jazeeraheader1-1.jpgMittlerweile sendet der arabische Nachrichtensender in Konkurrenz zur BBC auch in englisch – und längst nicht mehr nur Nachrichten. Nachdem Douglas Film bis Ende 2005 viele Dokumentar Filme für die ARD geliefert hat, profitiert davon nun auch der arabische Sender: Douglas Film produziert für al Dschasira erst einmal 52 Sendungen, – „understanding tomorrow“ wird jeweils mittwochs zwischen 18.30 prime time von al Dschasiras ausgestrahlt und wird, so Holger Douglas schon auch ein wenig stolz, von etwa 40 Millionen Zuschauern nicht nur in der arabischen Region gesehen.
„Morgen verstehen“ – diese Beiträge (jeweils drei in einer Sendung), verstehen sich in der Tat auch als Antworten auf die Fragen, was in der Wissenschaft gegenwärtig überhaupt möglich ist – was die Folgen der Wissenschaft sein können und was Wissenschaft eigentlich darf – Fragen, die heute dringlicher denn je gestellt werden müssen.
Etwa solche nach den nach der Gentechnik entstandenen neuen Möglichkeiten biowissenschaftlicher Grundlagenforschung und biotechnischer Anwendungen, die zwar einerseits weltweit neue Chancen zur nachhaltigen Verbesserung unserer Lebensverhältnisse und der Wirtschaftskraft bieten, die aber neben Hoffnungen auch Befürchtungen auslösen, weil sie neue und bisher nicht vorstellbare Eingriffsmöglichkeiten in die Mechanismen des Lebens eröffnen und zu immer neuen Fragen und intensiven Debatten in der Öffentlichkeit über die Grenzen der Forschung führen. al-dschasira-log.jpg
Holger Douglas geht davon aus, daß von einem solchen Verständnis nicht zuletzt die Akzeptanz der Forschung in der Gesellschaft abhänge. Eine effektive Kommunikation sei jedoch auch Voraussetzung dafür, daß Erkenntnisse der Forschung möglichen Anwendern und Nutzern – im Sinne eines Wissens- und Technologietransfers – vermittelt werden können. Die dazu notwendige, auf Verständigung abzielende Kommunikation zwischen den Wissenschaften und ihrer Umwelt könne – so Douglas – nicht allein aus der Wissenschaft heraus erfolgen, hingegen bedürfe sie der „Übersetzer, also der Vermittlung Dritter, etwa von Fachjournalisten, so könne und müsse Kommunikation in Gang gehalten und Verständnis geweckt werden“. Holger Douglas nähert sich alledem nicht mit dem erhobenen Zeigefinger des besserwissenden Europäers, sondern durchaus im Wissen darüber, daß der Westen wesentliche Einflüsse auf Wissenschaft und Forschung arabischem Hintergrund zu verdanken habe, er ist sich – zum Beispiel auch darüber – bewußt, daß, als unsere größte Bibliothek im Kloster Maulbronn gerade mal eben um die 100 Handschriften umfaßten, jeder Emir oft 100 Kamelladungen kostbarer Bücher mit sich führte – und daß nur eben mal so zum Beispiel nicht nur das Bier, sondern auch das Rad im Irak erfunden wurde …
endabnahme.jpg Viele der von ihm behandelten Themen rühren auch hierzulande noch an Unwissen und Unverständnis, etwa, wenn er diesen Beitrag liefert: „Endoskopie – Spion für die Gesundheit“ – da wird dann gezeigt, daß der Arzt damit nicht nur in fast jeden Teil des Körpers hineinzuschauen in der Lage ist, ohne den Patienten zu sehr zu belasten, sondern daß er damit sogar noch operieren kann – (im Bild rechts wird in der al Dschasira-Technik gerade ein Beitrag „endabgenommen“). Operieren ohne direkten Wundkontakt führt seinen Themenkatalog direktemang zum nächsten Thema: „Tunnelbohrmaschinen“, diese imposanten Wahnsinnsgeräte, die sich in einem Arbeitsgang durch noch so hartes Gestein in bis zu 15 Meter breite Tunnel in einem Arbeitsgang durchfressen …
„Stürme auf der Sonne“, wo atomare Reaktionen unvorstellbar gewaltige Energien entstehen lassen – und was die Forscher heute darüber wissen. Oder , als einem der größten Projekte der Menschheit „Neues von der Inernationalen Raumstation ISS“. Aber, „Essen der Zukunft“ wird ebenso behandelt, wie die „Technik der Tütensuppe“. Und, und …
Sind Sie – nota bene – entweder ein einfach „nur“ an einigen anderen Themen interessierter normaler Mensch, oder aber Einkäufer einer anderen Sendeanstalt (ein chinesischer und ein russischer Sender sind bereits interessiert), können Sie eine vollständigere Liste der Douglas´schen Themen am Ende als PDF anschauen. Wir wollen uns nun aber mal damit beschäftigen, wie genau es dazu kam, daß al Dschasira diesen wichtigen Auftrag an eine Firma in der Metropolregion vergeben hat:

Da haben sich drei getroffen

dschirassler-aus-bammedol.jpg Jay Tuck (2.v. l.), der seine Erfahrung als zweiter Mann bei den ARD-Tagesthemen gesammelt hat, der welterfahrene Wirtschaftsfachmann Dietrich Tuengerthal (3. v. l.) und der Filmemacher Holger Douglas (4. v. l.) taten sich zusammen und stellten die Gesellschaft Douglas Film neu auf. Man wollte – so bringt es Dietrich Tuengerthal auf den Punkt – „nicht mehr jeder einzelnen Sendung hinterherrennen, sondern gute Beiträge produzieren und sie weltweit verkaufen“. Und der Verkauf ist beim erfahrenen Fernsehmann Jai Tuck hervorvorragend aufgehoben, die Produktion wiederum bei Holger Douglas – und Dietrich Tuengerthal „ich bringe das alles so ein bißchen zusammen , sorge für die Finanzierung und helfe bei der Durchführung und der Organisation“. Stolz sind die Drei darauf – „es ehrt uns besonders, daß der arabische Sender al Dschasira unser erster Kunde ist“ freut sich Tuengerthal – und daß die Wahl des Senders auf die Produktion in Bammental gefallen ist; „last not least bringen wir doch so die Interessen der Region auch den arabischen Freunden näher“, meint er, und schließlich helfe man damit nicht zuletzt auch, aufzuklären und Verständnis für Wissenschaft und Technik unter die Menschen zu bringen, was ganz bestimmt wichtiger wäre, als fragwürdigen fundamentalistischen Parolen nachzueifern.

Sender in China, Latein Amerika und Russland haben die Sendungen bereits auf ihrer Wunschliste, und, wenn sich zu guter Letzt auch deutsche Sender für diese Arbeit interessieren würden, Wissenslücken git es schließlich auch hierzulande mehr als man denkt, die „Macher“ freuten sich darüber natürlich auch … got

Dez. 2006 | Allgemein, Wissenschaft, Zeitgeschehen | Kommentieren