„Aus bisher noch ungeklärten Gründen” kam Ben, ein neun Jahre alter Junge, in der Heidelberger Theater Straße innerhalb einer im August 2015 bereits eingerichteten verkehrsberuhigten Zone in der Nähe der Friedrich-Ebert-Schule, bei einem Unfall ums Leben, nachdem er von einem Auto erfasst und überrollt worden war.
Diese furchtbare Tragödie hat, was Wunder, viele Fragen aufgeworfen. Einige der Fragenden allerdings verfolgten damit nicht nur das durchaus zu verstehende und durchaus lautere Ziel, die Umstände zu klären, wie es zu diesem Unfall hat kommen können. Widerwärtige Schuldzuweisungen, die zum Teil über soziale Netze von Unbeteiligten gegen Mitglieder der Heidelberger Stadtverwaltung erhoben wurden, sorgten für beträchtliche und verständliche Aufregung. Und, diese „Verlautbarungen“ im Netz kamen nicht etwa von Verwandten des verunglückten Jungen zustande (die Familie des verunglückten Jungen nämlich sprach dem Fahrer des Unglückswagens gr0ßherzig ihr Mitgefühl aus), derweil aber einige Bürger eine Stimmung erzeugen wollten und dies auch taten, die mit Trauer nichts aber auch gar nichts mehr zu tun hatte und warfen der Verwaltung vor, nicht getan zu haben, was von ihr verlangt (sic) worden sei. Dies, obgleich bereits am 18. August 2015 – also lange vor dem Unfall – die Verwaltung mit folgender Presserklärung an die Öffentlichkeit gegangen ist:
Theaterstraße wird zwischen Theater und Plöck verkehrsberuhigt
Auf Anregung des Bezirksbeirats Altstadt wird die Theaterstraße zwischen Heidelberger Theater und Plöck als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen, hier gilt künftig Schrittgeschwindigkeit. Damit wird die Verkehrssicherheit für Kinder rund um den neugestalteten Anna-Blum-Spielplatz weiter verbessert. Die entsprechenden Schilder sollen in der zweiten Augusthälfte aufgestellt werden. Bisher gilt in der Theaterstraße zwischen Theater und Plöck eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 15 Kilometern pro Stunde, analog zur Regelung in der Plöck. Zwischen Hauptstraße und Theater gehört die Theaterstraße bereits zur Fußgängerzone.
In einem verkehrsberuhigten Bereich gelten folgende Regelungen:
- Wer zu Fuß geht, darf die Straße in ganzer Breite benutzen, Kinderspiele sind überall erlaubt.
- Fußgänger dürfen weder gefährdet noch behindert werden, falls nötig, muss man warten.
- Fußgängerinnen und Fußgänger dürfen den Fahrverkehr nicht unnötig behindern.
- Es darf nur mit Schrittgeschwindigkeit gefahren werden.
- Beim Ausfahren aus einem verkehrsberuhigten Bereich ist man wartepflichtig.
- Es darf nur auf dafür gekennzeichneten Flächen geparkt werden, ausgenommen zum Ein- und Aussteigen und zum Be- und Entladen.
Um die Sichtbeziehungen insbesondere für die jüngsten Verkehrsteilnehmer zu verbessern, werden im Bereich des Anna-Blum-Platzes keine Parkplätze markiert. Dadurch entfallen circa zwei bis drei Anwohnerparkplätze.
Weitere Infos zur Kinderfreundlichen Verkehrsplanung der Stadt finden Sie hier
Soweit die Pressemeldung der Stadt Heidelberg vom 13. August 2015
Jetzt, im Nachhinein, wird gesagt, dass Eltern- und oder Bezirksbeiräte dafür votiert hätten, dass ein Zebrastreifen zwischen Kinderspielplatz und Schule hätte aufgemalt werden sollen. Dieweil aber, und das hätten alle – hätten sie es denn wissen wollen – wissen können, das nämlich es nicht nur unsinnig ist, einen Zebrastreifen auf eine Straße zu pinseln, die in Gänze ja schon einen Zebrastreifen darstellt. Und nicht nur unsinnig wäre das, sondern zudem auch gefährlich: Auto- und anderen Fahrzeuglenkern wäre damit ja signalisiert worden, dass sie am Zebrastreifen sich anders zu verhalten hätten, als auf dem Rest der Straße, die ja – wir erinnern uns – per se schon ein Zebrastreifen ist.
Schluss mit Kindergarten und diesem Unsinn. Würde die Verwaltung auf jeden Pups von selbsternannten Verkehrs- und anderen Experten sofort bei Fuß zu stehen kommen und „Vollzug“ melden müssten, würden die darob fröhlichen Bürger*innen zwar möglicherweise so glücklich sein, wie Milka. Aber, wo kämen wir da hin. Erst mal aber war „Stiller Protest“ angesagt:
AUFRUF ZUM
STILLEN PROTEST
am Donnerstag, den 28.1.2016
um 16 Uhr vor dem Rathaus in
der Heidelberger Altstadt
___
Am 15. Januar ereignete sich in der
Theaterstraße (Spielstraße) ein tödlicher
Verkehrsunfall, bei dem ein neunjähriger
Junge ums Leben kam. Die Bewohner
der Altstadt fordern seit Jahren von der
Stadt, die zahlreichen vermeintlich
verkehrsberuhigten Straßen effizient zu
sichern – z. B. durch Bodenschwellen,
denn Schilder werden ignoriert.
Diese Stellen sind von Herrn Würzner
umgehend wirkungsvoll zu sichern!
Esther Dreesen-Schaback / Hans-Peter Gruber
Auch hier wieder kaum verholende, unterschwellige Unterstellungen und Schuldzuweisungen! Das Ergebnis polizeilicher Untersuchung hätten die beiden Unterzeichner schon abwarten müssen. Was Wunder, dass dann so etwas dabei herauskommen kann:
Jener ältere Herr, der am Rande dieses „Events“ (siehe Beitrag unten) sich als Mitglied von „LindA“ outete, was ihm ganz offensichtlich die nötige Sicherheit gab, zu denken, er habe die höheren Weihen außerordentlicher Wahrheit in fleischgewordener Selbstgerechtigkeit damit allein schon erworben, sagte: „Wenn alles gemacht worden wäre, was und wie wir es verlangt haben, wäre dieser Unfall nicht passiert“. Ich sagte: Unglaubliche Anmaßung und Unverschämtheit, wendete mich zornig ab und ging. – Um nicht zu tun, wonach mir war …
04.Feb..2016, 16:34
Hallo Herr Gottschling,
nachdem ich Ihre beiden Artikel zu dem tragischen Unfall in der Theaterstraße gelesen hatte, und auch empört war über die von Ihnen inkriminierten Schuldzuweisungen der Veranstalter dieses „stummen” Protestes vor dem Rathaus, machte mich ein Bekannter auf einen offenen Brief der beiden „Kinderbeauftragten der Altstadt Heidelberg” – Gisela Lasser & Ellen Möller – an Oberbürgermeister Dr. Würzner (kommentarlos in einem Internet-Blog merkwürdigerweise erst jetzt nach Ihren Artikeln erschienen) aufmerksam.
Nach unserem kürzlich geführten Gespräch, wobei Sie mich unter anderem darüber informierten, was Sie zum tatsächlichen Sachverhalt und Unfallhergang in Erfahrung gebracht haben – den Sie aber nicht nur nicht bevor die Polizei ihren Bericht abgeschlossen hat, sondern überhaupt nicht veröffentlichen wollten, weil Sie mit diesem an Tragik ja kaum noch zu überbietenden Sachverhalt daran beteiligte Kinder nicht nochmals mit dem diese traumatisierenden Geschehen konfrontieren wollten.
Jetzt zitiere ich aus dem offenen Brief der Beauftragten*innen folgende Passage:
„Wir Kinderbeauftragte der Altstadt sind fassungslos gerade deshalb, weil wir in mehreren Gesprächen mit dem Verkehrsmanagement genau dieses Unfallszenario besprochen haben, das sich am letzten Freitag ereignet hat”.
„ … genau dieses Unfallszenario, das soll doch dezidiert einmal mehr signalisieren, dass diese beiden Unterzeichner*innen Vorschläge gemacht hätten, die ein „solches (!) Szenario” – wäre es von der Verwaltung umgesetzt gewesen – verhindert hätten. Der von den beiden Damen (nur mal eben zum Beispiel) unsinnigerweise geforderte „Zebrastreifen” („ …zwischen dem Spielplatz und der Schule”) über den Zebrastreifen, der die ganze als solche sehr wohl gekennzeichnete Straße per se (weil „Spielstraße) ja ist, wie auch ich meine und Sie ja geschrieben haben, unsinnig und gefährlich zumal. Zudem ist der Unfall an anderer Stelle passiert!
Dies Schreiben der beiden Beauftragten ist (wenn sie denn wissen, wie das wirklich passiert ist und erst recht, wenn sie es nicht wissen), an verantwortungsloser Perfidie kaum noch zu überbieten und wird sicher von der Polizei in ihrem (offenbaar noch nicht vorliegenden) abschließenden Bericht klargestellt werden. Dann wird wohl auch in der Presse (irgendwie) eingeräumt, dass klar ist, dass die Verwaltung, die mit dem Geschehen und allen schuldzuweisenden Leserbriefen und Heidelberger-Geschwätz-drumherum ohnehin sehr belastet ist, absolut keine Schuld an „diesem Szenario” trifft.
Mit freundlichen Grüßen – und bleiben Sie weiterhin bei der (mit oder ohne vino) „veritas“
Dietrich Tuengerthal