Bernd Feuchtner, Operndirektor des Teams Cornelius Meister und Peter Spuhler am Heidelberger Theater, bricht ab der Spielzeit 09/10 zu neuen Ufern auf. Mit Neubeginn der Intendanz von Carl-Philip von Maldeghem wird er Opernleiter und Chefdramaturg am Salzburger Landestheater. Feuchtner war als Journalist ans Heidelberger Theater gekommen und hatte hier erstmals Erfahrung mit der Praxis gemacht – in einem Jahr will er sich nun nach vier Jahren sehr erfolgreicher Arbeit an einem weiteren Haus ausprobieren.

Bernd Feuchtner

Bernd Feuchtner

In den zurückliegenden drei Jahren hat er mit großem Geschick die Heidelberger Oper zu deutschlandweiter Beachtung geführt. Erst unlängst wurde dies in einer Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Die Deutsche Bühne“ ausdrücklich gewürdigt. Dem Heidelberger Haus und seinem Intendanten bleibt Feuchtner weiterhin freundschaftlich verbunden. So wird er das von ihm ins Leben gerufene und sowohl von Fachleuten wie vom Publikum begeistert angenommene Barock-Festival „Winter in Schwetzingen“, das das Heidelberger Theater im Schwetzinger Rokokotheater durchführt, weiterhin leiten.

Für die jetzt kommende Spielzeit haben Meister, Feuchtner und Spuhler insgesamt einen Spielplan der Opernraritäten vorgelegt, u. a. mit den Deutschen Erstaufführungen der Vivaldi-Oper „Tito Manlio“ und der Oper „Goyescas“ von Enrique Granados, sowie der Realisation der selten gespielten Film-Oper „Drei Wünsche“ von Bohuslav Martinu, die u. a. der gefragte Videokünstler Chris Kondek in Heidelberg realisieren wird, und der Zweitaufführung von Hans Werner Henzes „Phaedra“.

Die darauffolgende Spielzeit 09/10 wird die erste des Heidelberger Theaters in einer Ersatzspielstätte sein, denn dem Haus steht eine dreijährige Generalsanierung mit Teilneubau bevor. Für die Ausweichspielzeit will Intendant Peter Spuhler das Theater mit vollständig veränderter Dramaturgie und Linie neu positionieren.

Eine (vor) letzte Wortmeldung Bernd Feuchtners:

Liebe Freunde und Kollegen!

Mit einem turbulenten Tag der Offenen Tür begann gede die neue Saison. Unser Sängerensemble gab dabei Kostproben aus der kommenden „Spielzeit der Leckerbissen“. Zwei neue Sänger wurden dabei besonders gefeiert: die Sopranistin Angela Kerrison, die vom Zürcher Opernstudio zu uns kommt, um Silke Schwarz während ihrer Schwangerschaft in „Idomeneo“, „Titus“ und „Tito Manlio“ zu vertreten, und der Countertenor Yosimeh Adjei, der in Henzes „Phaedra“ die Göttin Artemis singt.

Für die letze Saison im alten Theater haben wir ein Programm zusammengestellt, das unter dem Spielzeitmotto „Kampf um Frieden“ großartige Werke abseits der abgegrasten Pfade präsentiert.

Mozarts „Titus“ ist so ein Stück, in dem die Luft brennt, weil ein Mensch in einem System der Verlogenheit nach Menschlichkeit sucht. Am Hof des Titus herrscht der Krieg aller gegen alle, und nach einem Anschlag auf seine eigene Person muss Titus sein Verhältnis zu jedem einzelnen Menschen neu erforschen. Cornelius Meister setzt damit seinen beachteten Mozartzyklus fort.

Als die interessanteste neue Oper spielen wir Hans Werner Henzes „Phaedra“ nach, wobei wir das Werk des Altmeisters in die Hände eines blutjungen Regieteams gelegt haben, das anschließend sicher als Geheimtip gehandelt werden dürfte: der 24-jährige Regisseur Daniel Cremer und der 25-jährige Bühnenbildner Ben Baur.

Nach dem großen Erfolg von „Motezuma“ und „Die Olympiade“ setzen wir unsere Barockserie im Rokokotheater Schwetzingen fort mit Vivaldis „Tito Manlio“, einer besonders brillanten Oper aus seiner mittleren Periode. Mit dem Dirigenten Michael Form werden Sänger und Orchester wieder historisch informiert musizieren und so die Vivaldi-Sucht füttern. Das Regieteam Hendrik Müller / Claudia Doderer kommt, wenn auch aus verschiedenen Generationen, aus Achim Freyers Schule.

Leoncavallos „Der Bajazzo“, der Verismo-Knaller aus Italien, wird diesmal kombiniert mit einem ebenso explosiven Stück aus Spanien, das aus unbegreiflichen Gründen in Deutschland nicht gespielt wird: „Goyescas“ von Enrique Granados, eine Eifersuchtsgeschichte im Ambiente der Rokoko-Malereien des frühen Goya. Cornelius Meister dirigiert, Aron Stiehl inszeniert, Jürgen Kirner stattet aus.

Die witzige und charmante Musik der Roaring Twenties regiert in Martinus Filmoper „Drei Wünsche“ – Comedian Harmonists, Josephine Baker, Foxtrott. Diese spektakuläre Oper wird von dem großartigen Videokünstler Chris Kondek realisert, Holger Müller-Brandes führt Regie.

Die Spielzeit im Haus geht damit zuende. Anschließend zieht das gesamte Theater für die Zeit von voraussichtlich drei Jahren um in die alte Feuerwache, in deren Hof das Kuppelzelt errichtet wird, das auch schon den Theatern von Freiburg, Erfurt und Kassel die Sanierung mit seiner hervorragenden Akustik überbrücken half. Doch bei den Heidelberger Schlossfestspielen gibt es noch ein wahres Opernfest, wenn Cornelius Meister Donizettis „Der Liebestrank“ dirigiert.

Mit der Kirchenoper von Benjamin Britten gehen wir diesmal in die Johanneskirche in Neuenheim: unser hochbegabter junger Regieassistent Tobias Heyder inszeniert „Die Jünglinge im Feuerofen“. Liederabende der Sänger unseres Ensembles präsentieren tolle Stimmen mit spannenden Programmen – man wird aus dem Theater gar nicht mehr herauskommen.

Wir sehen uns in Heidelberg!
Liebe Grüße

Bernd Feuchtner
Operndirektor

Sep. 2008 | Heidelberg, Allgemein, InfoTicker aktuell | Kommentieren