Im Vorgespräch Rundschau – Prof. Martin Sattler war gesagt worden, daß der Oberbürgermeister von Heidelberg aufgrund der Satzung von 1972 Mitglied des Kuratoriums ist. Jedoch kann er das aber auch an einen anderen übertragen. Es gibt eine Satzungsmitgliedschaft der Stadt, und eine Satzungsmitgliedschaft der Universität. Zudem soll nach der Satzung …

prof-martin-sattler.jpg … ein mindestens drei Personen starkes Gegenlager da sein von Personen, die nicht aus der Universität und nicht aus der Stadtverwaltung stammen sollen.

(Prof. Martin Sattler im Gespräch in der Rundschau-Redaktion. Foto: Gottschling)

Und das ist derzeit überhaupt nicht eingehalten. Sondern das sind ein Bankier, ein Rechtsanwalt, eine Wissenschafterin, die nichts mit der Uni zu tun hat, dann noch zwei weitere Professoren der Universität, deren Sitz der Rektor manchmal wahrnimmt. Also es ist einfach nach der Satzung falsch besetzt. Und das liegt daran, daß die Einschätzung des ganzen Kuratoriums falsch ist. Die meinen, dies sei eine Einrichtung, die man als Privater verwenden könne und die es im deutschen Recht einer Stiftung nicht gibt.

Jürgen Gottschling: Ist es nicht aber so, daß die für Stiftungen zuständige Bundesbehörde in Karlsruhe die Kuratoriumsmitglieder zwingen müßte, zwei Rechtspflichten einzuhalten? Nämlich das Vermögen zu mehren und zu sichern und den Stiftungszweck zu erfüllen und das Kuratorium satzungsgemäß zu besetzen?

Prof. Martin Sattler:
Ich finde, das Brenzligste ist der Zustand, daß die Kuratorin des Museums Dr. Margarete Pavaleu verschweigen muß, was sie für Schätze hat, weil sie Angst hat, daß die Versicherungen sagen: wir zahlen gar nicht, weil ihr die Sachen nicht richtig aufgestellt habt.

Zum Einen – was fehlt denn, um es sachgerecht aufstellen zu können? Und, wenn dazu kein Geld da sein sollte, wo ist das Geld geblieben, welches nach Verkäufen und Miteinnahmen eigentlich da zu sein hätte?

Ich denke mal, es fehlte eine Alarmanlage und ein Dach, wo es nicht reinregnet und eine Feuerschutzanlage, wie sie jedes Museum heute hat. Die Versicherungen haben 100 Policen, wo drin steht was sachgemäß ist. Das meiste ist nicht gegeben. Ein Fachmann war im Museum und sagte: „Keine Wunder, wenn da eingebrochen wird. Euer Fenster kann man mit dem Taschenmesser aufmachen“.

Wird denn überhaupt eine Versicherung bezahlt?

Es wird eine Versicherung bezahlt, bei der Allianz, aber eben dies ist es eben: die Versicherung greift nicht, weil die sachgemäße Magazinisierung nicht stattfinden konnte.
Nun zu einer anderen, brisanten Sache. Warum konnte das die Stiftung nicht leisten mit den über 20 der Stiftung gehörenden Grundstücken, mit den zwei Mietverträgen für das Haus zum Riesen – ein großes Haus auf der Hauptstraße – und dem Verkauf eines anderen Hauses in der Hauptstraße (unter Wert, wie manche meinen). Und wo ist das Geld geblieben?

Es gab Zeiten, da nannten Verwaltungen solche zur Verfügung stehenden Mittel: „Reptilienfond“- passierte und passiert hier in Heidelberg etwas ähnliches?

Also, in der Tat ist das alles nicht zu erklären: warum die Bewirtschaftung des Hauses so wenig bringt, daß die Verpflichtung des Kuratoriums zu einer zumindest versicherungsadäquaten Magazinisierung nicht geleistet werden kann, mithin nicht einhalten wird. In dieser Situation verschweigt die Museumschefin offenbar etwas, ich hab sie langsam dazu gebracht, ihr Schweigen aufzugeben – was sollte ich anderes tun? Schließlich hatte ich ja Anfangs den Auftrag der Kuratoriumsvorsitzenden OB Beate Weber, Licht in diese Situation zu bringen. Der Auftrag wurde mir entzogen, als ich anfing, richtig loszulegen …
Im Museum jedenfalls haben wir eine extreme Notlage. Man muß sich mal vorstellen daß Museumsleiterin seit 2000 dieses Amt hat und noch nie in Urlaub gegangen ist, weil sie schlichtweg Angst hat- schließlich ist sie ja ihr eigener Sicherheitsdienst und wohnt in diesem Haus.

Es geht ja nun aber nicht nur um solche – nennen wir sie mal – Kleinigkeiten, sondern ganz massiv um Arisierungsgewinnlerei in den Jahren nach der „Machtergreifung“. Wenn sich heute wer hinstellt und sagt, dieses Haus und jenes Grundstück sind alle ganz legal von der Stadt oder der Universität erworben worden, dann wird genau gewußt, wie das zu verstehen zu sein hätte, würde nur mal wer anfangen, den Finger drauf zu legen. Wir tun das, nennen Namen, Grundstücke und Häuser. Wenn – nur mal eben zum Beispiel – jemand eine Villa auf ein der Stiftung gehörendes Grundstück in der Ludolf Krehl Straße gestellt hat und dafür nur einen lächerlichen Mietzins entrichtet, muß gefragt werden dürfen, weshalb in einem solchen oder ähnlichen Fällen vom Kratorium nicht geklagt wird. Glauben die Nutznieser meinen zu dürfen, daß es gute (schlechte) Gründe für das Kuratorium gibt, eine oder mehrere Klagen zu unterlassen. Darüber nachzudenken muss erlaubt sein. Wir tun das. Und informieren in der Rundschau! Wir fangen damit an, einen Vortrag Prof. Martin Sattlers der Öffentlichkeit zur Kenntnis bringen – mit weiteren Ergebnissen unserer Recherchen werden wir das Kuratorium konfrontieren. Und Sie informieren. Auch der „Heidelberger Kreis“ wird dann die ihm gebührende Rolle spielen. Wir gehen wieder ran! …

Jürgen Gottschling

prof-martin-sattler-zur-portheim-stiftung.pdf

Mai 2007 | Heidelberg, Allgemein, Zeitgeschehen | 1 Kommentar