Zum baldigen Beginn der Sommerferien fordern die Wirtschaftsjunioren Heidelberg mehr Engagement für Bildung: Nie war Bildung so wichtig für die Zukunft des Einzelnen und unseres Landes wie jetzt?, sagt Tim Wünsche, Vorstand der Wirtschaftsjunioren Heidelberg. In Zeiten der Krise braucht das Land mehr Bildung und nicht mehr Forderungen nach Staatshilfen und Bildungsstreiks. Wie soll Deutschland die Krise überstehen und sich in der Weltwirtschaft behaupten, wenn nicht mit qualifizierten Arbeitskräften und gut ausgebildetem Nachwuchs, fragt Wünsche.
Unsere Köpfe sind unser größtes Kapital, betont der Heidelberger Sprecher der Jungunternehmer. Er fordert mehr Engagement der Eltern für die Bildung ihrer Kinder: Statt der Lehrer müssten die Eltern streiken, weil ihre Kinder nicht die Bildung bekommen, die sie brauchen. Die Zeugnisvergabe ist der richtige Zeitpunkt für Elternstreiks und Diskussionen über Verbesserungen in der deutschen Bildungslandschaft.
Die Wirtschaftsjunioren Heidelberg fordern von der Politik umfassende Reformen des Bildungssystems für bessere Bildung. Eine Aufwertung der Berufe Lehrer und Erzieher gehören ebenso zu den zentralen Forderungen wie eine Anpassung der Berufsbilder an heutige Herausforderungen. Die Krise ist unsere Chance, die Qualität der Bildung in Deutschland zu verbessern.
Dazu brauchen wir mehr Geld für Schulen und Kindergärten, aber auch mehr Bereitschaft zu Veränderung. Lehrer, Erzieher und Eltern dürfen gerade in der Krise unseren Nachwuchs nicht vernachlässigen. Es geht für uns alle ums Überleben. Unternehmer seien genauso gefordert für ihre Mitarbeiter Verantwortung zu übernehmen wie Pädagogen für den Nachwuchs und Eltern für ihre Kinder, fordert Wünsche.
Durch ehrenamtliches Engagement sprechen die Wirtschaftsjunioren Heidelberg mit ihren Projekten im Bereich Bildung und Ausbildung direkt die regionalen Schulen an. Sie bringen praktisches Wissen aus der Wirtschaft an die Schulen und engagieren sich für Berufsvorbereitung und Ausbildungsqualität an Betrieben.
Die Wirtschaftsjunioren Heidelberg sind Mitglied der Wirtschaftsjunioren Deutschland und über Landesverbände und Kreisverbände organisiert. Die Mitglieder sind nicht älter als 40 Jahre. In Heidelberg gut 110, deutschlandweit über 11.000 Führungskräfte und Unternehmer aus allen Bereichen der Wirtschaft treten aktiv für die Ziele der Wirtschaftsjuniorenorganisation ein. Durch unseren gemeinsamen Einsatz wollen wir die Akzeptanz für unternehmerisches Handeln in der Bundesrepublik Deutschland erhöhen. Wir wollen die künftige Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland im neuen vereinten Europa aktiv mitgestalten, um damit die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes langfristig und weltweit zu sichern.
13.Juli.2009, 11:55
Der Beitrag der Wirtschaftsjunioren/innen zeigt per se schon das gesellschaftliche Bildungsdilemma in seiner ganzen Tragweite auf, indem er permanent Bildung mit Ausbildung gleichsetzt, addiert oder verwechselt. Es sieht so aus, dass dies gezielt geschieht.
So wird nicht unterschieden zwischen marktgängiger Qualifizierung und Ausbildung einerseits und marktunab-hängiger oder gar marktinkonformer Bildung andererseits, die auch und gerade auf die „nicht oder nicht so sehr verwertbaren Bereiche“ des Human Capitals, besser: des Menschen, abzielt. Deshalb können die jungen Macher der Wiurtschaft den Bildungsstreik (zugegeben: das Wort ist unglücklich gewählt) auch nicht als Bildungsmaßnahme verstehen.
Bildung erscheint den Wirtschaftsjunioren/innen, liest man obigen Beitrag aufmerksam, vor allem als rendite-trächtiges Unterfangen kurz-, mittel-, langfristiger oder lebenslanger Natur, das in früher Kindheit schon anzulegen sei und bis ins Alter laufen sollte. Es geht um Verwertbarkeit im Wettbewerb in Permanenz.
Für solche Unternehmer/innen (es gibt auch andere: z.B. den früheren Automanager Goeudevert) ist und bleibt Bildung ein Konsumgut und zugleich purer Kapitalfaktor, also lediglich Kompetenz, Qualifizierung, Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung. Bildung ist jedoch anders und wesentlich mehr.
Während Deutchland immer noch ein Spitzenland auf dem Aus- und Weiterbildungsmarkt ist (was so erhalten bleiben sollte: d´accord), mangelt es unserem Land immer mehr und vor allem an Bildung. Das Schulfach „Glück“ des Schulleiters einer Heidelberger Wirtschaftsschule allein hilft da nicht heraus und wirkt eher skurril.
Die im Beitrag zitierte Krise der Wirtschaft bietet die Chance, uns auch qua Bildung aus den Fängen des „Homo Oeconomicus“ ein Stück weit zu befreien. Den immer vielfältiger und dringlicher vorgetragenen Kooperations-interessen zwischen Bildungsinstitutionen und Wirtschaftsunternehmen ist in diesem Sinne bis zu einem gewissen Grad zunächst einmal zu misstrauen, denn das dahinter stehende Interesse ist nicht Bildung, sondern Verwertbarkeit, hinter der die große Begehrlichkeit der Rendite steckt. „Semper Apertus“ sollte grundlegend anders fokussiert werden.
Beste Grüße
Fritz Feder