Ralf König ist kein Karikaturist, er ist ein Geschichtenerzähler und –zeichner». Dieses Mal beschenkt er uns mit einer charmanten atheistischen Version der Schöpfungsgeschichte.

© Ralf König (Illustr.)

Ralf König ist kein Karikaturist, er ist ein Geschichtenerzähler und –zeichner». Dieses Mal beschenkt er uns mit einer charmanten atheistischen Version der Schöpfungsgeschichte. Gott ist schwer stolz auf sein Werk. Als aber die lasziv auf um einen Baumast sich räkelnde Schlange entsetzt aufschreit, als es das behaarte, grunzende und deutlich übergewichtige Wesen sieht («Das ist dein Ebenbild? Ein Affe?»), rastet der Weltenschöpfer aus: «Sag nie wieder ‚Affe’ dazu! Das hat gar nichts mit ‚Affe’ zu tun! Das ist ein Mensch! Er heißt Adam!»

Die Sache mit Adam und dem Apfel

Da staunt Gott, der Allmächtige: Der brave alte Adam macht sich seinen eigenen Kopf über die Entstehung der Welt. Deutschlands berühmtester Comicautor lässt das bekannte Dreiergespann von Gott, Satan und Mensch über letzte und allerletzte Fragen philosophieren, über Sünde und Willensfreiheit, Erkenntnis und Trieb, Vorsehen und Nachsehen. Paradiesisch schön und teuflisch schlau!

Was für ein Comic-Prototyp Mit schlauen Inhaltsstoffen (Kant, Einstein, Darwin, Galilei, Aristoteles, Feuerbach, Hoimar von Dithfurt & und Liedtexten aus dem Evangelischen Kirchengesangbuch) und farbig illustriert aus des Meisters Hand. Das muss man einfach haben. Weil: Einmallesen und Einmalstaunen reicht hier nicht. Wir haben es immerhin mit der Schöpfungsgeschichte zu tun! Eine gelungene Comic-Interpretation der Schöpfungsgeschichte, bissig, witzig und kritisch – nicht direkt zum Lachen, zwar,aber hintersinnig lustig ist das neue Buch von Ralf König: in edlem, schwarzen Leinen, mit Goldprägung kommt der Prototyp einaher:

Schlange: «Herr, ich brauch’n Briefing.» Herr: «Du brauchst was? Sprich Hebräisch!» Schlange: «Der Mensch stellt ununterbrochen Fragen! Er verliert den Glauben, und mir gehen die Argumente aus.» Herr: «Ich kann ihm ja noch mal ne Sintflut an den Hals setzen.» Schlange: «Bringt nicht viel. Er nennt das ‚Naturkatastrophe und es trifft ja auch die unschuldigen Tierchen! Da glaubt er erst recht nicht mehr an einen gütigen Gott.» Herr: «Sag ihm, meine Weg sind unergründlich.» Schlange: «Dann sagt er, das ist ‚ne Floskel.» Herr: «Verflucht …» Schlange: «Rede du doch mit ihm! Deine Donnerstimme hat ihn immer beeindruckt.» Herr: «Ich kann nicht zu ihm sprechen, wenn er nicht an mich glaubt. Das ist das Dilemma!»

Und Gott sah, dass es einigermaßen gut war

Königs Comics aus dem schwulen Leben sind in mehr als einem Dutzend Sprachen erschienen, mit einer Auflage von über sieben Millionen Exemplaren. König, 1960 in dem «sehr katholischen Kuhdorf» Westtönnen bei Werl in Westfalen geboren, ist in seiner künstlerischen Arbeit längst nicht mehr auf das Thema Homosexualität fixiert. «In der Schwulen-Community tut sich nichts mehr, ich langweile mich. Alles scheint nur auf eine gleichgeschaltete Lifestyle-Party hinaus zu laufen, mit Körperkult und schlechter Musik. Auch hier komme ich mit der Satire nicht hinterher.»

Nicht zum ersten Mal steht das Nachdenken über Deutungsmacht und gesellschaftlichen Einfluss der Religion(en) im Mittelpunkt eines seiner Werke. «Neulich saßen Kardinal Meissner und Gloria von Thurn und Taxis bei Maischberger in der Talkshow. Pille ist für sie noch immer eine Form der Abtreibung und Homosexuelle sollten beten, beten, beten! Man kommt mit der Satire ja gar nicht hinterher! (…) Es ist inakzeptabel, dass es im säkularen Europa lebensgefährlich wird, offen seine Meinung über Religionen zu sagen. got

Nov. 2008 | Allgemein, Junge Rundschau | Kommentieren