Merkel gegen Steinmeier, bürgerliches gegen linkes Lager. Wer auf eine scharfe Debatte im TV-„Duell“ gehofft hatte, wurde enttäuscht – schade um den Tatort. Ein Graben verlief nicht zwischen Kanzlerin und Herausforderer, sondern zwischen Koalitionären und Moderatoren.
Pure Emotion, echte Gefühle im TV, ungeschminkt und unverfälscht.Es war einmal einmal. 1985 zum Beispiel. Da saß SPD-Altkanzler Willy Brandt am 12. Mai in einem Studio des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – und schäumte vor Wut. Immer und immer wieder drosch er mit der Faust auf die Tischplatte, von nichts und niemandem ließ er sich den Mund verbieten. Nicht von den Parteistrategen, nicht von den Moderatoren und schon gar nicht von Bundeskanzler Helmut Kohl. Dessen Generalsekretär, so polterte Kriegsflüchtling Brandt, sei der «schlimmste Hetzer in unserem Land seit Goebbels». Damit war die Durchsage beendet, doch die Debatte über Politik, Stil, Recht und Unrecht war entflammt.
Ein unkontrollierter Wutausbruch vor laufender Kamera – für jeden Medienberater wäre das heutzutage die absolute Albtraum-Vorstellung. Doch im Jahr 24 nach der Brandt-Rede tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass nicht irgendetwas nach Plan und vorheriger Absprache laufen könnte, nahezu gegen null. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frank-Walter-Steinmeier, Herausforderer und Merkels Juniorpartner in Personalunion, haben das am Sonntagabend in ihrem trotz alledem mit Spannung erwarteten TV-Duell eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Steinmeier-Sätze wie «Frau Merkel, ihr Blick auf die kurzfristige Rendite reicht nicht» waren schon die Aussagen mit dem größten Sprengsatz.
Dass die Kanzlerin oder ihr Außenminister im Scheinwerferlicht vor einem Millionenpublikum einfach so ausflippen würde, dürfte wohl niemand ernsthaft erwartet haben. Erstens sind sich die beiden Koalitionspartner nicht per per se unsymphatisch. Zweitens wissen sie ja nicht, ob sie in drei Wochen nicht doch noch wieder (es gibt schlimmere Visionen) für vier Jahre den Kabinettstisch teilen müssen. Drittens halten beide Duellanten die Nüchternheit im Vergleich zur Heißblütigkeit für die bessere Wahlkämpfertugend. Zwar bemüht sich Steinmeier auf Wunsch seiner linken Parteigenossen seit Wochen redlich, sich an der Kanzlerin abzuarbeiten und sie mit einigen Attacken über ihren Politikstil aus der Reserve zu locken. Doch Merkel macht das, was sie einst als Umweltministerin im Kabinett Kohl gelernt hat: Sie sitzt es aus
und wartet ab.
Auch beim ersten und auch letzten öffentlichen Aufeinandertreffen der beiden Duellanten im Wahlkampf 09 war das zu beobachten. Erst, nachdem beide Diskutanten die Arbeit der Großen Koalition gelobt hatten, wagte sich Steinmeier nach 40 Sendeminuten endlich aus der Deckung. Thema: Opel-Krise. «Wenn wir in dieser Zeit eine schwarz-gelbe Regierung gehabt hätten», lässt Steinmeier plötzlich alle wissen, «dann wäre Opel jetzt mausetot.» Der Fehdehandschuh ist geworfen, doch die Kanzlerin lässt ihn liegen. Antwort Merkel: «Bevor ich mich dazu äußere, lassen Sie mich noch etwas zu den Mindestlöhnen sagen.» Es sollte einer der spannendsten Momente bleiben in dem Studio, in dem mehr Moderatoren als Politiker saßen.
Artig arbeiteten Peter Limbourg (Sat1), Peter Klöppel (RTL), Frank Plasberg (ARD) und Maybrit Illner (ZDF) die im Vorfeld abgesprochenen Themenkomplexe ab. Es ging um den Bankencrash, den Mindestlohn, die Managergier, die Atomkraft oder die Staatsverschuldung. Bei fast allen Themen schworen sich die Kanzlerin und ihr Herausforderer einen Nichtangriffspakt. Die meisten Antworten begannen mit «Wir haben in diesem Punkt bereits einiges auf den Weg gebracht.» Das «wir» bezog sich dabei in der Regel nicht auf die eigene Partei, sondern auf die Große Koalition. Kontrovers oder bissig wurde es zumeist, wenn einer der vier Moderatoren den Duellanten mit kritischen Nachfragen ins Wort fiel. Die daraus ergebenden Steilvorlagen, die sich daraus ergaben,, blieben ungenutzt. Weder wollte Steinmeier Merkel als Marktradikale geißeln, noch drosch Merkel auf Steinmeiers SPD und ihre Dienstwagen-Affäre ein.
Insofern dürfte es am Ende schwerfallen, einen klaren Sieger aus dem Duell zu ermitteln. Vor allem Steinmeier wirkte am Anfang zwar etwas angriffslustiger und gewitzter. Scharfe Nachfragen lächelte er gekonnt weg, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und versuchte seine Antworten mit einer klaren und präzisen Sprache zu formulieren. Die Kanzlerin indes klammerte sich zu Beginn leichtt nervös an die eingeübten Antworten und ließ sich ein ums andere Mal dabei von dem Moderatorenteam entlarven. Doch ist das wirklich der Eindruck der Masse? Vorsicht ist hier angebracht.
Es gehört zum Usus, dass die Bedeutung der TV-Duelle im Allgemeinen in ihrer Wirkung überschätzt werden. TV-Manager jubeln über hohe Einschaltquoten, Parteistrategen rufen ihren Kandidaten zum Punktsieger aus, Journalisten suchen in einer falschen Handbewegung, in einer flüchtigen Mimik oder einem unbedachten Satz nach den Nuancen, die in zwei Wochen über Sieg oder Niederlage entscheiden könnten. Unterstützt werden sie dabei von einem Heer an Meinungsforschern, die dank ihrer Blitzumfragen zwei Sekunden nach Ende der Sendung den Wahlausgang zum Glück schon vor allen anderen kennen.
Es ist das übliche Spielchen von einem elitären Kreis aus Politikern, Beratern und Medienschaffenden, die zum Ende des Wahlkampfes gerne um sich selber kreisen. Mit der Masse der Wähler hat das ganze Schauspiel wenig zu tun. Gewiss, die Einschaltquoten mögen mit geschätzten 20 Millionen Menschen hoch sein. Gemessen an den Wahlberechtigten ist das aber gerade einmal ein Drittel. Und von denen macht auch nicht jeder seine Wahlentscheidung vom Ausgang des Fernsehauftritts abhängig. Viele haben sich schon vorher entschieden oder werden es spontan bei der Wahl tun. Am Ende lassen sich wahrscheinlich genauso viele Bürger auf der einen Seite durch das einstudierte Prozedere zur Wahl bewegen, wie sich auf der anderen Seite wieder welche mit Grausen abwenden. Die TV-Duelle bleiben ein Nullsummenspiel.
Als Beweis hilft wieder einmal ein Blick zurück. 2005 verblüffte der vor Selbstbewusstsein strotzende Basta-Kanzler Gerhard Schröder mit einem Liebesgeständnis. «Meine Frau lebt, was sie sagt», teilte er unvermittelt mit. «Und das ist der Grund, warum ich sie liebe.» Die Zuschauer waren berührt und die Meinungsforscher attestierten Schröder, mit seinem gelungenen Auftritt 2,5 Millionen unentschlossene Wähler auf seine Seite gezogen und so die SPD von vorher 30 auf 34 Prozent emporgestemmt zu haben. Trotzdem durfte er nicht als Kanzler weitermachen. Er musste das Feld seinem unterlegenen TV-Duell-Gegner überlassen: Angela Merkel. got
14.Sep.2009, 19:18
Man stelle sich vor, es ist Fernseh-Duell und keiner horchguckt hin…
Ich bin während der 90-minütigen Performance durch unsere bemerkenswert ausgestorbene Stadt am Fluss spaziert und habe noch einen bunten Soft-Cocktail zu mir genommen.
Grauenvoll der Gedanke, ich hätte dies nicht erleben können, indem ich der medialen Séance der beiden „volksparteilichen“ Untoten und deren artig arrangierter Fragegeisterquadriga beigewohnt hätte.
Woher ich, wenn ich nicht dabei war, überhaupt weiß, dass es eine Geisterstunde der besonders drögen Art war? Nun, ganz einfach, ich habe solche Übertragung ja schon mindestens 2-mal gesehen, nämlich in 2002 und 2005. Zwar wiederholt sich – frei nach K. Marx – auch Duell-Geschichte nicht… „es sei denn als Farce“. Schon wahr, aber nicht einmal eine Obama-Fliege hat sich rettend zu den beiden Spiegelfechtern ins Rampenlicht gesetzt, wie ich nachträglich erfuhr.
Tiefe Probleme und höchste Bedrängnisse gibt es in unserer Gesellschaft (und sowieso anderswo) derzeit reichlich, aber sie werden in der diffusen Medienwelt des Polit-Entertainments clever zu Second-Life-Zuckerstangen umgeschmolzen, an denen man sich die Zähne kaputt macht. Abschalten reanimiert den lebendigen Geist und festigt den Biss!
Beste Grüße
Fritz Feder
16.Sep.2009, 23:19
Sie haben recht. Das „Kanzlerduell“ war ein Desaster – zumindest, was die Quoten angeht. Allerdings haben nicht 20 000, sondern lediglich 14,18 Millionen Menschen die Debatte zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier verfolgt. Das sind erdrutschartige Verluste gegenüber 2009, als noch 20,98 Millionen Menschen eingeschaltet hatten. Bislang liest man nur selten darüber, was dies vielleicht für die Wahlbeteiligung bedeuten könnte, zu sehr sind die Parteien damit beschäftigt, der „Debatte nach der Debatte“ den richtigen Dreh zu geben. Auf Seiten der Veranstalter dürfte man neben der schlechten Einschaltquoten auch über die dürftige Leistung der Moderatorenriege diskutieren – Plasbergillnerkloeppellimbourg mussten teilweise derbe Kritik für die insgesamt 24:56 Minuten einstecken, die sie von der Netto-Redezeit der Debatte für sich beansprucht hatten.
Allein aus dieser Perspektive muss über die Zukunft eines solchen – trotz sinkender Quoten immer noch äußerst prominenten – Formats nachgedacht werden. Doch es kommt noch eine zweite hinzu: der kontinuierliche Medienwandel, der mit dem Internet einen zweiten Schauplatz der Debatte etabliert hat. Die Begleitung medialer Großereignisse im Internet an sich ist natürlich nichts Neues mehr, dennoch weist das Kanzlerduell 2009 einige Besonderheiten auf, die den Schluss nahelegen, dass allmählich auch im fernsehtreuen Deutschland eine Aufmerksamkeitsverschiebung vom TV-Bildschirm in Richtung anderer Endgeräte im Gange ist.
Und dabei hatten gerade die veranstaltenden Fernsehsender zunächst alles dafür getan, die Debatte aus dem Netz heraus zu halten. Die Verweigerung eines Live-Streams mit dem seltsamen Hinweis, das Kanzlerduell sei ein „Fernsehformat“, ist nach wie vor eine Farce – die durch den dann doch gesendeten Stream des öffentlich-rechtlichen Ereigniskanals Phoenix nur noch mehr Fragen aufwirft. Doch auch ohne Livebilder für den Rechner entwickelte sich während der ereignisarmen neunzig TV-Minuten eine vielstimmige Debatte hinter dem Rücken des alten Leitmediums in zahlreichen Live-Blogs und –Chats, einem Facebook-Stream, diversen Twitter-Anwendungen und einem Echtzeit-Transkript. Dass für ein so textlastiges und etwas verstaubt wirkendes Format wie eine Online-Mitschrift tatsächlich eine Nachfrage besteht, zeigte sich schon in den ersten Minuten: „Wir hatten ab 20.30 Uhr bis zu 8000 Zugriffe pro Sekunde, bis nach 2 Minuten die Server nicht mehr mitspielten“, sagt Klas Roggenkamp von wahl.de.
An den verschiedenen Nutzungsformen der Kurznachrichtenplattform lässt sich sehr gut das „Medienimperium in der Jackentasche“ aufzeigen, von dem gerade erst im Internet-Manifest die Rede war. Dessen These Nummer zwei lässt sich sehr gut als Begleittext zu den Online-Aktivitäten am Sonntag abend lesen:
Das Web ordnet das bestehende Mediensystem neu: Es überwindet dessen bisherige Begrenzungen und Oligopole. Veröffentlichung und Verbreitung medialer Inhalte sind nicht mehr mit hohen Investitionen verbunden. Das Selbstverständnis des Journalismus wird seiner Schlüssellochfunktion beraubt – zum Glück. Es bleibt nur die journalistische Qualität, die Journalismus von bloßer Veröffentlichung unterscheidet. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass es die Neue Rundschau gibt.
16.Sep.2009, 23:42
Vor einiger Zeit habe ich auf der Suche nach der Neuen Rundschau eine Neue Rundschau gefunden, von deren Vorhandensein ich bislang nichts wußte. Erfreulich (meist), zu lesen, dass es noch Meinungen gibt, die ordentlich dargestellt sind, auch wenn man nicht immer einer oder dieser oder Ihrer, Herr Gottschling, sein muss. Vielleicht läßt sich hier ja ein Diskussionsforum der etwas anderen Art einrichten. Alsdann, zur Sache:
Das “Duell” war nicht die Feier einer Fernsehkultur, wie es sich die Veranstalter erhofft hatten. Es war der Bankrott eines TV-Journalismus, der sich in den letzten Jahren zum dominanten Paradigma der Bewegtbild-Politikvermittlung hochgedient hat. Auf der ganz großen Bühne war zu besichtigen, wie zuspitzungsversessen, flapsig und völlig unangemessen die Politikvermittlung mittlerweile im deutschen Fernsehen geworden ist. So kann es nicht weitergehen.
Wir haben hier die Inszenierung eines politischen Konflikts als metapherngeladenes Schauspiel erlebt.
”Wenn der Mann tatsächlich am Stuhl der Chefin sägt”, “Schön, wie Sie Doppelpass spielen”, “Ist das ein Wahlkampf-Gag?”,”War die Agenda 2010 nicht ein Kindergeburtstag…?”, “‘Nur über meine Leiche’ – das geht schnell bei der SPD”, “Wer ist der Tiger und wer die Ente?” “Ist die Vernunftehe am Ende?”, “Was sagen Sie zu Steinmeiers ‘Horror-Szenario’ …?)
Wir mussten Politik als einen zu einem reizintensiv bebilderten Konflikt erlebt – was einem leider völlig die Sicht fürs klare Denken nimmt. Diese mangelnde sprachliche Disziplin beim TV-Duell zeigt den ganzen Verfall eines Genres.
2. Fröhliche Vermischung von Standpunkten, Person und Persönlichkeit
(”Duzen Sie sich eigentlich?”, “Erklären Sie uns, warum Angela Merkel nicht mehr Bundeskanzlerin sein soll”, “Würden Sie Ihr privat erspartes Geld in “New Opel” investieren?”)
Inhaltliches und Persönliches werden genüßlich zu einem Politics-Policy-Cocktail verrührt, der den Zuschauern dann angeblich besonders gut schmecken soll.
Nicts gegen manchmal flapsige Kommentierung des Diskussions-Geschehens, aber so?:
(”Wenn wir Sie beide hier so sehen, dann hat man schon den Eindruck dass Sie wirken wie ein älteres Ehepaar”, “Das klingt hier jetzt mehr nach Duett und weniger nach Duell”, “Das sind doch Lippenbekenntnisse…”)
Mit solchen Bemerkungen machen die “Moderatoren” klar, wer hier die Deutungsmacht innehat. Sie spielen sich zu Volkstribunen auf, die Politikern das Wort erteilen.
Es wurde provoziert, statt offen zu fragen:
”Ist Angela Merkel für Sie eine Marktradikale?”, “Ist die SPD noch eine Volkspartei?”)
Eine gute offene Frage können deutsche TV-Talkmoderatoren offenbar nicht mehr stellen. Sie suchen die Provokation, die ihrer Selbstinszenierung dient, aber nicht der Qualität der Antwort.
Wir haben die Lust am plaktiven Symbolkonflikt erlebt:
Statt über grundsätzliche Fragen wird lieber über plakative Fälle diskutiert, den das Publikum leicht nachvollziehen kann.
Wir haben Radikalvereinfachung von Problemen durch Transfer ins Allagsleben erfahren:
”Wissen Sie zu welchem Spottpreis man sich in Berlin die Haare schneiden kann?”, “Welche Note würden Sie Deutschland geben beim Thema soziale Gerechtigkeit?”, “Warum kann der Staat jede dreckige Kneipe schließen, aber keine Bank, die mit zweifelhaften Papieren Geschäfte macht?”
Die Moderatoren greifen mit Vorliebe auf unterkomplexe Erklärungsmodelle zurück: Was mein Zuschauer angeblich nicht versteht, verstehe ich auch nicht.
Wir haben erlebt, wie Politiker als Nichtrespekts-Personen gezeigt werden, die sie schließlich nicht n u r sind:
”Herr Steinmeier, kennen Sie das schlechte Wahlergebnis der SPD in der Nachkriegszeit?”, “Frau Merkel, haben Sie eine Ahnung, um wieviel Prozent die deutsche Wirtschaft in den letzten zehn Jahren gewachsen ist”?
Wir haben ein oft tumbes Herumwitzeln erlebt:
”Oder Sie haben beide schon zusammen geübt, das kann natürlich auch sein.”, “Herr Steinmeier hat gerade ein Rezept ausgestellt”, “Herr Steinmeier haben Sie eine zweite FDP im Koffer irgendwo?”
Die Witzchen der Moderatoren machen endgültig klar, wo sie stehen und worum es geht: Es geht um Unterhaltung, es geht um die Selbstdarstellung der Moderatoren – aber es geht sicher nicht um die Klärung komplexer politischer Fragen.
Das TV-Duell war mehr als nur eine Befragung von Spitzenkandidaten. Es war die machtvolle Inszenierung eines Politikverständnisses, für das die vier großen TV-Konglomerate in diesem Land zunehmend stehen: Für das Primat der Darstellbarkeit über das Dargestellte, das Primat der Selbstinszenierung der Moderatoren über das Aufklärungsinteresse. Politik ist in die Klauen des Unterhaltungskomplexes geraten: Es zählt die kurzweilige, nicht die angemessene Vermittlung.
Das Kennzeichen dieses um sich greifenden Politikverständnisses ist ein TV-Journalismus ohne Demut. Ohne Demut davor, dass Politik in Wirklichkeit viel komplexer ist, als er es zu vermitteln vermag. Der TV-Journalismus tut so, als könnte er alles verstehen und vermitteln – und als gäbe es keine Welt darüber hinaus. Der TV-Journalismus totalisiert sich selbst.
Diese Fehlleistung sollte Konsequenzen haben: Unsere Politik und Demokratie ist zu wertvoll, um sie vom Kartell der Geschwätzigkeit aus ARD, ZDF, RTL und SAT1 aufreiben zu lassen. Sollte es daher in Zukunft eine Debatte (”Duell” wäre als überdrehte Metapher gleich im ersten Schritt zu streichen) der Kanzlerkandidaten geben – so gibt es keine Begründung mehr, warum diese in den Händen dieser Institutionen liegen sollte. MfG – und in der Hoffnung, dass die Rundschau Plattformen bietet