Vom 20. 09. – 09. 11. 2008, eröffnet wird am Freitag, 19. 09. 2008, von 19 bis 21 Uhr:
Mindestens eine Zeichnung pro Tag. Mit 19 mal 28 Zentimetern allesamt kleinformatig, greifen die mit
schwarzem Negrostift komponierten Zeichnungen stets auf Bildvorlagen zurück, die vor dem Geburtsjahr
des Künstlers entstanden sind. Limousinen und männliche Gestalten im Halbdunkel, Cocktailempfänge,
entblößte Frauenhaut, Revolver. Der Großteil der Motive atmet die düstere Atmosphäre
des Film noir und wird von fragmentierten Textzitaten begleitet. Mit diesem Konzept schaffte der niederländische
Künstler Marcel van Eeden im Sommer 2006 auf der Berlin Biennale seinen künstlerischen
Durchbruch. Seitdem haben Bildfolgen wie „K.M. Wiegand – Life and Work“ oder „Celia“ international
Ausstellungshäuser und Sammlerherzen erobert.
In der Ausstellung im Heidelberger Kunstverein werden erstmalig die großen Bildfolgen aus van
Eedens bisherigem Schaffen miteinander verwoben und eine neue, eigens für den Kunstverein angefertigte
Serie („Witness for the Prosecution“) präsentiert.
Celia, eine bereits aus einem früheren Zyklus bekannte Protagonistin, beschuldigt in einem Gerichtsprozess
den Maler Oswald Sollmann des Mordes an einem Matheus Boryna. Während dieses
Kapitel auf einer Bildwand in Erinnerung gerufen wird, die ältere Bildserien aus van Eedens OEuvre als
digitale Collage zusammenführt, sind in einem anderen Bereich des Kunstvereins die Ölgemälde des
abstrakten Malers Oswald Sollmann real in einem simulierten Galerieraum mit Zimmerpalme und
Teppich zu sehen. Automatisch fängt man als Betrachter an, nach Erklärungen und logischen Begründungen
zu suchen. Nur Stück für Stück gewöhnt man sich an den eigenartigen Erzählrhythmus
und erfährt kleine Triumphe, wenn sich innerhalb eines Erzählstranges allmählich ein Puzzlestück an
ein anderes fügt.
Figuren wie Celia oder Boryma sind keine Handlungsträger im klassischen Sinn. Ihre Aufgabe
ist es weniger, eine Geschichte in eine bestimmte Richtung zu tragen. Vielmehr sind sie Koordinaten
eines Ordnungssystemes, die eine bildliche Erzählung losgelöst von den Zwängen einer narrativen
Konsequenz möglich machen. Eine große Wandzeichnung, auf der die einzelnen gerahmten Blätter
der neuen Serie gezeigt werden, deutet eben eine solche Metastruktur an, in der es nicht um die
Struktur der Geschichte, sondern um das Prinzip des Erzählens geht und in der die einzelnen Komponenten
zu einer großen Konstruktion zusammengetragen werden.