Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2007 der Stadt Heidelberg an
Sherko Fatah verliehen.

fatah.jpg Für seine schriftstellerische Leistung hat der in Berlin lebende Autor Sherko Fatah am 25. September den mit 15.000 Euro dotierten „Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2007“ der Stadt Heidelberg erhalten. Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren, wuchs in der DDR auf und kam 1975 nach Westdeutschland. Die Jury würdigte Fatah für seine „eindrucksvolle Schilderung von Gewalt, Krieg und das Grenzgängertum zwischen den Welten“, insbesondere in den beiden Romanen „Im Grenzland“ und „Onkelchen“ (Verlag Jung und Jung).

In ihrer Laudatio attestierte die Berliner Literaturkritikerin und Universitätsdozentin
Dr. Sabine Berking dem Preisträger, er fordere mit seinen Romanen und Erzählungen den Leser „kompromisslos dazu heraus, sich jenseits der eigenen Grenze zu bewegen, die vertraute Welt für die Dauer der Lektüre zu verlassen, zum Exilierten zu werden, und einzig im Wort zu Hause zu sein“. Fatahs Bücher, so Berking weiter, hätten „eine immanent politische Dimension“. Sie handelten von Menschheitsfragen:„Wie können wir (…) heute und morgen zusammenleben? Können wir Fremdheitserfahrungen tolerieren? Werden Brücken zu Grenzen oder zu Übergängen? Und wo werden Menschen als Arbeitsnomaden, Flüchtlinge, als Weltbürger mit prekärem Status, eine Heimat finden (…), wenn staatliche, ethnische, religiöse, selbst geographische Zugehörigkeiten sich immer wieder als trügerische Sicherheiten erweisen.“

Bürgermeister Dr. Joachim Gerner betonte bei der Verleihung, die Förderung zeitgenössischer Literatur sei für Heidelberg ein Anliegen. Das zeigten der Hilde-Domin-Preis ebenso wie der Clemens-Brentano-Preis, aber auch die Poetikdozentur der Universität, die Literaturtage, der Stückemarkt des Theaters der Stadt Heidelberg und die vielfältigen Aktivitäten in den Kulturinstitutionen, Verlagen und Buchhandlungen der Stadt.

Der Preis „Literatur im Exil“ wurde 1992 anlässlich des 80. Geburtstages der Heidelberger Lyrikerin Hilde Domin gestiftet. Nach ihrem Tod im Jahr 2006 wurde der Preis umbenannt in „Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil“. Mit dem Preis, der alle drei Jahre vergeben wird, wird das Gesamtwerk oder eine einzelne Leistung von Autorinnen und Autoren gewürdigt, die mit dem Thema Exil verbunden sind. Bisherige Preisträger waren Hilde Domin, Said, Boris Chasanow und dessen Übersetzerin Annelore Nitschke, Stevan Tontic und Hamid Skif.

Der Jury für den Hilde-Domin-Preis gehörten in diesem Jahr der Heidelberger Autor Salim Alafenisch, die Literaturkritikerin und Autorin Dr. Monika Carbe, der Autor und Präsident des P.E.N. International Dr. Jirí Grusa, die Literaturwissenschaftlerin Dr. Alfrun Kliems und der Literaturkritiker und Autor Jörg Magenau an. stp

Sep. 2007 | Heidelberg, Allgemein | 2 Kommentare