Seit 18 Jahren kämpfen in Uganda die Rebellen der „Lords Resistance Army“ gegen die Regierung. Die meisten Kämpfer der Rebellentrupps sind Kinder. Wer betreut sie, die meist zur Waffe gezwungen wurden, wenn sie keine Soldaten mehr sind – oder verletzt, nicht mehr sein können?
Worum es in dem Bürgerkrieg geht, ist heute unklarer denn je: Rebellenchef Joseph Kony kämpft für einen Staat auf der Grundlage einer fanatischen Auslegung des Christentums. In diesem Kampf wurden bisher über 100.000 Menschen getötet. Allein 2004 wurden in Uganda so mindestens 3000 Jungen und Mädchen zu Kindersoldaten: Jedes Jahr entführen die Rebellen der LRA Tausende Kinder. Die Kinder sind leicht zu kontrollieren und die Rebellen schicken sie dorthin an die Front, wo es am gefährlichsten ist.
Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag entschied gerade über die Aufnahme des Prozesses gegen den Kongolesen Thomas Lubanga, ehemaliger Kommandeur der Union des Patriotes Congolais (UPC). Ihm wird vorgeworfen, Kinder unter 15 Jahren als Soldaten zwangsrekrutiert und zum Kämpfen gezwungen zu haben. Es ist das erste Verfahren vor dem ICC überhaupt.
„Das wäre ein erster, ganz wichtiger Schritt auf dem langen Weg gegen die bisher bestehende Straffreiheit von Kriegsverbrechern, die Kinder als Soldaten missbrauchen“, sagte Ralf Willinger, Vertreter von terre des hommes in der internationalen Coalition to Stop the Use of Child Soldiers. „Das Rekrutieren von Kindern ist ein Kriegsverbrechen und muss endlich international verfolgt und hart bestraft werden. Dies hätte eine abschreckende Wirkung und würde dazu führen, dass die Zahl der rund 250.000 Kindersoldaten weltweit endlich sinkt.“
Völkerrechtlich sind die Rekrutierung und der Einsatz von Kindern unter 15 Jahren als Kriegsverbrechen geächtet, das Statut des Strafgerichtshofs sieht hohe Strafen vor. Allerdings kann das Gericht nur eingreifen, wenn sich der jeweilige Staat der Jurisdiktion des ICC unterworfen hat – dies ist bisher bei 104 Staaten der Fall, darunter auch der Kongo.
„Pauschale Amnestien für Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen darf es nicht geben“, so Ralf Willinger von terre des hommes. „Wenn die nationale Rechtsprechung durch Amnestien so ausgehebelt wird wie aktuell in Kolumbien und Guatemala, müssen Kriegsverbrecher vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gestellt werden. Dafür sollten sich auch die EU und die Bundesregierung stark machen.“
Das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes setzt sich für Kindersoldaten in Burma, Angola und Kolumbien ein. Im burmesisch-thailändischen Grenzgebiet verhandeln terre des hommes-Projektpartner mit Rebellen über die Entlassung von Kindern aus ihren Reihen, um ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen. In Angola werden in einem Projekt ehemalige Kämpferinnen der UNITA betreut und für eine Rückkehr ins Zivilleben ausgebildet. In Kolumbien unterstützt terre des hommes seit vielen Jahren Friedensgemeinden, die die Menschen davor schützen, in den Bürgerkrieg verwickelt zu werden. got