? Hans-Joachim Wessendorf, lassen Sie mich das mal so fragen: Was treibt einen Mann im gestandenen Alter, der seine Ernte eingefahren, der seine Kinder versorgt hat und um seine Rente nicht bangen muß – was also treibt einen solchen Mann, was treibt Sie um, jetzt ein solches, zudem kontrovers diskutiertes, voluminöses Projekt in Angriff zu nehmen?
Vielleicht ist es ja Bürgersinn, vielleicht sind es auch noch andere Motive. Aber getrieben hat mich eigentlich die Situation des Gartens, wie er sich im Moment darstellt, wie aber überhaupt auch die ganze Schlossanlage sich präsentiert. Es ist ja für Heidelberger kein Geheimnis, dass – vorsichtig gesagt – ein Investitionsstau stattfindet. So gibt es – all das nur mal so zum Beispiel – keine Toiletten für die Schlossparkbesucher, die Bänke haben keine Lehnen und, und und. In vielen Situationen fehlt für Besucher ein eigentlich selbstverständliches Mindestmaß an Aufenthaltsqualität. Auch habe ich noch keinen Heidelberger getroffen, der mal in der Sattelkammer, diesem Restaurant dort, einen Kaffee getrunken hat, weil die Optik alles andere als einladend ist. Das ist das Eine.
Das andere ist – suche ich jetzt mal danach, was mich umtreibt, suche ich nach meinen Motiven – die Antwort auf die Frage, warum, nachdem das ja bereits seit vielen Jahren geplant ist, die Rekonstruktion – zumindest eines Teils der Anlage nicht durchgeführt wurde, warum klappt das nicht, warum ist das noch nicht mal nur wenigstens in Angriff genommen worden. Und wenn man in diese Richtung recherchiert, stößt man auf viele Gründe: Natürlich ist einer davon das mangelnde Geld; es ist aber auch der mangelnde Wille, offenbar gibt es auch irgendwelche politischen Einwände und so weiter. Ich habe – diese Dinge zusammenzufassen – nun mal in die Hand genommen. Ich sage immer, ich habe an diesem Projekt nichts erfunden, es ist alles schon mal vorgesehen, es ist alles schon mal geplant worden. Wann, wenn nicht jetzt – in gestandenem Alter – sollte ich das in die Hand nehmen …
? Es wird viel darüber gesprochen, dass die vehementesten Gegner sehr persönliche Interessen daran hätten, alles so zu lassen, wie es ist – „eigener Park“ vor der Haustür etwa. Das so zu sehen, auch eigene Interessen zu haben, das ist zwar nicht verboten, aber, es ist auch nicht verboten, das dann unter die Leute zu bringen. Aber jetzt doch nochmal ganz konkret gefragt:
Welches ganz persönliche Interesse welcher Art haben Sie – ist das die Faszination Garten?
Es ist ganz sicher die Faszination Garten und ich glaube, es ist auch die einzigartige Lage dieser Anlage. Und die wieder zu schaffen, den – und nicht nur den – Heidelbergern wiederzubringen, ich glaube, das ist ein Faszinosum an sich und ich denke, wenn das gelänge, wird es eine wirklich tolle Sache.
Wir haben da ja drei Punkte zu sehen: Es wäre einmal eine weitere Attraktion für Heidelberg, es ist ein weiterer Punkt, um Heidelberger mit ihrem Schloss und ihrem Garten zu versöhnen.
Und, Sie finden ja (bis auf wenige Anlieger) kaum einen Heidelberger, der den Garten intensiver als fast gar nicht nutzt, man hat ihn abgegeben an die Touristen und an die Fremden. Man sagt, wenn Tante Erna zu Besuch kommt, muss man mal wieder aufs Schloß und muss das ankucken, aber ansonsten überlässt man das den Touristen. Und das ist ein entscheidender Impuls, dass wir sagen, wir wollen versuchen die Heidelberger wieder mit ihrem Schloss zusammenzubringen. Das ist ein wichtiger Gesichtspunkt, der mir sehr am Herzen liegt. Übrigens auch den Stiftern, die mit mir zusammen hier doch erhebliche Beträge zusammengebracht und gesammelt haben, um diesen Garten auch finanziell auf die Reihe zu bringen.
? Mit einer aufzubringenden Summe in welcher Höhe rechnen Sie, um überhaupt erst einmal anfangen zu können?
Für die Anschubfinanzierung werden ungefähr 10 Millionen Euro gebraucht, wovon wir im Grunde bereits 9 Millionen zusammen haben. Das Land will sich mit einem Betrag von etwa 2,4 Millionen beteiligen. Ich bin mir sicher, dass die restlichen Beträge noch einzusammeln sind.
? Nun ist der Garten – was zugegebenerweise eine Binsenweisheit ist – kein Gebäude. Ein Gebäude, das stellt man hin, dann ist es fertig, absehbare Folgekosten wie Renovierungen und ähnliches kommen erst mal nach einer Weile auf Investoren zu. Ein Garten solchen Ausmaßes muß ständig und wahrscheinlich kostenintensiv gepflegt werden.
Kommen diese Folgekosten in Ihren Berechnungen vor und rechnet sich das mit den erwarteten Eintrittsgeldern?
Blick vom östlichen Berghang auf die spätmittelalterliche Burg und den hinter dem Krautturm gelegenen Burggarten, um 1580. Generationen haben gearbeitet, bis die Terrassen so waren, wie sie sich heute darstellen. So wurde der „Hasengarten“
unter Kurfürst Friedrich V. zum barocken Schloßgarten erweitert. Unbekannter niederländischer Meister
Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung
Das ist ein entscheidender Punkt. Ich war ja mit unserer Vorstellung, dass wir den Garten wieder schaffen sollten, bei Minister Stratthaus. Der Finanzminister ist sozusagen oberster Schlossherr, die Schlossruine und die ganze Anlage gehört ja dem Land und wird vom Finanzministerium verwaltet. Ich verkürze das mal eben: der Minister hat gesagt: „Toll, Herr Wessendorf, ein tolles Projekt. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie das angehen wollen, nur kann ich Ihr Geschenk nicht annehmen, denn wir können den Garten nachher nicht unterhalten.“ Die von uns errechneten Unterhaltskosten sind in der Tat erheblich. Das war natürlich eine Herausforderung, auch die kaufmännische Seite, die betriebswirtschaftliche Seite dieser Anlage zu überprüfen und zu rechnen – und siehe da, es lässt sich ohne weiteres so gestalten, dass auch die Mittel eingenommen werden, die nachher die Pflege und die Weiterentwicklung des Gartens und auch des Schlosses ermöglichen.
? Nun haben wir dort – wenn ich das richtig sehe – drei Terrassen. Auf welcher sollen Renaissance – Gärten entstehen, was soll der Romantik „erhalten“ bleiben?
Hinwendung zur Romantik – hier bleibt der alte Baumbestand erhalten.
Es sind sogar fünf Terrassen, wenn Sie es ganz genau nehmen, es gibt ja noch die untere Terrasse und die Gartenkomponente , wie das früher hieß. Es sind also fünf. Und wenn Sie nun davon ausgehen, dass der Garten einschließlich Stückgarten und so weiter eine Größe von etwa fünf Hektar hat, und wenn Sie weiterhin davon ausgehen, dass etwa 2,5 Hektar von unseren Plänen nicht berührt werden, dann verbleiben immerhin etwa 2,5 ha in ihrer jetzigen Situation. Der alte Baumbestand bleibt also erhalten, schließlich verlangt auch der Denkmalschutz – und dem sind wir gerne gefolgt – dass natürlich auch die in späteren Jahrhunderten angelegten romantischen, die landschaftsgestalterischen Elemente des Gartens, übernommen werden. Und dies ist ja hauptsächlich auf der Scheffelterrasse noch nachzuvollziehen; die die Terrasse überwölbenden, herrlichen Bäume werden wir ganz sicher auch in dieser Form erhalten.
? Die Grotten sind in einem grottenschlechten Zustand; soll da auch was passieren? Sollen hier wieder Wasserspiele und ähnliches geschaut werden können?
Salomon Caus: Eingang zur großen Grotte
Das ist einer der Punkte. Die große Grotte, jeder kennt sie, vorne dran liegt ja der Vater Rhein in seinem Becken. Diese Situation halten wir in der Tat für sehr problematisch. Die Grotte ist abgeschlossen und sie ist ein Lager für Gärtner oder Handwerker.
Die Grotte (so bietet sie sich heute dem Besucher dar) kann man ohne weiteres wieder aktivieren, das heißt, sie ist ja in ihrer Gänze noch erhalten und auch ausreichend beleuchtet. Die Wasserspiele, die dort waren, wieder in Gang zu setzen, das könnte eine weitere, sehr schöne Aufgabe sein und eine weitere Attraktion werden.
? Das gehörte also bislang nicht in Ihre Planung?
Doch, doch. Auch hierzu liegen Details liegen vor – wir sprechen auch gerade über die Generalsituation mit dem Denkmalschutz, in welcher Weise wir nicht nur den Garten wieder restaurieren können und wir sind da bereits ziemlich weit gekommen. Ich glaube, da wird es in wenigen Tagen, oder sagen wir vorsichtshalber Wochen, Lösungen geben.
? Schaut man etwas genauer als gar nicht hin, dann ist auf dem Schloss und um das Schloss herum so vieles in desolatem Zustand (links im Bild das Innere der „Großen Grotte), dass Heidelberger, die sich kollektiv zu schämen in der Lage wären, sich dies unseren Gästen gegenüber zu tun hätten.Wann denken Sie, kann konkret mit dem Bau, mit der Gestaltung des Gartens und dem Entrümpeln angefangen werden? Haben Sie Kontakt zu Gartenbauarchitekten, die ja nun nicht sehr kreativ sein müssten, sondern die sich ja, im Wesentlichen jedenfalls nur, an alte Vorlagen zu halten hätten. Aber dazu braucht es natürlich auch Fachleute?
Ja. Unser Plan (links im Bild ein Detail-Plan des franz. Gartenarchitekten Salomon von Caus) sieht vor, dass wir noch im Jahr 2008 mit der Sache beginnen; es müsste, könnte vielleicht geschafft werden – es muss ja nicht gleich Januar 2008 sein – vielleicht ist es erst Ende des Jahres. Dazu muss ich aber dann doch noch eines sagen: Die gesamte Konzeption ist auf eine lange Zeit angelegt, wir werden insgesamt ungefähr 10 Jahre brauchen. Und, wir wollen den Garten ja nie abschließen, sondern es werden immer Teilbereiche hergerichtet, so dass auch der Besucher den Garten immer vor sich hat und diese Teilbereiche – gerade dort, wo auch gebaut wird, durchaus zusehen kann, dass man sehen kann, was die Steinmetze und die Gärtner dort gerade machen. Ich glaube, es wäre eine gute Sache, wenn man hier eine solche Anlage nicht über Nacht versuchte hinzustellen, das würde ja aber auch gar nicht gelingen.
Es müssen Spezialisten her, die diese Dinge noch können oder gelernt haben. Die sind nicht so einfach zu finden. Das Projekt wird natürlich ausgeschrieben, es werden, das wollen wir jedenfalls, erstklassige Fachleute sich um diese Details kümmern. Das ist gar keine Frage.
? Die Heidelberger sind bekannt dafür, dass sie lieber alles so lassen wie es ist. Ernst Bloch hat mal gesagt: „Heidelberg ist ein Mekka des Geschwätzes.“ Wie sind jetzt so Ihren ersten Eindrücke, wie wird das von den Heidelbergern angenommen: Alles so lassen, wie es ist? Geschwätz?
Es gibt eine überwältigende Zustimmung, viele sagen eben, dass der jetzige Zustand nicht hinnehmbar ist und ich glaube, dass viele auch sehen, dass das wirklich ein schöner, ein attraktiver Park werden kann.
Warum soll hier alles bleiben müssen, wie es ist?
Es gibt Gegner, die sehr pauschal verlangen, lasst die Finger weg, lasst es doch so, wie es ist. Und es gibt viele Anlieger in dem Bereich, die natürlich heute „ihren Schloss-Garten“, wenn er denn auch wenig besucht wird, lieber in dieser Situation lassen wollen, wie er ist …
Bäderterrasse (Alle Bilder: Jürgen Gottschling)
… Das sei unbenommen und da kann man auch nichts dagegen sagen. Sie sollten nur ehrlich sein, dass hier ihre ganz persönlichen Überlegungen eine Rolle spielen, und ihre auch ganz persönlichen Vorteile, die sie in der jetzigen Situation haben – dass sie nämlich den Garten sozusagen für sich haben wollen.
? Nun gibt es ein Info-Center im Darmstädter-Hof-Zentrum, inmitten der Stadt, wo man sich informieren kann, wo man auch sehen und lernen kann, dass nicht alles so ist wie man denkt, wie man sagt, oder irgendwo geschrieben steht. Sie setzen dort, wie mir scheint – weitgehend – auf neutrale Information, natürlich vor dem Hintergrund, dass Sie den Garten zum Teil im Original auferstehen lassen wollen?
Wir waren mit dem großen Problem konfrontiert, dies Projekt den Menschen auch verständlich zu machen. Eben deshalb haben wir dieses Info-Center eingerichtet, damit sich die Leute auch anhand von Plänen und so weiter darüber informieren können, wie es wirklich gedacht ist. Natürlich mussten wir feststellen, dass es sehr sehr viele Missverständnisse gibt. Da kommt etwa eine falsche Meldung in die Welt, ich erinnere an eine Zeitungsmeldung, die Turner-Eiche werde gefällt, wovon aber überhaupt nicht auch nur die Rede war. Jedoch erhob sich sogleich ein Sturm der Entrüstung. Um solchen Missverständnissen oder Zeitungsmeldungen zu begegnen, oder zuvor zu kommen, halten wir Information für unabdingbar nötig.
Mit dort anwesenden Schlossführern und Schlossführerinnen, haben wir kompetente „Auskunftsgeber“ für unsere Sache gefunden. (Bild:Kleine Grotte in der sogenannten Grottengalerie mit Nischenarchitektur und Wasserspielen. Stich von Salomon de Caus) Und wir stellen immer wieder fest, dass viele dann sagen: „Ach so, so ist das. Ach so wird das, ah ja“ – und dann doch eine ganz andere Sicht der Dinge bekommen haben. Ein von uns mit den oft gestellten auch persönlichen Fragen zusammengestellte Papier, das wir auch gleich mit unseren Antworten versehen haben, wollen wir einen weiteren Schritt auf interessierte Bürger zugehen:
„Kann ich hinterher noch meinen Hund mitnehmen?“ war eine häufig gehörte Frage. Natürlich können sie den Hund mitnehmen, angeleint natürlich, wie sich das in jedem ordentlichen Park gehört. Es gibt die Frage „Kann ich den Garten auch nachts besuchen?“ Selbstverständlich kann ich den Garten auch nachts besuchen. Es gibt die Frage, muss ich denn jetzt Eintritt für diesen Garten bezahlen? Dieses ist in der Tat zu bejahen, der Garten muss geschützt werden, muss abgeschlossen werden und wird dann Eintritt bringen müssen. Aber: es ist – zum Beispiel – vorgesehen, dass wir den Heidelbergern eine Dauereintrittskarte, eine Jahreskarte für 15 Euro zur Verfügung stellen. Und hier habe ich noch niemanden getroffen, der sagt: „Das ist zu viel“ oder „Das wollen wir uns nicht leisten“. Ich glaube, das ist eine sehr gute Sache, insbesondere wenn man überlegt, dass Rentner, Schüler, Studenten und andere Personengruppen dann noch weitere Nachlässe auf zu zahlenden Eintritt bekommen, darf doch beinahe jeder zufrienden sein.
Wieso sollte den Pulverturm eine Rekonstruktion stören, war doch Harmonie der Formen Ziel der Renaissancekultur
? Wenn wir gerade den Fragenkatalog abarbeiten, was sind die anderen, häufig gestellten Fragen?
Also es sind sehr, sehr viele persönliche Fragen: „Habe ich nachts noch einen Zugang in den Garten?“ Selbstverständlich! Über Automaten, da schiebt man seine Jahreskarte rein und schon öffnet sich das Tor und ich kann also auch nachts hinein. Wird es einen Zugang von unten, von der Stadt her geben oder muss jetzt alles über den Haupteingang laufen? Selbstverständlich wird es auch nach wie vor Zugänge über den Burgweg geben.
So – und natürlich auch persönlich können wir viele Fragen beantworten und es ist selbstverständlich das Recht der Heidelberger Bürger, zu fragen, was habe ich persönlich davon, was wird da gemacht, wie sind die Auswirkungen auf mich? Und ich stelle fest, dass wir hier doch sehr viele Leute überzeugen konnten und können, dass das eine hochinteressante, schöne Geschichte wird.
? Einige der Anwohner dürften ja mit einem von Ihnen angedachten neuen Zugang sehr zufrieden sein, nämlich mit einem Aufzug vom Karlstor. Das würde die Schlossstraße, den Schlossberg, eben die Zugangsstraßen für Busse doch stark entlasten. Wie weit sind diese Überlegungen konkret in die Planung aufgenommen worden?
Das ist auch wieder eines dieser Projekte, die leider nicht von mir erfunden sind, sondern die schon lange geplant waren. Es gibt vom Planungsamt der Stadt Heidelberg bereits am Jahr 2001 vorgelegte Pläne, einen Lift oder einen unterirdischen Aufzug vom Karlstor auf das Schloss zu bauen. Man muss sich nur vorstellen, vom Karlstor bis zur Gartenterrasse sind es genau 80 Höhenmeter. Es ist also wahrlich nicht viel, und wenn Sie die Schräge noch einberechnen, dann müsste der Tunnel vielleicht 120 Meter lang sein. Das ist technisch überhaupt kein Problem.
Der Heiliggeist-Dachreiter weist auf die Scheffelterrasse, hin zu den sakrilegierten Bäumen; denen aber niemand an den Kragen will. Auch Wessendorf nicht – trotz allem, was ihm mittlerweile von Rekonstruktionsgegnern angedichtet wird …
Vom Karlstor aus könnte man alle Touristenbusse vorfahren lassen und von dort die Besucher sehr bequem und in kurzer Zeit auf das Schloß transportieren. Das Schloß hat keine oder ganz wenige Parkplätze drum herum. Man muss das Schloß von der Stadt aus erschließen, das wäre – glaube ich – ein sehr wichtiger zusätzlicher Zugang, was sicher auch die Anlieger entlasten würde.
? Zu guter Letzt werde ich Sie jetzt nicht fragen, weshalb Sie ziemlich sicher sein dürfen, dass Ihr Projekt „Hortus Palatinus“ realisiert wird – ich werde das einfach selber sagen: Das muss nicht durch den Gemeinderat geschwätzt werden. Ist diese Überlegung Teil Ihrer Hoffnung, den Garten ohne erhebliche Hindernisse auf den Weg bringen zu können?
Wir glauben, dass die Heidelberger hier zustimmend Stellung nehmen sollten, bzw. sich äußern sollten. Man wird nichts gegen die Bürger unternehmen, das ist doch selbstverständlich, aber ich glaube, dass wir gerade jetzt aus der ersten Resonanz schon sehen, dass dies Projekt positiv aufgenommen wird.
Ich denke, das ist eine sehr, sehr wichtige Sache, es ist eine weitere Attraktion für das Schloss, es bringt Schloß und Garten in einen Zustand, der vorzeigbar ist und es soll die Heidelberger Bürger mit ihrem Schloß wieder zusammenbringen.
Bedenken Sie nur, wie viele schöne Räume es im Schloß gibt, in denen Veranstaltungen und Konzerte stattfinden können. Auch in dieser Richtung könnte noch sehr viel mehr getan werden …
Heidelberg sollte „Ja“ sagen! J. G.
Im Bild Hans-Joachim Wessendorf : „So schön wird das werden, wer kann das nicht wollen?“
22.Okt.2007, 10:46
Hinter allen großen Projekten, Erfindungen und Innovationen stecken meist Personen, denen der Drang etwas zu schaffen und zu bewegen keine Ruhe läßt.
Beschäftigt man sich mit der Person des Salomon de Caus, dem Architekten des Hortus Palatinus, so ist dieser Garten sicherlich sein Meisterwerk.
Wirft man einen Blick hinter die Kulissen, so findet man eine wahrhaft vielschichtige Person mit großen Ideen und einem weiten Geist. De Caus hat es geschafft, nicht nur einen Garten zu planen, der auch heute – fast 400 Jahre später – die Gemüter bewegt, sondern auch zu zeigen, dass Großes nur möglich wird, wenn man über den Tellerand hinauszublicken vermag.
Herr Jochaim Wessendorf knüpft genau dort an, wo de Caus seiner Zeit aufhören musste und das verdient Anerkennung und Unterstützung.
Rüdiger Mach (Zürich)
24.Nov.2007, 20:52
Marginaler Nachtrag von Jürgen Gottschling mit Argumenten des Gegners der Rekonstruktion des Hortus Palatinus Dr.Jung:
Die nachfolgenden Argumente gegen die Rekonstruktion wurden mir von Dr. Jung zugesandt, als ich das Gespräch mit Hans-Joachim Wessendorf hier noch nicht veröffentlicht hatte. Ich ließ ihn wissen, daß ich eine Veröffentlichung seiner „Thesen“ für – sowohl in seinem Sinne, als auch um einer Versachlichung willen – für kontraproduktiv hielte, weil: Viele seiner Argumente werden durch Wessendorf Antworten widerlegt oder hinfällig. Es sei denn, man meine, Wessendorf lüge. Dass die Liga der Gegner und Dr. Jung diese Argumente immer noch verwenden, spricht m. E. eine deutliche Sprache. Zu einer Versachlichung der Auseinandersetzung trägt das nicht bei, läßt mich aber an einen Ausspruch von Ernst Bloch denken, der (und nicht einmal mußte er, das erkannt zu haben eine Gemeinderatssitzung in Heidelberg besuchen: „Heidelberg ist ein Mekka des Geschwätzes. Dem habe ich – für diesmal – nichts hinzuzufügen …
Sieben klare Gründe gegen den „Wiederaufbau“ des Hortus Palatinus:
weil Heidelberg nicht die Stadt des Manierismus ist (der Stil, in dem de Caus den Garten plante), sondern die Stadt der Romantik ist und die Rekonstruktion eines manieristischen Gartens widerspricht dem romantischen Aspekt der Schloßruine, die aus efeuüberwachsenen rauschenden Wäldern sich erhebt (siehe Hölderlins Gedicht „Ode an Heidelberg“).
weil uns der Schloßgarten nicht versperrt werden darf durch Eintrittsgeld und durch abendliches Eintrittsverbot und vor allem auch nicht durch ein (!) Eingangsgebäude, d.h. es gibt, wenn Sie keine Jahreskarte haben, keinen freien Durchgang von Schlierbach oder vom Schloß-Wolfsbrunnenweg oder vom Friesenweg mehr, sondern nur durch diesen einen Eingang neben der Sattelkammer!
weil der freie schöne wunderbare Blick auf die Dächer Heidelbergs und aufs Schloß und in die blaue Ferne zur Zeit kostenfrei nur noch von der Scheffelterasse möglich ist, der Altan verlangt ja schon Eintritt, und dieser letzte freie Blick auf Heidelberg darf uns nicht geraubt werden.
weil der Garten nie vollendet wurde, sondern nur in Plänen existierte, denn der 30.jährige Krieg kam ja dazwischen, d.h. wir bauen etwas „wieder auf“, was nie so war! Da reicht es doch, ein Bild von Jacques Fouquières aufzustellen, wie es geplant war, das wäre lobenswert.
weil die grünen Wiesen ein Teil der grünen Lunge der Altstadt sind, zum Lagern, zum Spielen, zum Kontakt mit der Natur, und die manierierten Kieselwege keinem Freude machen.
weil die vielen schönen Bäume dort nicht gefällt oder ausgetrocknet werden dürfen, zum Beispiel der belegte „Goethe-Gingko!“ – Aber, wenn wir den Garten rekonstruieren, paßt natürlich ein Gingko, der erst viel später nach Europa kam, nicht dazu, es macht auch keinen Sinn, zu sagen, wir bauen „um diesen Baum herum“ den Garten.
weil das Schwetzingen-Argument („die freuen sich doch auch über Ihren Garten“) nicht stimmt, denn dort haben Sie ein stimmiges Ensemble mit einem Barockgarten und einem erhaltenes Barockschloß, über das man sich wirklich freuen kann, Schwetzingen war nie die Ursprungsstadt der Romantik.
07.Dez.2007, 08:20
„Nennen Sie es Bürgersinn!“ sagt Herr Wessendorf auf die Frage, warum er eine Million gestiftet habe – und ich rechne es ihm hoch an, dass er sich jeder Diskussion stellt. Den Streit um den Hortus abzuwerten mit einem Bloch-Zitat „Heidelberg sei das Mekka des Geschwätzes“ ist zwiespältig, schlimmer war Heidelberg als Hochburg geschlossener Zustimmung!
Immerhin hat die Bürgerinitiative romantischer Schlossgarten in kurzer Zeit viel erreicht: Herr Wessendorf hat von der anfangs vorgestellten völligen Abholzung der Scheffelterrasse (entsprechende Modellfotos liegen mir vor!) Abstand genommen und auch zugesichert, dass die Scheffelterrasse mit dem wichtigen romantischen Blickwinkel der Nähe der Ruine, der mittleren Lage von Altstadt und Fluß und der blauen Ferne der Pfälzer Berge eintrittsfrei zugängig bleibt. Auch weiss ich, dass gegenüber den obigen Aussagen jetzt drei Eintrittspforten geplant sind. Das hat aber nichts mit Lüge zu tun, denn die Dinge sind im Fluss.
Und das macht eine gute Streitkultur aus. Gadamer versuchte das Wort Hermeneutik so zu erklären: „Zu Denken wagen, der Gegner könne auch mal Recht haben!“
Wenn Prof Untermann archäologische Grabungen macht und nichts findet, so sind dies kleine Bausteine einer Beweisführung, dass Salomon de Caus Gewaltiges geleistet hat mit der Terrassierung, aber der Garten nie so gebaut wurde.
Deswegen lasst uns Visionen haben: in der leeren Grossen Grotte könnte man eine multimediale Video-Show installieren, die jung und alt erfreuen würde und sicher drei Euro Eintritt wert sein könnte.
Gemäß dem Bibelzitat Jeremia 29,Vers7: Suchet der Stadt bestes, denn wenn’s ihr wohlgeht so geht’s auch euch wohl. Baut Häuser, pflanzet Gärten, aber hütet euch vor den Träumen der Wahrsager, denn sie weissagen euch falsch.