Kaum eine Stadt, die auch nur einen Bach, oder aber gar einen Fluss ihr eigen nennt (wenngleich meist nur streckenweise), versucht nicht, dies solcherweise zu nutzen, dass da nur Autostraßen entlang führen. Hier in Heidelberg halfen bislang auch nicht noch so viele „dreinblitzenden Blauäuglein“, die Stadt so an den Neckar zu bringen, dass dort gelustwandelt oder ein Cafe (oder sowas ähnliches) hätte getrunken werden können. OB Eckart Würzner setzt sich dafür ein, und es hat sich (erstmals glauben wir in der üblicherweise immer „Dagegen“ seienden Bürgerschaft) eine Gruppe gegründet, die „Dafür ist“. Uns freut das. Hier stellt sich FÜR vor:

Warum die „Stadt am Fluss“

Das Projekt „Stadt am Fluss“ ist neben der Bahnstadt das größte Stadtentwicklungsprojekt Heidelbergs. Während allerdings die Bahnstadt ein klar umrissenes Projekt ist, mit dem Ziel neue Baugrundstücke zu entwickeln, gehört die Stadt am Fluss gewissermaßen zu den „Softskills“ der Stadtentwicklung. Die sogenannten „weichen Standortfaktoren“ schaffen Werte, die in üblicher Form mit Renditen oder sonstigen Kennzahlen nicht messbar sind.

Dennoch bilden Sie, wie in diesem Fall durch eine enorme Aufwertung des öffentlichen Raumes in den attraktivsten Lagen, die eine Stadt überhaupt haben kann, einen, im wahrsten Sinne des Wortes, unermesslichen, unschätzbaren Wert.

Die Stadt am Fluss gibt es doch schon!?

Wie kaum eine andere Stadt wird Heidelberg schon heute, mit seinem malerischen Bild der historischen Altstadt, darüber dem Schloss und dem glitzernden Neckar im Vordergrund, fast schon dem Begriff „Stadt am Fluss“ gleich gesetzt.

Das Bild das die Welt kennt – von weitem eine Pracht. Es ist wie ein Versprechen, welches jedoch, wenn man sich den südlichen Ufern nähert, an eigentlich keiner Stelle eingelöst wird.

"Ein Bild das die Welt so oder ähnlich kennt – von weitem eine Pracht. Es ist wie ein Versprechen, welches jedoch, wenn man sich den südlichen Ufern nähert, an eigentlich keiner Stelle eingelöst wird." Foto: Gottschling

Für einen Tagesbesucher genügt es vielleicht, einmal an der Alten Brücke die Hauptstraße zu verlassen, heraus zu treten, das Schloss zu fotografieren und ansonsten einmal von der Heiliggeistkirche, bzw. dem Ritter, über Uniplatz bis vielleicht zur Alten Anatomie zu laufen und für 2,50€ ein Andenken zu kaufen.

Für uns Heidelberger hat der Fluss eine viel elementarere Bedeutung. Uns genügt nicht das Bild, wir brauchen den Fluss und seine Ufer als „Lebensraum“. Als Pendant zur Neckarwiese und der, eher landschaftlich geprägten Neuenheimer Seite , bietet das Altstadtufer, mit einer lebendigen Promenade, völlig selbstverständlich den urbanen Raum zum flanieren, sich treffen, Cafe trinken, für den kleinen Drink nach dem Büro, oder eben auch zum spontanen Einkauf in der Altstadt .

Überall in anderen Städten und Regionen, wo es irgend ein Gewässer gibt, werden Wasserlagen entwickelt und diese Trümpfe konsequent ausgespielt. In Heidelberg erstarrt man in Ohnmacht und etwas in einer bleiernen Veränderungsträgheit. Man vernachlässigt sträflich die Chance, die Hauptstraße als eindimensionale Einkaufsmeile zu entlasten und eine feine Vernetzung durch die Seitenstraßen, mit Nischen für kleinere, speziellere Geschäfte zu entwickeln. Auf diese Weise würde dem Einkaufsstandort Heidelberg ganz selbstverständlich eine ganz andere, neue Qualität gegeben, welche andere Städte ohne eine solche Altstadt sich nur wünschen können.

Man nutzt auch nicht die Chance den Fluss als Mitte, als verbindendes Element anstatt als Trennung zu sehen. Der Fluss ist ein Herzstück der Stadt und der öffentliche Raum mehr denn je das Forum für Kommunikation, Gesellschaft, Freizeit und Entspannung. Kaum auszudenken, wie die Seele jubeln würde, könnte man, wie am Marktplatz in Neuenheim unter schönen Bäumen auf dem Platz sitzen, sich nach Feierabend mit der Familie oder mit Freunden treffen und die tief auf der Altstadtpromenade stehende Sonne genießen:

äölkäölkäölkäölkäölkäölköälkäölkäölkäölköälkäölköälköälkölköäkläklöäklöklöäklöäkölkäkläökläklöklökläköklääöläöl

Ist das nicht wie das eingelöste Versprechen, welches dann, wenn man sich dem Ufer nähert, an - zum Beispiel dieser Stelle - eingelöst wird? Teilbereich des Siegerentwurfs. Foto: Rothe

Warum eine Bürgerinitiative? Wozu ist sie da, wenn die Entscheidungen im Gemeinderat schon gefallen sind?

Unser Ziel ist es, dazu bei zu tragen, dass die „Stadt am Fluss“ nicht nur für Touristen, sondern auch für die Bürger Heidelbergs mit all ihren Chancen Realität wird. Dazu muss das Potenzial konsequent ausgeschöpft und umgesetzt werden. Für diese konsequente Umsetzung sehen wir im Moment keine Alternative zur projektierten Tunnellösung, weil nur so die zwingend notwendigen Qualitäten einer Promenade entstehen können.

Wir wollen uns jedoch durchaus mit allen Möglichkeiten zur Entwicklungen der Stadt am Fluss auseinander setzen, denn ein solches Generationenprojekt kann auf keine gute und kreative Idee verzichten. Es muss durch eine breite Akzeptanz in der Bürgerschaft getragen werden, und ihm aus eigenem, bürgerschaftlichem Engagement seine Basis geben. Es ist die „Initiative der Bürger“ gefragt, sich zu informieren, sich zu interessieren, Meinungen zu äußern, kreative Ansätze zu bieten, und eigene Erfahrungen einzubringen. In diesem Sinne sehen wir uns als „Bürgerinitiative“ und wollen dazu, als Bürger, die etwas mit der Materie zu tun haben, den Anfang machen.

Mit den Bürgern im Rücken muss die Verwaltung und der Gemeinderat in die Lage versetzt werden, ein solches Projekt umzusetzen. Wir wollen, dass dieses Projekt nicht auf die übliche Weise zwischen den, sich reflexartig bildenden Lagern, hart entlang der politischen Parteiengrenzen, zerrieben und zerredet wird. Es darf nicht so sein, dass es, wie sonst üblich, auf der einen Seite die Stadtverwaltung gibt, die ein Projekt durchsetzen will und auf der andren Seite die „Bürger“, die dagegen sind. Es müssen sich alle zeigen, BeFÜRworter und Skeptiker, aber wo werden die Bürger, die FÜR das Projekt sind, vertreten, wenn es Bürgerinitiativen in der Regel nur gegen etwas gibt?

FÜR geht online

FÜR bietet genau dafür das Forum. Mit der Website entsteht die Möglichkeit für alle, die eine konsequente Umsetzung des „Generationenprojektes“ unterstützen wollen, sich zu registrieren.

Pegelmesser ist das „FÜRometer“, welches mit jedem BeFÜRworter wächst und vom Bismarckplatz bis zum Karlstor reicht. Ganz zufällig haben sich mit dem Erreichen des Karlstors 14000 BeFÜRworter gefunden, die (theoretisch) für das Erwirken eines Bürgerentscheides nötig sind.

Wir möchten aber auch mit der Initiative den Informationszugriff erleichtern. Dazu sind unter Informationen „antizipierende“ Fragen, gestellt, die wohl jeden beschäftigen. Wie lange dauert das Projekt? Was kostet es? Wie lang ist der Tunnel und wo sind die Eingänge?. Diese wollen wir, soweit es uns möglich ist direkt beantworten, kommentieren, oder aber direkt mit Links zu den betreffenden Studien, Veröffentlichungen, etc. versehen, sodass man sich nicht lange durch die bereits existierende Dokumentenlawine kämpfen muss. Das erleichtert den Einstieg und bringt einen auf direkte, unkomplizierte Weise mit dem Thema zusammen. Es soll helfen, dass jeder sich ein Meinung bilden und teilnehmen kann. Auch wenn er zu einer anderen Auffassung gelangt als wir.

Natürlich ist auch uns bewusst, dass dieses Projekt eine enorme Kraftanstrengung sein wird, welches wohl die nachkommenden Generationen, sowohl im Bezug auf die Belastungen, aber eben auch auf die gewonnenen Qualitäten, wesentlich mehr betreffen wird als uns. Insofern ist natürlich absolute Pflicht und Voraussetzung, dass mit diesem Erbe, welches wir hinterlassen, sehr verantwortungsbewusst umgegangen wird. Dem professionellen Projektmanagement kommt deshalb sicher eine ganz entscheidende Rolle zu.

Aber es muss auch deutlich werden, dass dieses Generationenprojekt wie kaum ein anderes hauptsächlich den Bürgern zu Gute kommt. Es geht nicht um Renditeobjekte, sondern es geht ausschließlich um die Aufwertung von öffentlichem und urbanem Raum, eines Stadtraumes, für den andere alles geben würden, wenn sie ihn hätten. Bei uns liegt er brach!

Zukunftschancen muss man erkennen, aber man muss sie auch ergreifen. Die „Stadt am Fluss“ ist eine der größten Chancen für Heidelberg und wir wollen sie jetzt nutzen.

Feb. 2009 | Heidelberg, Allgemein | 3 Kommentare