Henning Dannenberg, streitbarer Archtitekt, der in den letzten Jahren immer mal wieder mahnend seine Stimme erhoben hat, aber – was Wunder- immer mal wieder auch resignierte ob der tumben Dumpfbackigkeit vom „Heidelberger an sich“, wie er sich zumal und nicht zuletzt im Gemeinderat findet, über  mal wieder verbreiteten Populismus zu architektonischen Vorhaben und dem Aufruf der Heidelberger Tageszeitung RNZ, die Leser um Stellungnahmen zu eben all diesem bittet.Die Frage nach einer schönen (= guten) oder hässlichen (= schlechten) Architektur ist, auch in Heidelberg, so uralt und so selbstverständlich, dass wir (tschuldigung für den (tno) Pluralismajestatis) sie eine ewige Frage nennen können. Architektonische Errungenschaften des Mittelalters, des Barock, der Renaissance oder der zwanziger Jahre zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im gesellschaftspolitischen Elan des sozialen und ästhetischen Bewusstseins sowie des Verantwortungsgefühls, werden heute vom öffentlichen Bauherrn kaum noch zur Kenntnis genommen und geachtet. Beispiele wunderbarer „Alltags-Architektur“ werden auf einmal ignoriert, verdrängt, vergessen oder „abgerissen“. Zu einfach und falsch wäre es, dafür nur die Architekten verantwortlich zu machen. Sie tun ohnehin nichts ohne die Gesellschaft, die sie hervorgebracht, gefördert, geduldet, die sie behindert oder nicht gut genug ausgebildet hat.

Zum Wesen der Utopie gehört es, dass ihre Ideale unerreichbar sein können, d) ass wir ihrer aber bedürfen. Dies gilt für die Architektur, für den innerstädtischen Stadtumbau, für die Stadterweiterung und für alle „weiteren Revitalisierungsmaßnahmen“ in der Kern- und Vor-Altstadt mit Bismarckplatz, als Dreh- und Angelpunkt städtischen Lebens. Zu suchen und zu finden sind „neue, andere stadtplanerische Zielvorstellungen“, vor allem für die Entwicklung des Einzelhandels, über den „realen Bereich der Kern- und Voraltstadt hinaus“, zwischen Sofienstraße und Bismarckplatz, zwischen Bahnhofstraße, Kurfürsten-Anlage und Bergheimerstraße, über den Römerkreis in Richtung Hauptbahnhof bis hin zu dem neu geplanten Stadtteil Bahnstadt.

Fortzuschreiben sind die Änderungen der Ziele in die bereits bestehenden Zielvorstellungen der „Stadtentwicklung 2015 und des Models Räumliche Ordnung (MRO) für Stadtumbau und Stadterweiterung“. In öffentlich, politischen Diskussionen, in der Verwaltung und in dem Gemeinderat sind diese neuen Ziele konsequent zu verfolgen und umzusetzen. Ein Zielfindungsprozess, dessen Realisierung über eine Kosten-Nutzenanalyse sowie über eine kurz-, mittel- und langfristige Finanzierungsplanung im Haushalt der Stadt Heidelberg nachgewiesen werden muss. „Eine Herausforderung“, die Heidelberg dringend braucht, um in der Region des Rhein-Neckar-Kreises als „Oberzentrum“ konkurrenzfähig bleiben zu können. Eine Utopie also, die das „bisherige räumliche Modell der Stadtentwicklung“, auch das der „Altstadt als alleiniger Einzelhandelsstandort“, in Frage stellen kann. Eine Utopie in Form „einer Renaissance im Stadtumbau und in der Stadterweiterung, zwischen Bismarckplatz, Römerkreis, Hauptbahnhof und dem neuen Stadtteil Bahnstadt“. Mit einer „Aneinanderreihung von gebauter und zu planender Architektur“ als Reform in den innerstädtischen Stadtteilen Altstadt, Bergheim und dem neuen Stadtteil Bahnstadt allein ist es nicht getan.

Vielleicht ist es das, was uns die Abkehr von den Irrtümern der Architektur und der Stadtplanung in Heidelberg im Verlauf der letzten vier bis fünf Jahrzehnte so schwer gemacht hat, „da wir nur korrigieren“.
Die gebaute Architektur der sogenannten Postmoderne mit „ihrer kindlichen Bauhaus-Revolte“ war nur imstande, über einen Griff in die Grabbelkiste der architektonischen Stilrichtungen, das Stadtbild der Heidelberger Altstadt und den sich über den Bismarckplatz hinaus in Richtung Hauptbahnhof erstreckenden Innenstadtbereich mit „gebauter Architektur zu dekorieren“.
Und jetzt? Auf einmal die in der RNZ aufgenommene, seltsame Frage im in der RNZ, was eigentlich eine gute (=schöne) oder eine schlechte (= hässliche) Architektur sei und, viel wichtiger noch, wie gute Architektur entstehen kann. Leider bleibt die Frage aus, wie es geschehen konnte, dass unsere gebaute Umwelt, unter anderem auch die in der Heidelberger Altstadt, mit so vielen „Scheußlichkeiten gequält“ wurde. Banal und falsch ist es, zu behaupten, dass, um einer guten Architektur willen, einfach nur gute Architekten vonnöten seien. Wissen sollte man, dass, noch ehe der Architekt gerufen wird und seine Chance erhält, es einen Bauherren braucht, der das Geld hat oder es zu besorgen versteht, der einen Bauwillen hat und in der Architektur den „guten vom schlechten“ Geschmack zu unterscheiden weiß.

Nicht zuletzt gibt die Kultur alles Geplanten und Gebauten ja auch die Kultiviertheit seiner Bauherren wieder, ihren Anspruch, ihre Großzügigkeit, ihre Wahl des Architekten. Gute Architektur, auch „Gebrauchsarchitektur“ genannt, ist und war nicht Thema theoretischer Erörterungen, sondern ist Gegenstand alltäglicher Praxis. Man hatte sie, wie wir zu sagen pflegen, in den „Fingerspitzen und im Hinterkopf“.

Man baute sie und ließ sich Zeit dabei. Heute ist das Gefühl für Maße, Maßverhältnisse, für die richtigen Proportionen, für „das Schöne“, worüber früher niemand sprach, weil es ganz selbstverständlich vorhanden war, fast verloren gegangen. Mit ihm auch der ehemals ganz natürliche, auf „Kenntnissen und Erfahrungen beruhende gute Geschmack“, der von einer Generation auf die andere vererbt wurde. Ein Geschmack als der treueste Seismograph historischer Erfahrungen für eine „schöne Architektur“. Wer sagt uns denn heute, was guter Geschmack ist?

Unsere „unbewusste ästhetische Sensibilität auf der Suche nach einer gute Architektur“ ist uns in Heidelberg abhanden gekommen. Vielmehr wird der „Geschmack von Gefühlsregungen“ bestimmt und nicht von „Urteilen, die in Form von Unterscheidungsmerkmalen auf Wissen und auf Kenntnissen“, basieren.
„Erst wenn ich informiert bin, kann ich Geschmack ausbilden und bin urteilsfähig“. Da die Architektur kein Gegenstand allgemeiner Bildung mehr ist, reicht ein bisschen Baugeschichte als Stilkunde, wie es bei vielen Entscheidungsträgern heutzutage der Fall ist, für ein objektives, sachliches Urteil nicht mehr aus. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Denn schon in der Schule ist es unterblieben, ein Gefühl für die jeweilige Architekturmaterie zu entwickeln oder sogar eine „Geschmackssicherheit“ zu vermitteln. Architektur, obwohl sie, ähnlich wie die Schrift, ein elementarer Bestandteil ist, wurde im Lehrplan der Schulen immer häufiger zu einer Leerstelle.
Wie alle Kunst wird auch die Architektur nicht schon zum Ereignis, wenn sie gebaut, sondern erst, wenn über sie geschrieben und von ihr in der Öffentlichkeit Notiz genommen wird. Eine Gesellschaft denkt, in diesem Fall die Heidelberger Bürgerschaft, über 14 einzelne Stadtteile zerstreut, indem sie miteinander redet und diskutiert. Architektur bekommt ihre erste Chance, in das Bewusstsein vieler einzudringen, wenn über sie gestritten oder lamentiert, wenn sie gefeiert oder zerrissen wird. Leider wurde Architektur als Gegenstand stetigen allgemeinen Interesses bei Fernseh- und Zeitungsleuten noch immer nicht wirklich entdeckt. Wen wundert es daher, dass es, im Vergleich zur Kunstkritik, eine Architekturkritik als feste, normale Institution in der Öffentlichkeit, im Fernsehen und in unseren Zeitungen fast gar nicht gibt. In den Redakteurinnen- und Redakteursköpfen existiert Architektur oft nur in dem Moment, wenn sie Affären erzeugt. Kurzum, wenn sie als soziales, wirtschaftliches, politisches, nicht aber als ästhetisches Ereignis, auf kommunaler Ebene im Lokalteil der Zeitung interessant genug für eine Berichterstattung wird und eine Steigerung der Auflage der Zeitung garantiert.
Dem Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, dem Baubürgermeister und der Leiterin des Stadtplanungsamtes darf ein Kompliment ausgesprochen werden, dass sie einen Architektenwettbewerb zur „Erweiterung der Stadthalle“ ausgeschrieben haben. Eine „internationale Architekturelite“ konnte sich beteiligen und Architekten setzen sich mit ihren Entwürfen einer Konkurrenz, einer „international besetzten Jury“ und einer öffentlicher Beurteilung aus. Architektur, „schön oder hässlich“, bekommt eine Chance, ins Bewusstsein der Heidelberger Bürgerschaft zu dringen. In der Heidelberger Öffentlichkeit, über 14 Stadtteile verteilt, und in den Medien darf nun über das Architekturprojekt diskutiert, lamentiert und gestritten werden, bevor es als gebaute Architektur realisiert werden kann.

Dennoch wird sich am Ende aller Diskussionen die Frage stellen, wer wird verantwortlich für eine Entscheidung sein, beziehungsweise, wer trifft diese Entscheidung in der Verwaltung, im Gemeinderat mit seinen Ausschüssen und in den Beiräten. Siegen am Ende, wie so oft, die Traditionalisten über die Avantgardisten?
Wird ein “irgendwie postmodernes Gebäude“, das eine erstaunlich „gute Figur“ abgibt und ein „stolzes Gebäude“ darstellt, gebaut? Das wichtigste bei der Beurteilung wird das Motiv des Bauherrn, in diesem Fall des Oberbürgermeisters der Stadt Heidelberg und die Meinung des Heidelberger Gemeinderats als verantwortlicher Entscheidungsträger sein. Diese hatten nicht nur ein gebrauchstüchtiges und möglichst billiges Bauwerk im Sinne gehabt. Mit dem Wettbewerb ging es ihnen auch um die Bedeutung, die dem Bauwerk für die Schönheit und die „Erleuchtung des Gemeinderats, seiner Ausschüsse und der Heidelberger Öffentlichkeit“ zukommen würde. Nicht nur als Symbol des eigenen Erfolges, sondern wieder einmal mehr als „ein sogenanntes Ruhmeszeichen der Architektur“ für unsere Stadt Heidelberg. Also, im Grunde nichts neues. Jahrelang schon haben sich Kritiker in Heidelberg darüber die Zungen zerrissen und so dem öffentlichen Bauherrn im Laufe der Jahre genau das eingebracht, was er haben wollte. Gebäude in Form von „schön oder hässlich“ gebauter Architektur, die man kennt, über die man spricht und über die sich jeder „zu jeder Zeit“ in öffentlichen Diskussionen wieder aufregen darf und „motzen“ kann.

Wie man es dreht und wendet, ein wohlgeratenes „schönes“ Bauwerk braucht immer eine ambitionierte Öffentlichkeit als Bauherrn, braucht „begabte“ Architekten und Entscheidungsträger mit „Allgemeinwissen und Kenntnissen in gebauter Architektur“. Ein Grundsatz, der auch für die Gestaltung und Aufwertung des öffentlichen Raums in allen 14 Stadtteilen der Stadt Heidelberg gilt. Sowohl für Plätze, Straßen, und Gassen als auch für die Freiflächen und besonderen Orte, die in ihrer städtebaulichen Entwicklung eine besondere Atmosphäre bieten.

Sollte es mit der Architekturqualität und der Stadtbildqualität einmal daneben gehen, können es nicht nur die Architekten oder die verantwortliche Planungsämter der Stadt Heidelberg gewesen sein, sondern auch die Angst der Entscheidungsträger, sofern es nicht blanke Unkenntnis hier und Unfähigkeit dort war. Oft wissen die für Architektur und Stadtplanung verantwortlichen Entscheidungsträger im Gemeinderat, in den Ausschüssen und in den gebildeten Beiräten nicht mehr von Architektur als jeder Durchschnittsmensch dieser Stadt. Da zudem viele von ihnen kaum über die Grenzen der Stadt Heidelberg hinausgekommen sein dürften, könnte ihnen sowohl die Kenntnis und das Fingerspitzengefühl für einen Vergleich „guter zeitgenössischer Architektur“, als auch der Blick für eine objektive Beurteilung praktischer und ästhetischer Bedingungen für eine „gute Architektur“ fehlen. Leider kommt es heutzutage zu oft vor, dass große Bauherren, unter denen der öffentliche Bauherr wiederum der allergrößte und einflussreichste ist, sich meist „in Gruppen und in nicht öffentlich tagenden Gremien“ treffen und darstellen. Der Bauherr in Person wird immer seltener. Der Bauherr in Gestalt eines „nicht öffentlich“ tagenden, aber ständig um Absicherung seiner Entscheidungen bemühten Gemeinderats, eines Beirats oder einer Kommission wird immer häufiger. Persönlichkeiten, die einer solchen „Haufen-Bauherrenschaft“ vorstehen und sie zu Entscheidungen mitreißen könnten, bilden bedauerlicherweise eine Ausnahme. Entweder will man ihr Urteil, das auf sachlichem Fachwissen beruht, nicht zur Kenntnis nehmen, könnte es doch den einmal eingeschlagenen Verfahrensablauf stören oder sie werden  unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten wegen, auf- oder abgelöst.
Und wie stets in solchen bürokratischen Abläufen neigen Allgemeinheit und Öffentlichkeit dazu, alles dem „einzig Identifizierbaren“ in die Schuhe zu schieben, dem „Architekten und seiner Architektur“. Er ist und war nun an allem schuld.

So bleibt er vielen, dem „schönen oder hässlichen Bauwerk“ zum Trotz, nur als „Bösewicht“ in Erinnerung. Dabei ist es so klar, dass dies das Ergebnis eines, auf viele Personen verteilten, hierarchischbürokratischen Entscheidungsprozesses war, sowohl in der planenden Verwaltung als auch im Gemeinderat, in seinen Ausschüssen und seinen Beiratssitzungen. Gespannt sein darf daher die Öffentlichkeit in Heidelberg darauf, ob es gelingen wird, aus öffentlichen Diskussionen und Streitgesprächen, aus Vorträgen von Fachleuten sowie mit Hilfe der verantwortlichen Entscheidungsträger im Gemeinderat und in den Beiräten „ein kompromisslos modernes, schönes Bauwerk“ zu bauen. Da die Hauptgefahr immer wieder „die Furcht vor dem Außergewöhnlichen“ ist, hängt die Nutzungsqualität dieser Stadt und die ihres gebauten Stadtbildes doch wesentlich vom politischen Willen ab, dass heißt, nicht zuletzt von der Bereitschaft zu einer besseren, auch als „kühn empfundenen Architektur“ und ihrer Empfänglichkeit für die Botschaften, die sie vermitteln kann. (vergl.: Berichterstattung der Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg, Lokalteil, u.a. zum Thema „über die Furcht vor dem Außergewöhnlichen“:
„Glaskästen“ im neuen Stadtteil Bahnstadt, „Bunker“ als Besucherzentrum am Schloss, „Fremdkörper“ Theater, „Konferenzkiste“ mit Neckarblick, die an Speer gemahnt, „Betonkasten“ auf dem neu gestalteten Friedrich-Ebert-Platz etc.)

Lösungen und Ziele müssen auch für einen „kühn empfundenen Stadtumbau und einer Innenstadterweiterung“, über den Bismarckplatz hinaus, zwischen Bahnhofstraße, Kurfürsten-Anlage und Bergeheimerstraße, über den Römerkreis in Richtung Hauptbahnhof bis zur Bahnstadt gesucht und gefunden werden. Im Gegensatz zur geplanten städtebaulichen Entwicklung in der Heidelberger Altstadt, verfügt dieser real zu erweiternde Innenstadtbereich über „einen bestens funktionierenden öffentlichen Nahverkehr mit überregionaler Anbindung“. Bestes Beispiel hierfür: die Erreichbarkeit des Theaterzeltes auf dem Gelände der
„alten Feuerwache“ mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Einen Standortvorteil, den das Theater, im derzeitigen Planungs- und Ausführungsstadium mit einem ca. 53 Millionen Euro teuren Umbau, auf einem “für immer festgelegten Standort in der Heidelberger Kernaltstadt“, der Öffentlichkeit und dem Besucher „bis zum heutigen Tag“ weder anbieten noch versprechen kann. Gleiche Gefahr besteht auch für „die weitere Entwicklung des Einzelhandels“, für großflächig geplante Kaufhäuser und öffentliche Veranstaltungen (Events als Kultur-Konsum-Unterhaltung“ in der Kernaltstadt. Erforderlich daher ein „städtebauliches Gesamtkonzept“ für die Vor- und Kernaltstadt, dass die „angestrebte Entwicklung für Wohnen und Arbeiten, für für die Universität, den Einzelhandel, den Tourismus mit seinen Folgeeinrichtungen des Hotel- und Gaststättengewerbes sowie für eine geplante Kunstund Eventkultur“ im Gefüge der Gesamtaltstadt Gesamtaltstadt, vom Karlstor bis zum Bismarckplatz, zwischen Friedrich-Ebert-Anlage (B 37 a) und Neckarufer (B 37b) „planerisch und politisch“ klar formuliert.Ein Konzept, das die „verkehrstechnische Erschließung“ der Vor-  und Kernaltstadt aufzeigt, als wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren eines öffentlichen Nahverkehrs (Straßenbahn und Bus), des Andienungs- und Individualverkehrs sowie des Fahrrad- und Fußgängerverkehrs in der „Friedrich-Ebert-Anlage, in der Plöck, in der Hauptstraße und in der Neckaruferstraße (auch als geplante Neckaruferpromenade < Stadt an den Fluss>) mit allen Querverbindungen“. In diese „angemahnten Gesamtkonzepte für die Vor- und Kernaltstadt“ muss der als „kühn geschilderte Stadtumbau und die Innenstadterweiterung“ über den Bismarckplatz hinaus, in Richtung Bahnhof bis hin zu dem neuen Stadtteil Bahnstadt, als städtebauliche Umbau- und Erweiterungsmaßnahme für die Heidelberger Öffentlichkeit „klar erkennbar“ sein und „unmissverständlich“ in die Stadtentwicklung 2015 und in das Model Räumliche Ordnung (MRO) eingearbeitet und fortgeschrieben werden.
Dennoch bleibt es für die große Allgemeinheit der Heidelberger Bürgerschaft nach wie vor schwierig, sich ein objektives Urteil über eine „schöne oder hässliche Architektur“ in einer Stadtentwicklung des Umbaus und der Erweiterung zu bilden. Für sie, die zu Schulzeiten niemals mit Architektur, der Art ihres Entstehens und ihren Qualitäten vertraut gemacht worden sind, bedeutet das Wort Architektur zu oft „Betonmonster, Betonkisten, Betonbunker, Beton wüsten“. Sie denken „an die Monotonie der in den 60-ger und 70-ger Jahren entstandenen Stadtteile“, nicht aber an die Baukunst, die sie nur erahnen, aber von der sie zu wenig wissen. Sie haben nicht gelernt, architekturkritisch hinzuschauen. Sie sind gewohnt „aus dem Bauch“ heraus etwas „schön oder hässlich“ zu finden. Imstande aber sind sie, bestimmte architektonische Erscheinungsformen wahrzunehmen, zu begreifen und zu werten. Mit zunehmenden Jahren hat ein Großteil der Heidelberger Öffentlichkeit gelernt, Architektur kritisch zu würdigen und so, visuell, nach einer besseren „guten Architektur“ zu verlangen.
Dies gilt auch für die Innenstadtentwicklung und für den Erhalt der Freiräume in unserer Stadt Heidelberg mit seinen 14 Stadtteilen, verbunden mit einer dringend notwendigen Aufwertung des öffentlichen Raums mit seinen Plätzen, Straßen, Gassen sowie den Freiflächen und den besonderen Orten zur Entwicklung einer besonderen Atmosphäre mit Belägen, Möblierung, Beleuchtung etc. Allein mit „einem Gefühl im Bauch“ für Heidelberg als landschaftlich am schönsten gelegene Stadt zwischen Königsstuhl und Heiligenberg ist es nicht getan. Der negativ beschiedene Antrag auf Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO untermauert diese These. Schade, das die Heidelberger Öffentlichkeit bis heute, weder von der Verwaltung noch vom Gemeinderat, über „alle Gründe der Ablehnung“ des ca. 900 000.00 € teueren Antrages informiert wurde. Sicher könnten die Gründe der Absage hilfreich bei der Urteilsfindung für eine „schöne (=gute) oder hässliche (=schlechte) Architektur“ in der Altstadt Heidelbergs sein, geben sie doch die Meinung einer „internationalen Jury“, in der UNESCO vertreten, wieder.

Dez 2009 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas | Kommentieren