Moderat moderiert von Holger Buchwald (RNZ), gab es sechs Tage vor der Oberbürgermeisterwahl im Heidelberger DAI ein Podiumsgespräch mit den vier Kandidaten Eckhard Würzner, der als parteiloser Kandidat vom „bürgerlichen Lager“ (CDU/Heidelberger/FDP/FWV) gekürt wurde, mit Caja Thimm (Grüne), Jürgen Dieter (SPD) und Arnulf Weiler Lorentz (Bunte Linke).
Jugendgemeinderatsvertreter Lucas Guttenberg stellte am Anfang einen großen Handlungsbedarf der Stadtverwaltung fest und in den Raum, meinte, er wolle in zwei Jahren, um ein gutes Konzert hören zu können, nicht nach Mannheim fahren müssen – womit er wohl darauf anspielte, daß der Halle02 kaum noch mehr Zeit bleibt. Weitere Eckpunkte waren Neckarwiese, Moonliner, Staatliche Schulen.
Jürgen Gottschling und Jonas Keck – er, polemisch, jener eher sachlich.
Im weiteren Verlauf sollte sich schnell herausstellen, daß Fragen allemal wichtiger sind, als Antworten. Von Kandidaten vor der Wahl zumal: „Machbar, bald machbar, bestimmt auch haltbar“ – wir meinen, daß Kandidaten besser faßbar und konkreter angegangen werden können, wenn sie denn mal im Amt sind – mit wem auch immer dann das Gespräch geführt werden dürfte – oder müßte.
Dann kann auch keine mehr erzählen, daß eine von der Feuerwehr mit sicher mehr als einem guten Grund verlassene Feuerwache diese etwa in Richtung auf einen teuren Neubau im Blick auf jugendliche Aktivitäten verlassen werde. Eine der KandidatInnen tischte da den Schülern etwas auf, was ihnen zwar gerne geschmeckt hätte. Aber selbst jenen, die das gerne so gehabt haben würden, war das dann doch zu unrealistisch: „jede Menge Band-Proberäume, große Räume für noch größere Musikveranstaltungen“ (wer braucht da noch die Halle02 oder den Karlstorbahnhof), „Jugendhotel“ und was an dergleichen erfreulichen (aber aus diesem städtischen Haushalt jedenfalls nicht bezahlbaren) Dingen hätte mehr gewesen sein können. Erfreulicherweise hat die KandidatIn damit nicht gepunktet.
Als ihr von den anderen Kandidaten (die sich wacker gehalten und keine unseriösen Versprechen gemacht haben) entgegengehalten wird, daß, nur mal eben so zum Beispiel, der Erlös des anstehenden Verkaufes des Geländes (nach Abriß sollen dort Wohnungen gebaut werden) und der Feuerwache längst in den städtischen Haushalt eingebracht worden sind – und was der nachvollziehbaren Einwände der anderen Kandidaten mehr waren – war es gar nicht mehr nötig, (wie getan) vom Podium aus jener Kandidatin vorzuwerfen, dies hier vor den Jugendlichen als Möglichkeit hingestellt zu haben, sei (zumindest) unredlich. Jede(r), der mehr als garnichts um diese Dinge wisse und nicht dumm wäre, sage bewußt die Unwahrheit.
Aber, Schüler (wiewohl gerne so gehalten) sind so blöde auch mal wieder nicht, daß sie auch auf jedes zumal vor eindeutigem Hintergrund gemachte Versprechen reinfallen …
Dem Einwand, es müsse halt eben nur alles ganz schnell gemacht werden mit dem Ex-Feuerwehrhaus, Fakten müssen geschaffen werden (durfte dies gar als Aufruf zu einer Besetzung verstanden werden müssen?), das nämlich sei angesagt; nicht aber Konzepte, die seien doch schließlich „nur“ Papier …
Dem begnete ein Schüler in den hinteren Reihen, was hingegen die KandidatIn vorgetragen habe, das sei allenfalls heiße Luft. Dem hat nichts hinzuzufügen: Jürgen Gottschling
Jonas Keck, der gerade sein Abi am Englischen Institut (E. I.) gemacht hat und jetzt – bis zum Beginn seines Studiums der Medienwisenschaften bei der Rundschau – für die JUNGE RUNDSCHAU verantwortlich zeichnet, sieht das so:
Die geringen öffentlichen Räumlichkeiten für Jugendliche in Heidelberg war zentraler Gesprächspunkt der Podiumsdiskussion, die unter der Überschrift „Jugendpolitik in Heidelberg“ stattfand. Prof. Dr. Caja Thimm von den Grünen stellte in diesem Kontext ihr Projekt um einen „Jugendgewerbepark“ vor, welcher eine Sanierung des alten Feuerwachegebäudes zu einer Art Jugendzentrum vorsehe. Diese Einrichtung solle diverse Räumlichkeiten, als auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche bieten, so Thimm.
Dr. Eckart Würzner setzte diesem abenteuerlichen Projekt entgegen, daß eine Sanierung des maroden Feuerwachegebäudes nur mit einem Haushaltsverlust von 3 bis 4 Millionen zu realisieren wäre. Er sehe in Sachen Räumlichkeit für Jugendliche eher Potential im zukünftigen Bahnstadt Arial, welches nach seiner Meinung und entgegen der Meinung der restlichen drei Kandidaten, einem privaten Investor überlassen werden solle. Speziell die Gebäude um die Halle 02, erläuterte Würzner, könne man zu einem Jugendtreffpunkt erweitern und somit auch den Erhalt der Halle 02 realisieren.
Mit sachlicher Nüchternheit betonte Dr. Jürgen Dieter von der SPD, daß er kein Konzept für ein neues Jugendzentrum verfolge, sondern seine Priorität auf der Zukunft der Heidelberger Jugendlichen in Form von Wohnungs- und Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahmen liege. Für die Realisierung dieser Maßnahmen sei eine Entwicklung der Bahnstadt unter Eigenregie der Stadt Heidelberg notwendig. Allerdings schließe diese Entwicklung einen langfristigen Erhalt der Halle 02 aus.
Eine ebenfalls rationale Angehensweise schlug Dr. Arnulf Lorentz von den Bunten Linken vor, der sein Hauptaugenmerk auf die schlechte Haushaltslage der Stadt Heidelberg richtete. In diesem Kontext sei es von großer Bedeutung, so Lorentz, zuerst die finanziellen Ressourcen zu klären und danach ein durchdachtes Konzept für eine Jugendeinrichtung, mit Einbezug des Jugendgemeinderates, zu erstellen. Ebenfalls erwähnte Lorentz, daß er im Gegensatz zu den anderen Kandidaten von kostenspieligen Großprojekten, wie einem Neckartunnel oder einem Einkaufs- und Kongreßzentrum absehe und somit sein Vorgehen noch am ehesten ein selbstverwaltendes Zentrum für Jugendliche ermöglichen könne. Jedoch schwebt – wer immer OB in Heidelberg wird – über alledem eine wie auch immer gestrickte Mehrheit des Gemeinderates.
Leider konnten weitere für die Diskussion vorgesehene Gesprächspunkte, wie die Nachtverkehrsituation am Wochenende oder die Integrationspolitik der einzelnen Kandidaten, aus zeitlichen Gründen und einem immer lauter werdenden Publikum nur spärlich ausdiskutiert werden.
Lobenswert ist vor allem das Engagement des Jugendgemeinderates, welcher die Veranstaltung organisiert hatte.
Nun darf gehofft werden, daß die Diskussion zur Entscheidungsfindung beigetragen hat. Und, daß die Heidelberger Jugendlichem, dem oft vorgeworfenen Politikdesinteresse entgegengesetzt, am 22. Oktober die Wahllokale fleißig besuchen werden. Jonas Keck
20.Okt..2006, 08:53
Manchen Heidelbergern scheint es zu genügen, wenn da auf wen „GRÜN“ draufgestempelt ist, um zu glauben, die Kandidatin gehe mit Allem, wie auch der Wahrheit pfleglich um. Ich war bei dieser vom Jugendgemeinderat (Danke dafür) organisierten Kandidatenvorstellung. Dort hat Caja Thimm in der Tat uns Jugendlichen versprochen, das Gelände und das Gebäude „Alte Feuerwache“ zur Verfügung zu stellen (siehe Euer Artikel). Jetzt lese ich in der RNZ die folgende Frage: „Langen Thimm 4000 000 Euro für ihren Gewerbepark“ – wem hat sie dies Areal denn sonst noch versprochen?) – „auf dem Gelände der alten Feuerwache – und bekommt das städtische Wohnungsunternehmen GGH keine Millionenentschädigungen für das Gelände (welchelängst im GGH-Haushalt verplant ist)?“
So unverfroren jede Gruppierung mit solchen hohlen Versprechungen zu belügen, da gehört schon ein gewaltiges Verdoofungspotential dazu.
Wenn ich bislang nicht genau wußte, wenn ich (das darf ich erstmals) wählen soll, dann weiß ich jetzt jedenfalls ganz genau, wen ich nicht wähle! Schaun wir mal …