Der Pionier der elektronischen Musik Karlheinz Stockhausen ist tot. Karlheinz Stockhausen gehört zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und hat insbesondere die Neue Musik wie kaum ein Zweiter geprägt. Völlig neu war, dass er in seine Kompositionen auch die Dimension des Raumes einbezog. Wesentliche Impulse gingen von seinem Werk auch auf die Popmusik aus.

Das Werk Karlheinz Stockhausens ist eng mit dem WDR verbunden. 1953 begann die Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und dem WDR. Wichtige Kompositionen, wie „Gesang der Jünglinge“ oder „Hymnen“ sind daraus hervorgegangen. Zeitweise war Karlheinz Stockhausen auch Leiter des Studios für Elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks.

Der Opern-Zyklus „Licht“ war das Lebenswerk des weltberühmten Komponisten Karlheinz Stockhausen. Sein gigantisches Projekt gilt als das größte in der Musikgeschichte seit Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Stockhausen schuf mehr als 280 selbständig aufführbare Werke, darunter 32 Orchesterwerke und über 140 Werke elektronischer Musik. Hinzu kommen zehn Bände „Texte zur Musik“, die er veröffentlichte. Stockhausen galt als musikalisches Genie mit messianischem Anspruch, aber auch der Fähigkeit zur Selbstinszenierung.

Der Künstler nahm sich stets die Freiheit, zeitgenössische Musik, viele deutsche Dirigenten und Orchester zu kritisieren. Als er sich aber unbedacht in einem Interview zu den New Yorker Anschlägen vom 11. September 2001 äußerte, löste er eine Welle der Empörung aus. Die Terroranschläge hatte der Komponist als „das größte Kunstwerk, das es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos“ bezeichnet. Daraufhin hagelte es Kritik, und Konzerte mit ihm wurden abgesagt.

Vielfältige Klangwelten

Stockhausens Arbeiten werden heute in aller Welt gespielt. In seine Klangwelten mischen sich auch Menschenstimmen, Geräusche und Synthesizertöne. Die Arbeiten des Musikers waren zudem vom japanischen Zen-Buddhismus inspiriert. Oft dirigierte und leitete er die anspruchsvollen Aufführungen selbst. Der Komponist arbeitete nach eigener Aussage stets 16 Stunden am Tag. Ob seine Musik dem Publikum gefällt, kümmerte Stockhausen nach eigenem Bekunden wenig. Er musiziere für die, die sein Werk mögen, „der Rest des Planeten interessiert mich nicht“.

Weltweite Ehrungen

Stockhausen hatte nach seinem Abitur, das er 1947 in Bergisch Gladbach gemacht hatte, an der Universität Köln Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik studiert. Im Anschluss an sein Staatsexamen studierte er in Paris bei Olivier Messiaen und lernte Paul Boulez kennen. Mit ihm und Luigi Nono bildete er in den 50er Jahren das „Dreigestirn“ der Neuen Musik.

Für seine Arbeit wurde er in aller Welt geehrt. Unter anderem erhielt er die Picasso-Medaille der UNESCO, den hoch dotierten Siemens-Musikpreis, den Prix Ars Electronica den Bach-Preis sowie den Kunstpreis der Stadt Köln. Die Königlich-Schwedische Akademie der Künste ehrte ihn mit dem renommierten Polarpreis. Als Pionier der elektronischen Musik wurde er auch „Papa der Techno-Generation“ genannt. Wie ungebrochen seine Schaffenskraft war, zeigen die Pläne, zu seinem 80. Geburtstag ein neues Orchesterwerk zu schaffen. Stockhausen war zwei Mal verheiratet und hatte sechs Kinder. Zuletzt lebte er zurückgezogen in seinem Haus in Kürten im Rheinisch-Bergischen Kreis, in der Nähe von Köln.

Dez. 2007 | Allgemein, Feuilleton, In vino veritas, Zeitgeschehen | Kommentieren