Die Tanzkooperation pvc Tanz Freiburg Heidelberg blickt zufrieden auf das erste Tanzfestival in Heidelberg, das vom 30.11. bis zum 05.12. stattgefunden hat, zurück. Wenngleich die Zuschauerzahlen auch noch hinter den Erwartungen zurückbleiben, insgesamt gab es rund 500 Zuschauer, konnte pvc aber seine kleine, feine Fangemeinde ausbauen und neue Tanzfreunde gewinnen. Wichtig war für pvc vor allem, dass die „message“ verstanden wird: Tanz macht nicht nur Profis glücklich, sondern kann den Alltag beflügeln, „wer laufen kann, kann auch tanzen.“
Großen Erfolg vor vollem Haus und eine Menge Spaß für Publikum und Wohnungsbesitzer brachten die beiden Hit&Run-Vorstellungen, bei denen pvc in Heidelberger Wohnzimmern tanzte. Viele Interessierte mussten auf die neuen Hit&Runs im Frühjahr vertröstet werden: Beide Veranstaltungen waren bereits lange vorher ausverkauft.
Auf die Nähe zum Publikum und die integrative Kraft des Tanzes setzte pvc auch mit den Workshops Tango und Zeitgenössischer Tanz, die am vergangenen Wochenende unter großem Zuspruch stattfanden. Die Frage war stets: „Wann machen wir weiter?“Tanzbegeisterte Laien erhielten eine weitere Chancebeim Bootleg-Casting. Hier wurden Laien-Tänzer gesucht, die im Frühjahr an zehn Probenabenden gemeinsam mit Tänzer Tommy Noonan die große Bejart-Produktion „Bolero“ einstudieren werden. Wenn pvc im Frühjahr 2008 zum zweiten Tanzfestival nach Heidelberg zurück kommt, werden die Heidelberger Laien mit ihrem Ergebnis auf der Bühne zu bestaunen sein.
Den Auftakt des Tanzfestivals machten Kurator Joachim Schloemer und Choreograph Graham Smith mit ihrem gemeinsamen rasanten Erfolgsstück speed. neither/nor. Im anschließenden Publikumsgespräch, an dem auch Intendant des Heidelberger Theaters, Peter Spuhler, teilnahm, ging es sogleich um die Grundsätze von pvc – Grenzüberschreitung und Tanzen bis zur völligen Verausgabung. In dem Gespräch wurde deutlich, dass die Tanzkooperation trotz der grundsätzlichen Koordinierungsschwierigkeiten, die natürlicherweise bei einer solchen künstlerischen Kooperation zweiter Städte auftreten müssen, frohen Mutes in die Tanz-Zukunft blickt und pvc die Sichtbarkeit im Heidelberger Stadtraum und die Nähe zum Heidelberger Publikum weiterhin offensiv suchen will.
Vor vollem Haus zeigte der Tänzer Gary Joplin in Hast Du Poppers?, welche Intimität Tanz auf der Bühne herzustellen vermag. Seine Geschichte von der Identitätssuche eines lebens- und liebensdurstigen Menschen wurde dabei gekonnt ausgespielt und die Klischees humorvoll vorgeführt. Das Publikum nahm die durchaus aufreizende Vorstellung mit großem Applaus an.
Mit der Aufführung von Mutter.(Vater.Kind), einer Produktion des vielbesprochenen Schauspielregisseurs Sebastian Nübling, spielte pvc die volle Bandbreite seines Programms aus. Auf der Bühne zu sehen waren Tänzerin Alice Gartenschläger, Musiker und pvc-Regisseur Tom Schneider und deren gemeinsames Kind Yoel Schneider. Das Stück thematisiert auf sehr sensible und unkonventionelle Weise das Leben einer sehr heutigen Familie und die manchmal schwierige Vereinbarung von Selbstverwirklichung und Zusammensein. Das Publikum zeigte sich im anschließenden Publikumsgespräch sehr berührt, nicht zuletzt auch durch die durchaus idyllischen Familienbilder, die an dem Abend entstanden waren.
Bei den verschiedenen Workshops im Rahmen des Tanzfestivals kamen sich pvc-Profis und interessierte Laien jeder Fähigkeits-Stufe sehr nahe. pvc sieht in den Workshops und vor allem auch in Bootleg einen wichtigen Bestandteil der integrativen Arbeit und wird dies verstärkt beim Tanzfestival 2 im kommenden weiterführen.
Mit der neuen Serie 3x3x3 begab sich pvc mitten in die Realität: Im Haus der Jugend fand das sehr spannende Tanzprojekt 3x3x3-Flucht der Tänzerin Maria Pires statt, für das Choreograph Graham Smith sogar 17 Kinder aus 12 verschiedenen Ländern aus Freiburg hatte anreisen lassen. An sechs Probentagen hatten diese sich zusammengefunden, um trotz aller vorhandenen Sprachschwierigkeiten eine gemeinsame Tanzform zu finden. Sebastian Rowinsky zeigte in seinem Solo 3x3x3 As seen on TV anschließend im zwinger1 wie vielseitig der mobile Schauraum, 3x3x3, nutzbar ist.
Zu ganz und gar ungewöhnlichen Begegnungen beim gemeinsamen Tanz kam es bei der Massenbewegung im Gospelchor der Christuskirche und in der Agentur für Arbeit Heidelberg. Im sechsten Stock sprang hier für 30 Minuten der Tanzfunke auf die Mitarbeiter der Agentur über: „pvc bringt sogar Beamte zum Schwitzen!“, freute sich eine zum Tanzen Animierte über die Aktion von pvc. Fortsetzung folgt!
Zum Abschluss des Tanzfestivals wurde das Tanzstück Monadical auf die Bühne des Heidelberger Theaters gebracht. Maya Lipsker und Clint Lutes spiegeln in ihrer Choreographie die Wahrnehmung von sozialem Verhalten; das Stück hatte bereits im Oktober Premiere und war im Rahmen des Festivals zum letzten Mal in Heidelberg zu sehen!
Abgerundet wurde das Tanzfestival 1 in Heidelberg jeweils durch die vielen Tanz-Gespräche, die im Anschluss an die zwinger-Vorstellungen stattfanden und bei denen Choreographen und Tänzer von pvc sehr persönliche Einblicke in die eigenen Arbeiten und das Leben mit dem Tanz gaben. Der persönliche Kontakt zwischen Tänzern und Zuschauern fand insgesamt großen Zuspruch, Tanzfreunde sowie neugewonnene pvc-Fans dürfen sich schon jetzt auf das vom 5. bis 11. April stattfindende Tanzfestival 2 in Heidelberg freuen.