bei andauernder Geräuschkulisse durch Bewegung und Text,thematisiert werden, was die Schicksale hinter der Sammlung Prinzhorn so faszinierend machen. Kulisse hierfür bildet eine als Perspektivbühne angelegte Spielfläche, die in einem Prozess kreativer Destruktivität als ein sich wandelndes Bühnenbild inszeniert wird. An den Seitenwänden abziehbare Stoffbahnen bedecken mit Fortschreiten des Stückes den Boden und zeigen einen sich wandelnden Raum.
Welches Verhältnis haben Kunst und Schmerz? Das Spannungsverhältnis von Freiheit, Gesellschaft, Individualität zeigt sich darin ebenso, wie die zwei großen Themen Kunst auf der einen Seite und Leben auf der anderen.
Zielgruppe der Produktion sind Jugendliche und Erwachsene.
Besetzung
Choreographie/Bühne: Carlos Cortizo
Tanz: Julia Christeiner
Dramaturgie: Selina Bock
Kostüm: Daniela Grebhahn
Lichtdesign: Christian van Loock
Dauer: 60 Minuten
Kurzbiographie
Carlos Cortizo
Er war am Staatstheater Nürnberg unter der Leitung von Jean Renshaw tätig; dort arbeitete er u.a. mit William Forsythe und Rui Horta zusammen; davor am Stadttheater Heidelberg unter der Leitung von Liz King und am Stadttheater Hagen unter der Leitung von Richard Werlock. Er war Gast am Opernhaus Wuppertal, an den Städtischen Bühnen Augsburg und am Pfalztheater Kaiserslautern. In Brasilien arbeitete er an den Opernhäusern in Rio de Janeiro, in Belo Horizonte in Curitiba und mit dem Choreographen Maurice Béjart.
Seine Lehr- und Choreographentätigkeit übte er in Brasilien, Österreich, der Schweiz und in Deutschland aus. Er ist Gastdozent an den Staatstheatern in Kassel, Kiel, Braunschweig, Saarbrücken, Oldenburg, Schwerin, an den Stadttheatern in Heidelberg, Gießen, Nordhausen, Hildesheim, Regensburg im Produktionszentrum Stuttgart, im Tanzhaus NRW in Düsseldorf und im Choreographischen Zentrum in Essen.
Seit 1998 schafft der in Nürnberg ansässige freie Choreograph unter dem Titel Carlos Cortizo Tanzprojekt abendfüllende tänzerische Arbeiten mit multimedialen Elementen. Er ist Gastchoreograph im Staatstheater Kiel, im Stadttheater Hildesheim und Gießen und im Stadttheater Fürth/Kulturforum.
Die Videoproduktionen zu seinen Choreographien „Ansichtssache“ und „Fließen wie Wasser“ wurden ins Deutsche Tanzarchiv der SK Stiftung Kultur Köln und in die Jiri Kylian Foundation in Prag aufgenommen.
Er ist Kulturförderpreisträger der Stadt Nürnberg 2006, Künstlerischer Leiter der Duettbiennale 2009.
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Carlos Cortizo Tanzprojekt
Äußere Großweidenmühlstr 38
90419 Nürnberg
Cell 0178/5107002
email ccortizo@web.de
www.carloscortizo.de