Zur Halbzeit des achten Enjoy Jazz-Festivals trafen Guru Guru Schlagzeuger Mani Neumeier und der japanische Gitarrenkünstler Uchihasi Kazuhisa im Heidelberger Karlstorbahnhof aufeinander. Ein Abend voll verspielter Improvisation und klanglicher Vielfalt.
Der Konzertsaal des Karlstorbahnhofs zeugte vor Konzertbeginn von einer ruhigen und entspannten Atmosphäre: Gedämpftes Licht, mehrere Sitzreihen und ein Publikum, das sich im Flüsterton unterhielt: Ein jazziges Ambiente.
Mani Neumaiers frühe Erkenntnis, „Frauen mögen keinen Jazz, drum spiele ich Rock`n`Roll“, schien hier nicht angebracht gewesen zu sein, denn nach einem Krautrockevent sah es an diesem Abend allemal nicht aus.
Allerdings wäre es frevelhaft Mani Neumeier auf das Krautrockgenre zu reduzieren. Ob in einer seiner One Man Shows oder im Zusammenspiel mit anderen Jazz- und Rockmusikern, der mittlerweile 65-Jährige überzeugt von einer musikalischen Vielfalt, die auf jahrzehntlanger Erfahrung als Musiker gründet.
Dabei ist sein musikalisches Spektrum keineswegs auf Europa beschränkt. So kam es auch daß Mani Neumeier, der in Japan bereits als Legende gefeiert wird, vor acht Jahren auf den Avantgarde-Gitarristen Uchihasi Kazuhisa stieß. Der Hang zur freien, improvisatorischen Musik ermöglichte ein harmonisches Zusammenspiel und man beschloß häufiger zusammen zu musizieren. Im Rahmen des achten Enjoy Jazz Festivals wurde dieses Vorhaben nun realisiert.
Zwei Stunden vor Mitternacht betraten Mani Neumeier und Uchihasi Kazuhisa die Bühne.
Jeder Freund von wohltuenden Harmonien und regelmäßiger Rhythmik wäre von der Veranstaltung enttäuscht gewesen, denn was dem Zuschauer hier geboten wurde war Avantgarde-Musik wie sie im Buche steht: Ein Klangbild voll Spontaneität und Unregelmäßigkeit, das sich von allen musikalischen Regeln und Gesetzen frei zu entfalten schien. Obgleich für den Avantgarde-Unerfahrenen die Musik wohl disharmonisch und wirr klang, war zwischen den beiden Musikern eine Harmonie und ein innig-musikalisches Verständnis zu spüren.
Das Klangbild wechselte stetig von leise und vorsichtig klingend bis laut und aufdringlich, fast schon verstörend, wobei bemerkenswert ist, was die zwei Musiker trotz der mageren Besetzung für ein enormes Klangbild produzieren konnten.
Das unkonventionelle Gitarrenspiel von Uchihasi Kazuhisa überzeugte mit facettenreichen Soundeffekten, die er fast schon akrobatisch zu betätigen wußte. So spielte er einen Akkord, den er kurz daraufhin mit einem vor ihm aufgebauten Effektgerät, das er manuell betätigte, ummodellierte. Mittels seines Effektgeräts konnte er auch einzelne Gitarrensequenzen aufnehmen, zu denen er eine weitere Sequenz spielte, so konnte Kazuhisa sich quasi selbst begleiten.
Auch das Schlagzeugspiel von Mani Neumeier war alles andere als konventionell: Neben seinem normalen Schalgzeug-Set, benutzte er sowohl exotische Percussions, als auch ein E-Drum Pad mit elektronischen Schlagflächen, die synthetisch klingende Sounds produzierten.
Zusammenfassend läsßt sich sagen, daß dem Besucher ein Abend voll klanglichem und rhythmischem Erfindungsreichtum geboten wurdeder jedem Freund von avantgardistischer Musik viel Vergnügen bereitet hat.
Das Enjoy Jazz Festival läuft noch bis Mitte November; Jeder Fan anspruchsvoller und interessanter Musik sind hier gut aufgehoben.