(Pio ist sprachlos – er kann nicht anders – er ist überwältigt – von dieser Fülle, dieser Überfülle. Volle Häuser hat er immer angestrebt. Dieses heute hat er nun ganz allein gefüllt.
Aber zu welchem Preis?!
Und, dass ich hier stehe, war sein Wunsch. Und seinen dezenten oder auch nachdrücklichen Wünschen auf Anwesenheit, konnte man sich stets nur schwer entziehen. – Ja, Pio, deine Bedeutung! Deine Kraft! Deine Macht?!)
Als Motto über deinem Leben, könnte „Fülle“ stehen.
„Fülle“ im Sinn von Anhäufung, Ansammlung, Vielfalt, Menge.
Aber auch im Sinn von Zustrom, Sammelpunkt, Überfluss…
Wie viel Fotos hast du gemacht
wie viel Bilder gemalt
wie viel Einladungen ausgesprochen
wie viel Feste veranstaltet
wie viel Ausstellungen organisiert
wie viel Alben angelegt
wie viel Tintenfische eingelegt
wie viel Gravierungen geritzt
wie viel Essen zubereitet
wie viel Collagen erstellt
wie viel Heidelberg-Souvenirs gesammelt
wie viel Geschenke gemacht
wie viel Gedichte verfasst, Gereimtes und Ungereimtes
wie viel – wie viel – wie viel, das ich nicht weiß?!
wie viel, das Sie ergänzen können…
Deine Gastfreundschaft, deine Wohltätigkeit, deine Hochherzigkeit, deine Großzügigkeit kannten keine Grenzen.
Über Geld sprachst du nicht, warum auch, du hattest ja keins. Oder zumindest nur wenig.
Deine umfassende Bildung – deine Begeisterung für Literatur, Theater, Kunst – war beeindruckend, bewundernswert
Und deine Reisen. Immer und immer wieder Griechenland – eine einzige Insel fehlte dir noch, du wolltest sie dieses Jahr erkunden.
Beinahe ähnlich wichtig – glaube ich – waren seit vier Jahren deine Reisen, deine Fahrten mit der S-Bahn nach Heidelberg und nächtens zurück nach Mannheim. Auch zu Mannheimer
Schlossführungen. Aber auch dort, rasch wieder, mit neuem Fanclub.
Wie viel – wie viel Kraft mag dich die beharrlich, fast trotzig behauptete, neu gewonnene Liebe zu Mannheim wohl gekostet haben? Du gehörtest nach Heidelberg. Und nur Heidelberg verliert sein Original, das Urbild – Pio.
Du warst tolerant, nicht – oder nur selten – nachtragend oder gekränkt. Du standest selbst mit Menschen noch auf gutem Duzfuß, die du nicht mehr hättest kennen müssen, nicht mehr mit dem Arsch hättest ansehen dürfen – (ich weiß, das sagt man nicht!) Aber so warst du eben nicht. Und wir alle haben von dieser deiner Eigenschaft sicher auch profitiert…
Nun, selbst das glücklichste und erfolgreichste Leben ist eben nicht ohne ein gewisses Maß an Dunkelheit möglich.
Man kann auf den Gedanken kommen, dass du zu viele Talente und Interessen und Engagements hattest…aber alles, was du unternahmst, machtest du mit Leidenschaft, mit Hingabe,
mit Lust und Enthusiasmus.
„Glück zu allem Tun – Freude bei allem Gelingen.“ wünschte Goethe einmal Marianne von Willemer. Und diese – nach dem Glück – wichtigste, für dich sicher – nützlichste – Tugend besaßest du: Freude an allem Gelingen, du warst stets überzeugt und beglückt von all deinem Tun, von all deinen Taten. Und sie waren unanfechtbar und authentisch – Pio! Wie viele – wie viele Aufführungen von „Geschichten aus dem Wienerwald“ hast du dir an großen Theatern angeschaut, und keinen besseren „Zauberkönig“ entdecken können, als du es warst in der erfolgreichen Taeter-Theater-Inszenierung … Auf der Documenta hätten natürlich Kunstwerke von dir hängen können. Mit Sicherheit.
Deine Sicherheit, deine Einsichtsfähigkeit und dein Optimismus haben dir auch bei der Bewältigung deiner kurzen, bösartigen Krankheit geholfen. Du hast mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit darüber gesprochen – im Wissen um die Heftigkeit und im Erleben des Tempos, mit der sie voranschritt, (wie es nur Gesunde gern tun, wenn sie vorgeben, wie locker sie mit jeder schlimmen Situation irgendwann einmal werden umgehen können.) Es war beeindruckend und tröstlich – für uns – weil wir es nicht so schwer und so ernst nehmen mussten.
Umso schockierender kam dann das rasche Ende – für uns.
Das gute rasche Ende – für dich. Aus der Fülle des Lebens.
Genug ist nie genug!? Aber manchmal eben doch!