Stefan Hippler ist deutscher Pfarrer in Kapstadt und liegt mit seiner Kirche regelmäßig im Konflikt. Deutsche Bischöfe verbieten ihm eine Lesereise mit kritischem Buch zur Aids-Politik der katholischen Kirche.

Stefan Hippler, katholischer Pfarrer in Kapstadt und Gründer der Aids-Hilfsorganisation HOPE Cape Town, darf nicht mehr aus seinem Buch vorlesen. In der Streitschrift Gott, Aids, Afrika geht er kritisch mit der Aids-Politik seiner Kirche ins Gericht. Der Autor informierte seinen Verlag per E-Mail aus Südafrika, dass er von einer für April 2008 geplanten Lesereise »nach Rücksprache mit meiner vorgesetzten Dienststelle … Abstand nehme«. Hippler wollte sein Buch Gott, Aids, Afrika u.a. in Hamburg, Berlin, München, Osnabrück, Regensburg, Dresden und Graz vorstellen.

Pfarrer Hippler untersteht der Abteilung »Weltkirche« der Deutschen Bischofskonferenz, die offenbar das »Leseverbot« ausgesprochen hat. Das Buch, das sich mit den verheerenden Folgen der katholischen Sexualmoral gerade für Afrika auseinandersetzt, hat er gemeinsam mit dem langjährigen Afrika-Korrespondenten der Zeit, Bartholomäus Grill, verfasst. Die beiden Autoren hatten es auch an Papst Benedikt XVI. geschickt – verbunden mit der Hoffnung, dass er eine Wende in der Aids-Politik einläutet. Denn die katholische Kirche untersagt den Gläubigen noch immer, sich mit Kondomen vor der Seuche zu schützen, die in Afrika Millionen hinrafft. Diese Hoffnung auf ein Umdenken der »größten globalen Institution«, die »wie keine andere gegen die HIV/Aids-Pandemie kämpfen« könnte, wie Hippler und Grill in ihrem Buch schreiben, scheint mit der Entscheidung der Deutschen Bischöfe zunächst zunichte gemacht.

Hippler hat die deutschsprachige Gemeinde in Kapstadt wiederbelebt, nimmt die Herausforderung von HIV/Aids an und leistet mit seiner Hilfsorganisation HOPE Pionierarbeit im Kampf gegen die Pandemie. Furchtlos spricht er unbequeme Wahrheiten aus – und scheut auch die Auseinandersetzung mit der Amtskirche nicht. Die meisten Priester oder kirchlichen Mitarbeiter in Afrika reagieren wortkarg, ausweichend und – man kann es nicht anders nennen – verklemmt, wenn es um die Ursachen der Seuche, die Allmacht des Aberglaubens, das Ausmaß der Vergewaltigungen oder die Verantwortungslosigkeit der afrikanischen Männer geht. Die katholische Kirche stößt immer wieder in die Posaunen der Gegenaufklärung. Kondome? Teufelszeug! Die Seuche?

Eine Strafe Gottes. Seid enthaltsam! Bleibt treu! Die Sexualität ist und bleibt etwas Schmutziges, Verwerfliches. Auf einem Kontinent, in dem die sexuelle Aktivität oft schon mit zwölf beginnt, muten die Aufrufe zur Keuschheit weltfremd an.

Dass seine Heiligkeit Benedikt eine grundstürzende Wende in der kirchlichen HIV/Aids-Politik einleiten würde, um die vor allem in Afrika so verhängnisvolle Morallehre der katholischen Kirche zu überwinden, muss bezweifelt werden dürfen … gott

Apr. 2008 | Allgemein, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren