AKTION „WEITERSPIELEN!“
Beweis für den Selbsterhaltungswillen des Theaters

Die mit großer Spannung erwartete Premiere von Madama Butterfly wurde gestern in der Heidelberger Peterskirche in einer halbszenischen Fassung aufgeführt. Grund dafür ist die überraschende Schließung der Städtischen Bühne vor zwei Tagen. Intendant Peter Spuhler bedankte sich in einer Ansprache an das Premierenpublikum für das zahlreiche Erscheinen: „Die Solidarität, die uns die Besucher damit zeigen, ist in dieser schwierigen Situation für uns alle sehr wichtig. Sie unterstützen unsere Künstler, auch unter diesen erschwerten Bedingungen die besten Ergebnisse zu erzielen.“ Spontane Theater- und Opernliebhaber hatten im Vorverkauf und an der Abendkasse noch Karten für die Vorstellung ergattert, die auf der Städtischen Bühne ausverkauft gewesen wäre, so daß fast 700 Menschen in der ausverkauften Kirche waren.
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Die halbszenische, ungeprobte Aufführung der Madama Butterfly, die im schönen Kirchenraum ohne Bühnenbild auskam, wurde vom Publikum euphorisch gefeiert. Besonders Hye-Sung Na, die kurzfristig für die erkrankte Larissa Krokhina einsprang und mit der Hauptrolle der Madama Butterfly noch vor Ende ihres Studiums ihr Debut am Heidelberger Theater feierte, erntete begeisterten Szenenapplaus, laute Bravo-Rufe und Ovationen am Schluß. Die Leistung der Solisten, des Opernchores und des von Generalmusikdirektor Cornelius Meister dirigierten Orchesters wurde mit 15 minütigen Standing Ovations und schallenden Bravo-Rufen gefeiert – dem längsten Applaus, der in der jüngeren Geschichte des Theaters erinnert wird. „Diese Begeisterung freut uns sehr und zeigt uns, dass sich der Kraftaufwand, unsere Premiere trotz aller Widrigkeiten zu spielen und alle Vorstellungen an Ausweichspielorten zu zeigen die einzig richtige Entscheidung ist!“ so Intendant Peter Spuhler. „Wir machen das, was Theater auszeichnet – Kreativität, Spontanität, Idealismus, Kunst und Phantasie, unter schwersten Bedingungen. Wir wollen damit zeigen: mit uns ist immer zu rechnen. Wir spielen weiter! Aus diesem Grund hat das Theater und Philharmonische Orchester der Stadt Heidelberg die Aktion „Weiterspielen!“ ins Leben gerufen. Jede ausfallgefährdete Vorstellung wird, wenn es irgend geht, ersetzt! An einem Ort in Heidelberg und Umgebung.“ gibt Peter Spuhler bekannt. nl

So finden Die Räuber am 27.10. und Amerika am 28.10. um jeweils 20.30 Uhr in der Neuen Aula der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Quinckestr. 74, 69120 Heidelberg statt. Das 1. Familienkonzert findet am 29.10. um 12.00 Uhr in der Musik- und Singschule, Kirchstr. 2, 69115 Heidelberg statt und Don Giovanni wird ebenfalls am 29.10. um 20.00 Uhr im Rokokotheater in Schwetzingen, Schloss Schwetzingen, 68723 Schwetzingen zu sehen sein.

Die Aktion „Weiterspielen!“ wird Geld kosten. Spenden sind ausdrücklich erwünscht unter dem Stichwort „Weiterspielen!“ auf das Konto der Bürgerinitiative zur Rettung des Heidelberger Theaters, Nr. 1155 bei der H+G Bank Heidelberg, BLZ 67290100.

Die Hilfestellungen sind vielfältig und zahlreich. Inzwischen hat sich auch der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, zu Wort gemeldet und eine Soforthilfe des Landes gefordert. Er warnte davor wegen der Einsparung in allen Bereichen Mittel für die Erhaltung von Kulturgebäuden zu kappen.

Ab Montag nehmen Sachverständige ihre Arbeit auf, mit dem Ziel, einen Teil der Räume so schnell wie es geht wieder zu öffnen.

Okt. 2006 | Heidelberg, Allgemein | Kommentieren