Außer polemische „in vino veritates“ zu schreiben, habe ich noch andere Hobbys, deren eines ich Ihnen heute vorstellen möchte: Besserwissen! Ich stehe auf Feten herum und unterhalte die Menschen mit hochintelligenten Bemerkungen wie etwa: „Wußten Sie eigentlich, daß Nachtigallen gar nicht nachts singen, sondern auch tagsüber? Nur, Tagsüber fällt der Gesang nicht so auf – Tatsache.“
Aktuelle Diskussionen bereichere ich durch Beiträge wie „Der erste Fall von Rinderwahnsinn wurde vor etwa 100 Jahren in Frankreich reportiert“. Apfelwaschen – sage ich im Supermarkt den dort Äpfel einkaufenden Muttis – nützt rein gar nichts, weil nämlich das Blei größtenteils unter der Schale sitzt. Ich weiß Bescheid über Hummeln (die stechen  nämlich doch!), darüber, worüber die Eichhörnchen ihren Namen haben (stellen sie sich vor: „Eich“ kommt aus dem Althochdeutschen „aig“, was so viel wie „schwingen“ heißt!), und kenne mich aus mit den Fingernägeln von Verstorbenen. Die wachsen nämlich gar nicht weiter nach dem Tod.
Nachdem ich gerade das Buch über Ernährungsirrtümer gelesen habe, weiß ich noch viel, viel mehr, und vor allen Dingen noch viel wichtigere Dinge: So näherte ich mich gestern leise „Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, daß Marmelade Koks enthält …“ summend, auf einer Pressekonferenz – und überraschte stolz mit der Feststellung „Weißer Reis ist gar nicht die Ursache für die Mangelkrankheit Beriberi!“ Das war vielleicht mal wieder ein Erfolg.
Nachdem man mich in einer Mischung von verwundert, bewundernd und fragend anschaute (was brütet er jetzt schon wieder aus, stand ihnen ins Gesicht geschrieben), fuhr ich munter fort: „ … und in weißer Schokolade ist auch gar nicht mehr Milch als in dunkler! Dresdner Stollen kommt nicht aus Dresden, Champagner (matter Einwand von Antoine) nicht aus Frankreich, und – wende ich mich nun an die immer größere Menschentraube, die sich mittlerweile um uns herum gebildet hat – nun ratet mal, woher das Wort Backfisch kommt!“ Niemand aus der Menge gebildeter Journalistenkollegen vermochte das zu erklären, keiner hatte ein brauchbares Ergebnis. Sie wollen das nun aber doch hoffentlich auch wissen, oder? Backfisch kommt aus dem Englischen „back“, also, zurück der kleine Fisch, den man zurück ins Meer wirft, weil er so klein und noch so jung ist! Es ist – wahrlich – die Besserwisserei noch eine sehr neue, bislang kaum gepflegte Hobby-Disziplin. Vielleicht müssen sich der eine oder andere erst daran gewöhnen. Aber wir werden mehr werden, wir werden mehr wissen, und wir werden die auch noch so letzten Irrtümer der Menschheit aufklären. Etwa – wie bereits erwähnt – daß das Baurechtsamt kein Amt ist, in dem AMtsmißbrauch betrieben wird. Aber, dies morgen. Versprochen. Punktum. Tatsache. got

Juni 2007 | Allgemein | Kommentieren