Der Philosoph und Theologe Uwe Wolff beschäftigt sich seit 1987 mit Engeln und anderen himmlischen Wesen in der Bibel und im Volksglauben. Himmlische Wegbegleiter also, und die Vorstellungen, die sich Menschen von ihnen machen. Die Neue Rundschau fragt Ihn: Haben Sie einen – ahäm – Engel?

Wolff: Ja gewiss. Ich habe ihn im Alter von vier Jahren das erste Mal erlebt. Vor mir fiel ein Strommast um, der mich getroffen hätte, wenn dieser Schutzengel mich nicht zur Seite gezogen hätte. Viele Menschen erzählen von ähnlichen Erlebnissen. Nach einer Umfrage aus dem Jahr 2001 glauben 60 Prozent der Deutschen, daß sie einen Schutzengel haben. Auch andere Religionen als das Christentum, etwa das Judentum, der Islam oder der Buddhismus, gehen davon aus, daß jeder Mensch ein solches Wesen als geistigen Wegbegleiter hat.

NR: Welche Aufgaben hat ein Schutzengel genau?

Wolff: Jeder Schutzengel bildet eine Schicksalsgemeinschaft mit „seinem” Menschen. Er soll ihm helfen, seine Bestimmung zu finden und danach zu leben. Schutzengel sind sozusagen die Streetworker Gottes. Das ist keine leichte Aufgabe, denn wir Menschen lassen uns nicht gerne führen.

NR: Müssen sich Schutzengel von dieser Aufgabe auch mal ausruhen?

Wolff: Nein. Engel werden nicht müde. Sie sind immer wach und bereit. Im Alten Testament, im Buch Thobit, werden Schutzengel mit Hunden verglichen. Denn wie diese Tiere sind sie nicht auf den eigenen Vorteil bedacht und immer bereit, mit den Menschen zu gehen.

NR: Müssen Schutzengel essen, um sich zu stärken?

Wolff: Ob und was Engel essen, ist eine Frage, die Theologen Jahrhunderte lang beschäftigt hat. In der Bibel wird mehrfach beschrieben, daß Engel bewirtet wurden. Abraham etwa bietet den drei Engeln, die die Geburt seines Sohnes Isaak ankündigen, Brot, Ziegenfleisch und Milch an. Dort heißt es über die Engel: „Und sie aßen.” Das war der Ausgangspunkt für die Theologen, über die Nahrung der Engel nachzudenken. Nach langen Disputen sind sie dann aber zu dem Schluß gekommen, daß Engel als geistige Wesen keine Nahrung zu sich nehmen. Und daß sie bei Abraham nur so getan haben als ob, um seine Gastfreundschaft nicht zu verletzen. Besonders katholische Theologen haben die Version bevorzugt, wonach sich Engel vom „Anblick des Herrn” ernähren.

NR: Haben Schutzengel Namen?

Wolff: Diese Frage stellen sich viele Menschen. Ich würde sagen: Nein. Andere sehen das anders. Der große jüdische Philosoph Walter Benjamin zum Beispiel kannte den Namen seines Schutzengels. Er hieß Agesilaus Santander. Nach der jüdischen Religion haben alle Schutzengel Namen, die aber eigentlich geheim sind. In der Kabbala, der jüdischen Mystik, finden sich lange Listen von Engelsnamen.

NR: Altert der Schutzengel mit seinem Menschen?

Wolff: Nein. Denn er ist ja nicht an Raum und Zeit gebunden. Das gilt auch für den Menschen nach seinem Tod. Im Mittelalter hat man sich vorgestellt, daß die Menschen im Himmel alle zwischen 30 und 33 Jahre alt sind, weil das als das ideale Alter galt.

NR: Was passiert mit dem Schutzengel, wenn der Mensch stirbt?

Wolff: Die Engelforscher sind sich einig: Wenn der Mensch in den Himmel gelangt ist, darf auch der Schutzengel dort bleiben. Er muß nicht noch einmal auf die Erde, um einen neuen Menschen zu betreuen. Jeder neu geborene Mensch bekommt einen neuen Engel.

NR: Dann muß es ja unendlich viele Schutzengel geben.

Wolff: Genau. Zurzeit leben etwa sechs Milliarden Menschen auf der Welt; wenn man davon ausgeht, daß jeder von ihnen einen Schutzengel hat, entspräche das der Zahl der derzeit aktiven Engel. Dazu kommen noch die Engel aller Menschen, die jemals gelebt haben. Nach dem Volksglauben hat jeder Mensch sogar zwei Engel. Einer geht rechts und schreibt die guten Taten auf, der andere geht links und registriert die schlechten. In Bayern hat man deshalb früher den Kindern eingeschärft, weder zur Linken noch zur Rechten auf die Straße zu spucken, um die Engel nicht treffen.

Wolff: Nein. Denn er ist ja nicht an Raum und Zeit gebunden. Das gilt auch für den Menschen nach seinem Tod. Im Mittelalter hat man sich vorgestellt, daß die Menschen im Himmel alle zwischen 30 und 33 Jahre alt sind, weil das als das ideale Alter galt.

NR: „Ach, wie gut dass Niemand weiss, dass ich Rumpeldingsdaengelstilzchen heiß. Schönen Tag noch. Und überhaupt … NR = got – Aber diesen Wolff gibt es wirklich. Und der denkt wirklich, was er da sagte. Mir fällt dazu wirklich nur ein:

Okt. 2007 | Allgemein | Kommentieren