Die als Generalklausel gehandhabte vermeintliche „katholische Mentalität“ – ist das jenes Dummstellen im Namen Gottes, welche das feist-dreiste Denken hervorgebracht hat, das auch  an den Piusbrüdern muss kritisiert werden dürfen?
„Weltfremdheit und Eiferertum, eine krankhafte Verengung der Geister“? Ein Denken übrigens, das den Papst in den Augen der Piusianer als Galionsfigur einer verrotteten nachkonziliaren Kirche verzeichnet.

Befindet sich hinter diesen Mauern eine rechte Kaderschmiede?

Rechte Kaderschmiede hinter diesen Mauern?

Ensprechende Einlassungen wollen aus der hilfreichen Darlegung dessen, was eine Exkommunikation ist, die Notwendigkeit ihrer Aufhebung im konkreten Fall der Piusbruderschaft ableiten. Dabei wird jedoch mit einer pastoralen Suggestion die einschlägigen theologischen Argumente manipuliert. Der springende Punkt dabei ist, dass auch die Aufhebung einer Exkommunikation – wie theologisch wünschenswert sie immer erscheinen mag – der Idee nach kein besinnungsloses Verfahren darstellt, sondern an nachvollziehbare Gründe gebunden bleibt. Katholische Theologen tun indessen so, als sei man im Zeichen der Übernatur (vulgo „katholische Mentalität“) über solche natürlichen Gründe erhaben.

Da darf dann solches gelesen werden: „Strenggenommen exkommuniziert sich derjenige selbst, der gegen die Einheit der Kirche verstößt – die Aufhebung dieser Exkommunikation aber kann ihm nicht verwehrt werden, wenn er aufrichtig begehrt, zu dieser Einheit zurückzukehren.“ Hier klären die Autoren selbst über das entscheidende Kriterium auf, an dem sich die Rücknahme einer Exkommunikation zu messen habe: die Aufrichtigkeit des Begehrens, der Kirche rechtsgültig wieder eingegliedert zu werden. Es ist doch nun aber gerade die mangelnde Aufrichtigkeit, die im vorliegenden Fall (nicht nur) des Bischofs Williamson  ins Auge sticht und das eigentliche Thema darstellt. Ein Thema, das vatikanische Kleinredner in ihren Einlassungen zum Verschwinden bringen möchten. Nur allerdings im  Konstrukt einer „katholischen Mentalität“ geht solches vorsätzliche Verfehlen des Themas durch – wird jedenfalls offenkundig in Rom gehofft.

In Ruhe abwarten

hebe Dich hinweg …

hebe Dich hinweg …

Mit keinem Wort gewichten Beschwichtiger, dass die Piusbruderschaft seit Jahren schon und nach wie vor programmatisch gegen das Zweite Vatikanische Konzil hetzt – gegen dasselbe Konzil der Religionsfreiheit und Aussöhnung mit dem Judentum also, auf das die Piusbrüder mit der Aufhebung der Exkommunikation verpflichtet werden sollen. Mit keinem Wort fällt ins ins Gewicht, dass die Rücknahme des Kirchenbanns auf nichts als das Prinzip Hoffnung gegründet ist – einer blinden Hoffnung, wie Pokerface Williamson stellvertretend für seine Bruderschaft hohnlächelt, die sich nun umso mehr zur „Bekehrung Roms“ ermächtigt sieht.

Der Kurie blinder Fleck hat damit zu tun, dass sie die Piusbruderschaft im Grunde nur aus liturgischer Perspektive beobachtet: Sie hat den tridentinischen Ritus gerettet; das war ihre historische Aufgabe; alles andere ist zweitrangig: „Ob es der Piusbruderschaft gelingt, in der Vielfalt der kirchlichen Gegenwart ihren Platz zu finden, kann nun in Ruhe abgewartet werden; ihre historische Aufgabe jedenfalls ist abgeschlossen.“ Dass sich da nun unter diesen vier Exterrorialen Geistlichen ein Holocaustleugner befindet, wird nach alledem, was Wunder, eher marginal betrachtet.

In Ruhe abwarten also, ob die Rücknahme der Exkommunikation der frommen Rabauken damit zu tun haben könne, „dass es gerade dieses Wissen von einer wachsenden krankhaften Verengung der Geister war, das den Papst zum Handeln angetrieben hat“ ? Womit Gläubige in aller Welt sich auf eine Abenteuerreise ins Herz katholischer Finsternis begeben dürfen. Auch diese Fahrt aber – man muss nur feste daran glauben – führe auf direktem Weg zu guter Letzt dann – zu guter Letzt, doch hin zu Gott … got

Feb. 2009 | Allgemein, Feuilleton, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren