Heute wurde in Genf der Bericht über das deutsche Bildungsystems des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Bildung vorgestellt.
Der costaricanische Pädagoge Vernor Muñoz kritisiert dabei, daß das Recht auf Bildung nicht überall ausreichend umgesetzt werde.
An die Bildungspolitiker gewandt fordert er, „das mehrgliedrige Schulsystem, das sehr selektiv und sicher auch diskriminierend ist, noch einmal zu überdenken“. Besonders Migranten, sozial Schwache und Kinder mit Behinderung seien betroffen. Kinder aus Zuwandererfamilien würden systematisch benachteiligt, Kinder aus Flüchtlingsfamilien haben in Deutschland gar kein Schulrecht.
Um die Defizite des deutschen Bildungssystems zu beheben, fordert Muñoz deshalb, daß die Aus- und Weiterbildung von Lehrern ausgebaut und verbessert werden müsse. Auch der Ausbau des Ganztagesunterrichts sollte noch mehr als bisher Priorität in der Bildungspolitik haben.
In sieben Punkten hat Vernor Muñoz seine Forderungen zur inhaltlichen und strukturellen Reform des deutschen Bildungssystems zusammengefaßt:
- Wandel von einem selektiven Bildungssystem zu einem System bei dem das Individuum unterstützt wird
- größere Unabhängigkeit der Schulen
- Verbesserung der Bildungsinhalte und Methoden, insbesondere durch eine systematische Sprachausbildung der Migranten
- Verstärkung der demokratischen Schulkultur
- verstärkte Kindergartenangebote, die Einführung von Ganztagesschulen und den Verzicht auf ein gegliedertes Schulssystem
- eine andere Ausbildung für Lehrer, die nicht nur in einem Fachgebiet spezialisiert sein sollten, sondern auch auf pädagogischer Ebene
- stärkere Investitionen und mehr Finanzmittel für frühkindliche Unterstützung.
Hier gibt es den kompletten Bericht in einer Arbeitsübersetzung zum herunterladen: arbeitsubersetzung_munoz-bericht.pdf
Der Bildungsbericht ist heute auch Thema in zahlreichen Zeitungen. Hier eine Auswahl:
Spiegel Online
Süddeutsche Zeitung
Tagesspiegel
Interview mit dem Kultusminister des Saarlandes
Eine Übersicht über die Diskussion über den UN-Bildungsbericht bietet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Sonja Mohn