Klaus Tschira Stiftung zeichnet Schülerinnen und Schüler für pfiffige und anschauliche Computerpräsentationen und -simulationen aus.
„Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung, solange keine äußeren Einflüsse auf ihn wirken.“ Nicht jedem erschließt sich die Bedeutung des Trägheitsgesetzes sofort. Patrick Reinbold aus Zimmern, der das Leibniz-Gymnasium in Rottweil besucht, hat sich etwas einfallen lassen, um seinen Mitschülern die Grundlagen der Newton-Gesetze auf anschauliche Weise nahe zu bringen. Mehrere Monate bastelte der 17jährige Schüler an Computerprogrammen, erstellte Grafiken und Filme. In seiner interaktiven Präsentation „Physix“ können Jugendliche jetzt in einer Animation sehen, wie verschiedene Kräfte auf Menschen während einer Busfahrt wirken. Für seine Leistung wird Patrick Reinbold heute von der Klaus Tschira Stiftung im Studio der Villa Bosch mit dem Jugendsoftwarepreis ausgezeichnet. Den Jugendsoftwarepreis in weiteren Kategorien erhalten: Stefan Oechslein (Bad Säckingen), Sören Gensmer, Jonathan und Frederic Schanz (Darmstadt), Nicolas Müller (Heidelberg), Tim Biedert (Flörsheim-Dalsheim), Simone Möslinger, Martina Garstenauer, Verena Roidinger und Edith Zöserl (Steyr, Österreich), Sophie Berckhan und Katrin Honauer (Freiburg i.Brsg. und Kehl) sowie Schülerinnen und Schüler der Grund- und Hauptschule Wendelsheim. Sie alle schafften es, naturwissenschaftliche Phänomene spielerisch und leicht verständlich zu erklären.
Der Jugendsoftwarepreis wird jährlich für Schülerinnen und Schüler aller Alterstufen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgeschrieben. Prämiert werden originelle Programme und pfiffige Präsentationen, die anderen Schülern naturwissenschaftliche Inhalte näher bringen. Das Thema der Arbeit kann frei gewählt werden. Es muss aber aus der Physik, Chemie, Biologie oder Mathematik stammen.
In dem 2007 ausgeschriebenen Schülerwettbewerb, für den heute die Preise vergeben werden, beteiligten sich 136 Schüler und Schülerteams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit je 1 000 Euro ausgezeichnet wurden Beiträge in den Bereichen „Interaktive Präsentation (5. – 7. Klasse)“, „Interaktive Präsentation (8. – 10. Klasse)“ und „Simulation“. In den ersten beiden Kategorien wurden zusätzlich zwei mit je 500 Euro dotierte zweite Preise vergeben. Außerdem bedachte die Jury in diesem Jahr drei Beiträge mit einem Sonderpreis von je 1 000 Euro. Die Jury setzte sich zusammen aus Schülern, Pädagogen, Wissenschaftlern und Medienexperten. Die Gewinnerbeiträge werden im Internet präsentiert von Lehrer-Online im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes „Naturwissenschaften entdecken!“. Sie sind zu finden unter http://www.lehrer-online.de/jugendsoftwarepreis-produkte.php
Gewinner des Jugendsoftwarepreises 2007 in den verschiedenen Kategorien:
Interaktive Präsentation in der Altersgruppe 5. bis 7. Klasse
Mit dem ersten Preis wird die interaktive Präsentation „Optik-Labor“ von Stefan Oechslein – Schüler am Minerva Progymnasium in Basel (Schweiz) – ausgezeichnet. Das Programm des aus Bad Säckingen (Baden-Württemberg) stammenden 13jährigen Schülers führt den Benutzer durch die Welt der Optik. Anhand leicht verständlicher Beispiele werden Grundlagen der Optik – wie Farbenlehre, Welleneigenschaften des Lichtes, usw. – erklärt. Die Jury lobte besonders die anschaulichen und lehrreichen Beispiele, die Stefan Oechslein in seiner Präsentation eingesetzt hat. Der jüngste Einzelteilnehmer beeindruckte sowohl mit dem Umfang seiner Arbeit als auch mit den guten Erklärungen und interaktiven Versuchen.
Den zweiten Preis sicherten sich Sören Gensmer (14 Jahre), Jonathan Schanz (14 Jahre) und Frederic Schanz (11 Jahre) aus Darmstadt (Hessen). „Natur²“ heißt das Programm, das die Jury grafisch und inhaltlich überzeugte. Ihr Thema: Erneuerbare Energien. Aufbauend auf eigenen Experimenten, die die Schüler vom Ludwig-Georgs-Gymnasium in ihrer Freizeit ausprobierten und filmten, entwickelten sie eine leicht verständliche und übersichtliche Präsentation. Sie wollten, so schrieben die Schüler in ihrer Bewerbung, auch den Spaß weitergeben, den sie beim Experimentieren hatten, damit auch Grundschulkinder Lust bekommen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Das, so fand die Jury, ist ihnen überaus gut gelungen. Sogar ein integrierter Chemietrickfilm mit Smarties und die Musikstücke waren selbst ausgedacht und produziert. Dies sei eine beachtliche Leistung und durchweg nachahmenswert, fand die Jury.
Interaktive Präsentation in der Altersgruppe 8. bis 10. Klasse
Was haben der Rückstoß eines Kanonenschusses oder fallende Busfahrgäste beim Bremsen mit Physik zu tun? Dieser Frage widmet sich die interaktive Gewinnerpräsentation „Physix“ des 17jährigen Patrick Reinbold aus Zimmern (Baden-Württemberg). Der Schüler des Leibniz-Gymnasiums in Rottweil entwickelte eine Präsentation, die anhand von Alltagsbeispielen die Newtonschen Gesetze erklärt. Die anschaulichen und einfachen Erklärungen der Wirkung von Kräften, sowie die übersichtliche Menüführung überzeugten die Jury. Im Vergleich zu den Erklärungen in einem Buch ermöglichen die ausgezeichneten Videos und Animationen ein leichteres Verständnis der physikalischen Gesetze. Die Experimente sind gut gewählt und im Unterricht leicht einzusetzen. Besonders gelobt wurde auch die gute sprachliche Ausdrucksweise.
Den zweiten Preis erhält der 16jährige Nicolas Müller vom Heidelberger Bunsen-Gymnasium für seinen Beitrag „Wer sieht was?“. Mit anschaulichen Beispielen werden im Programm die unterschiedlichen Sehweisen von verschiedenen Lebewesen beschrieben und erfahrbar gemacht. Der Betrachter kann die Welt mit den Augen einer Fliege, eines Pferdes, einer Ameise oder eines Menschen mit Rot-Grün-Blindheit sehen. Zu den Bildern werden die interessanten Erklärungen gleich mitgeliefert. Die Umsetzung dieser eigenen Idee ist einen Preis wert, fand die Jury. Nicolas Müller ist es gelungen, ein faszinierendes Thema für jede Altersgruppe umzusetzen. Die Nutzung ist für Menschen mit verschiedenen Vorkenntnissen möglich und lehrreich. Besonders wurde die gute Benutzeroberfläche gelobt, ebenso wie die große Informationstiefe und die Interaktivität. Als besonderen Clou ermöglicht das Programm nämlich das Einspielen von Bildern, die die eigene Webcam am Computer liefert. Auf diese Weise kann man beispielsweise das eigene Zimmer aus den Augen einer Stubenfliege betrachten.
Simulation Altersgruppe Sekundarstufe II
Den Preis für die beste Simulation erhält in diesem Jahr der 18jährige Tim Biedert aus Flörsheim-Dalsheim, der das Elisabeth Langgässer-Gymnasium in Alzey (Rheinland-Pfalz) besucht. Sein „3D Solar System“ ist eine Simulation unseres Sonnensystems. Es bietet dem Benutzer die Möglichkeit, verschiedene Planetenkonstellationen zwischen den Jahren 3000 v. Chr. bis 3000 n. Chr. zu betrachten. Zudem können die Einflüsse der Gravitation auf künstliche Flugkörper, wie Raketen, simuliert werden. Die saubere Menüführung und die detailreiche und ausgefüllte Simulation des Sonnensystems beeindruckten die Jury. Das Programm ist gut integrierbar in den Unterricht, beispielsweise als Lernstation zum Thema Planetenbewegung.
Sonderpreise
Einen Sonderpreis für ihre interaktive Lernsoftware für Kindergartenkinder und Schulanfänger erhalten in diesem Jahr Simone Möslinger, Martina Garstenauer, Verena Roidinger und Edith Zöserl aus Steyr (Österreich, 19 – 20 Jahre). Das von den Schülerinnen der Handelsakademie Steyr liebevoll gestaltete Programm „KLACK-KS“ regt kleine Kinder dazu an, die vier Kategorien Tiere, Menschen, Form & Farbe sowie Natur spielerisch zu erforschen. Unterstützt von zwei Betreuungslehrern und finanziell gefördert durch den Magistrat der Stadt Steyr konnten bereits alle Kindergärten des Magistrats Steyr mit diesem Programm ausgestattet werden. Die Jury lobte, dass das Programm vor seinem Einsatz mit den Kindern getestet wurde. Erfreulich ist auch, dass es für Kinder geeignet ist, die weniger gut deutsch sprechen.
Ein weiterer Sonderpreis geht an Sophie Berckhan (17 Jahre) und Katrin Honauer (18 Jahre) aus Kehl. Die beiden Schülerinnen, die früher gemeinsam das Landesgymnasium für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd besuchten, und jetzt Schülerinnen des Rotteck-Gymnasiums Freiburg bzw. des Einstein-Gymnasiums Kehl sind, entwickelten die multimediale und interaktive Lernsoftware „Rinas Wasserwelt“. Begleitet von Rina, dem Regentropfen, können Kinder ab der 3. Klasse die Welt des Wassers entdecken. Detailreich führt das Programm die Benutzer durch verschiede Facetten des Wasserhaushalts. Versuchs- und Bastelanleitungen fördern die praktische Umsetzung des angeeigneten Wissens. Die Jury war beeindruckt von der perfekten Gestaltung, zu der auch die selbst erstellten Zeichnungen beitragen. Auch dieses Programm wurde mit den künftigen Nutzern, Grundschulkindern, auf seine Tauglichkeit getestet.
„Leben in Amazonien“ lautet der Titel des multimedialen Programms der Grund- und Hauptschule Wendelsheim (Rottenburg, Baden-Württemberg). Mehr als 150 Schüler waren an der Gestaltung und Ausführung dieser Arbeit beteiligt, die vielerlei Informationen über den Regenwald und seine Bewohner liefert. Das außergewöhnliche Teamprojekt begeisterte die Jury. Hier wurde gezeigt, wie eine Präsentation in der Schule gemeinsam mit vielen Beteiligten erstellt werden kann. Verschiedene Projektgruppen, an denen zum Schluss alle Klassen beteiligt waren, erstellten elf Hauptartikel zu biologischen, geografischen, ethnologischen und geschichtlichen Aspekten über Amazonien. Alles wurde selbst produziert und bearbeitet – Filme, Diashows, Effektgeräusche, sogar eine Making-of-Diashow, die zeigt wie die Hintergrundgrafik entstand. Neben der umfangreichen Teamleistung beeindruckte die Jury vor allem die hervorragende multimediale Umsetzung des Themas. Die Software wird heute als interaktive Besucherstation der Amazonien-Dauerausstellung im Linden-Museum in Stuttgart eingesetzt.
Der Jugendsoftwarepreis wird jedes Jahr von der Klaus Tschira Stiftung ausgeschrieben. Der nächste Bewerbungsschluss ist der 20. September 2008. Weitere Informationen unter www.jugendsoftwarepreis.info.
Die Klaus Tschira Stiftung gGmbH (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik. Die Stiftung ist darauf bedacht, die Wertschätzung der Öffentlichkeit für diese Fächer zu fördern. Förderschwerpunkte sind: Forschungsvorhaben, Schülerprojekte und die Lehre an staatlichen und privaten Hochschulen. www.kts.villa-bosch.de
Fotohinweis: Ein Bild aller Preisträger finden Sie zum Herunterladen im Internet unter http://www.jugendsoftwarepreis.info/preistraeger2007.jpg
Als Ansprechpartner stehen gerne zur Verfügung:
Renate Ries (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Klaus Tschira Stiftung gGmbH, Villa Bosch, Schloss-Wolfsbrunnenweg 33, 69118 Heidelberg
Tel: 06221-53 32 14, Fax: 06221-53 31 98; renate.ries@kts.villa-bosch.de
www.kts.villa-bosch.de
Markus Bissinger (Jugendsoftwarepreis)
Tel: 06221-533 109, Fax: 06221-533 198;
kontakt@jugendsoftwarepreis.info
www.jugendsoftwarepreis.info