Kaum ein anderer hat derart zur westlichen Musik des 20. Jahrhunderts beigetragen, indem er Größen wie Ray Charles, Aretha Franklin oder Led Zeppelin den Weg ebnete, wie Ertegün. Nachdem der Gründer des legendären Atlantic Records Musikverlags den Hirnblutungen erlag, die er sich bei einem tragischen Sturz zuzog, wurde er seiner Heimat in Istanbul beigesetzt.
ahmet01.jpgAls Sohn des türkischen Botschafters Münir Ertegün, der dem türkischen Staatsgründer Atatürk als Rechtsberater diente, verbrachte er seine Kindheit in der Türkei, der Schweiz und in Paris, bis er schließlich mit seiner Familie nach Washington zog. Während des Studiums der Philosophie an der University of Maryland, pflegte er es nach den Vorlesungen seine Zeit in Rhythm and Blues-Schallplattenläden und Jazzclubs zu verbringen. Inspiriert von der „Musik der Schwarzen“ brach er mit 23 Jahren sein Studium ab, lieh sich 10000 Dollar vom Zahnarzt seiner Familie und gründete Atlantic Records.
Mit dem Ziel die Vormachtstellung der „großen Drei“ – RCA, Columbia und Decca – anzugreifen, wurde es schon bald zum einflussreichsten R&B- und Blues Label in den USA. Die Plattenfirma wurde bekannt für ihren typischen „Atlantic Sounds“, welcher sich durch seinen Gospel-lastigen Stil, der sich von dem kommerziellen, polierten Sound des Detroiter Motown Label abhob, charakterisierte. Ertegün selbst betätigt sich auch musikalisch für die Plattenfirma und schrieb eine Reihe klassischer Blues-Stücke wie „chains of love“ oder „sweet sixteen“.
Besonders für Geschick und Fairness war Ertegün bei Verhandlungen mit anderen bekannt, wodurch er von Seiten der Musiker sehr geschätzt wurde. So nannte Frank Zappa seinen 1974 geborenen Sohn, zu Ehren von Ertegün, Ahmet.
Mit Ertegün verliert die Musikwelt einen wichtigen Musiker und einen wichtigen Menschen. Jonas Keck

Dez. 2006 | Allgemein, Feuilleton | Kommentieren