Der Autor ist 19 Jahre alt, hat gerade sein Abi am EI gemacht und wird Medienwissenschaft studieren. Er ist noch nicht politikverdrossen.

Daß Politiker ihr Publikum gut kennen müssen, um erfolgreich zu sein, ist wohl bekannt. Ebenso wohl bekannt ist die aktuelle Politikverdrossenheit, die unter uns, unter der deutschen Jugend weilt. Für jene Verdrossenheit klingen sicherlich viele Gründe plausibel: Das hoch angesetzte Mindestalter, das zur Teilnahme an Wahlen berechtigt, die „bösen“ Medien a la MTV, welche uns mit allem anderem außer dem aktuellen Weltgeschehen bedienen, die nur sehr beschränkten Möglichkeiten der Jugendlichen zur Teilnahme an kommunal-politischen Entscheidungen etc.
Fakt ist, Politik ist (sicherlich nicht für alle) Jugendliche oft „uncool“ und vom geringem Interesse.

Ein Jugendgewerbepark? Toll! Aber wie nur?

Dieses Politikdesinteresse, an der wir Jugendlichen sicherlich nicht allein schuld sind, ist eine traurige Erscheinung, noch trauriger allerdings ist, daß ab und an Politiker dieses Desinteresse ininnerhalb ihres Wahlkampf nutzen, und dies wohl bemerkt in der Jugendpolitik!
Hier in Heidelberg allem voran der von Caja Thimm versprochene Jugendgewerbepark. Dieses Projekt sieht eine Sanierung des alten Feuerwachegebäudes zu einer Art Jugendzentrum vor, welches diverse Räumlichkeiten als auch Beschäftigungsmöglichkeiten für uns bieten solle.
Klingt gut, allerdings ist die Umsetzung dieses Konzepts völlig unrealistisch. Der Erlös des Verkaufs des alten Feuerwachegebäudes ist bereits im Haushalt verplant.
Man müßte davon ausgehen, daß dies Frau Thimm bewußt ist, dennoch propagiert sie dieses Konzept in ihrem Wahlkampf. Zuletzt gerade erst bei einer vom Heidelberger Jugendgemeinderat organisierten Podiumsdiskussion.
Geht man nun davon aus, daß die unwahrscheinliche Umsetzung ihres Konzepts Frau Thimm bewußt ist, könnte (!) man folgendes schlußfolgern: Nach dem Prinzip einer konsequentialistischen Ethik, welche besagt, daß ein Ziel unabhängig von den Mitteln, welche zum Erreichen des Ziels notwendig sind, verfolgt werden muß, setzt Caja Thimm auf das bereits erwähnte jugendliche Politikdesinteresse, mit dem Ziel die jugendliche Stimmen für sich zu gewinnen.
Mit anderen Worten: Frau Thimm geht davon aus, daß die Aussichtlosigkeit eines Jugendgewerbeparks den Jugendlichen überhaupt nicht bewußt ist.
Auf dem ersten Blick eine strategisch kluge Vorgehensweise, denn angesichts der sehr begrenzten öffentlichen Räumlichkeiten für uns Jugendliche und dem absehbaren Ende der Halle 02, klingt ein Jugendgewerbepark nach einer sehr attraktiven Alternative.

Ein Tip zur Entscheidungsfindung

Sicherlich läßt sich das Politikdesinteresse unter Jugendlichen nicht verallgemeinern, es gibt genügend junge Menschen, wie zum Beispiel der Jugendgemeindratsvorsitzende Lucas Guttenberg, welche sich im großem Maße politisch engagieren. Wobei hier die Frage gestellt werden muß: Weiß Guttenberg, auf welche Weise er hier von Frau Thimm ausgenutzt wird zum Stimmenfang? Weiß er, was er tut? Dann hätte er dieses Scheißspiel ja schnell gelernt !
Ich sehe ich es als sehr unverschämt, daß Frau Thimm, indem sie einen Jugendgewerbepark, den es nie geben wird, verspricht, eben von einem gewissen Maß an jugendlichem Unwissen ausgeht.
In diesem Sinne möchte ich die Gelegenheit nutzen, alle Heidelberger Jungwähler zu bitten, nicht mit der Hoffnung auf einen Jugendgewerbepark am Sonntag wählen zu gehen.

Jonas Keck

Nov. 2006 | Heidelberg, Junge Rundschau | Kommentieren