Diesen nachstehenden Zustandsbericht und eine Prognose über den Heidelberger Gemeinderat habe ich am 17. November 2009 veröffentlicht zu einer Zeit, da ich für den Mannheimer Morgen und die Rundschau Veranstaltungen dieses Gremiums abgesessen habe. Auch als Journalist habe ich nie geschafft und auch nicht gewollt, weg zu sehen, sondern bin seit vielen Jahren gegen oft von mir aufgedeckte Missstände dann in der Tat auch vorgegangen. Nun erst mal mehr oder weniger viel Spaß beim Lesen dieser vor Wahrheit triefenden Polemik – die Wirklichkeit jedenfalls hat diesen Kommentar längst überholt:
Ja, vor der Wahl ist nicht nur in Europa, sondern auch in Heidelberg nicht nach der Wahl. In Kenntnis von in den Heidelberger Gemeinderat gewählten Personen, Problemen und Sachverhalten wagen wir eine gewagte Prognose – jede Polemik, meinen wir, trägt zur Aufklärung bei, auch wenn sie Empfindlichkeiten verletzt. Und, dieweil „Die Neuen“ (und, ich aktualisiere das jetzt am 25. Februar 2016, es hat sich nichts geändert!) gerade ins Amt eingeführt wurden, schauen wir da mal etwas genauer hin:
Das Falsche des auch während vieler Sitzungen des Gremuims in der „alten“ Zusammensetzung bereits geübten Primats von Praxis wird sich – davon ist leider auszugehen – künftig noch stärker am Vorrang von Taktik über alles andere auszeichnen. Die Mittel haben sich ja bereits schon und werden sich immer mehr zum Äußersten verselbständigen.
Frechheit und Frivolität gedeihen hier gleichsam im Windschatten einer allenthalben grassierenden, unverfroren-abgestumpften zumal ideologisch-b(l)ockigen Dummheit.
Die Formulierung unserer Einschätzung mag zugespitzt, brüskierend und polemisch sein – wie ich zuweilen um einer Sache willen zu schreiben beliebe. Natürlich hat das oft auch etwas Jaulen (oder Ähnliches) ausgelöst. Begriffe sind aber keineswegs nur als polemische Etikette gemeint, sondern umschreiben in meinem Verständnis einen verbreiteten mentalen Sachverhalt, ja, geradezu eine Seinsweise. Dies soll hier näher ausgeführt werden:
Das Strickmuster unverfrorener Unverfrorenheit als Syndrom? Es kennzeichnet einen bestimmten Typus von Menschen sowie Zustände, die durch solche Menschen bestimmt werden. Unverfrorene Dummheit (die wir auch meinen) hat durchdringende Kraft. Wo sie an der Macht ist oder die Ordnungsdeutungen von Bevölkerungsgruppen dominiert, kann sie ganze Gesellschaften verwüsten. Woraus ist sie zusammengesetzt?
Ein Grundelement ist das Double-Bind, also Beziehungsfallen, in denen jede mögliche Reaktion negativ sanktioniert wird und der Betroffene die Zwickmühle weder durch Metakommunikation noch durch Verlassen des Handlungsfeldes auflösen kann. Ein bekanntes Beispiel ist das der Schwiegermutter, die der Frau ihres Sohnes zum Geburtstag zwei Pullover schenkt. Als sie einige Wochen später erneut ihren Besuch ankündigt, zieht die Schwiegertochter einen davon an. Noch vor der Begrüßung herrscht die Schwiegermutter sie an: »Der andere gefällt Dir wohl nicht!«
Die verselbständigten Mittel dienen reflexionslos den eigenen Zwecken – und werden sich diesen entfremden. Und bei der nächsten Gemeinderatswahl wird es ähnlich sein, wie bei dieser: Wer und warum – nur mal eben zum Beispiel – für den Verkauf des Emmertsgrundes an einen dubiosen Investor gestimmt hat, das alles spielt keine Rolle mehr, wenn hernach (wie jetzt gerade wieder gehabt) nur genug populistische Schlagworte ins Volk geworfen werden.
Dass in diesem Gemeinderat alles noch schlimmer werden könnte, wollte niemand so recht glauben. Endlos lange, fruchtlos sich über Abstimmungsergebnisse in (schließlich paritätisch besetzten) zum Ausschuss degradierten Ausschüssen hinwegsetzende Diskussionen haben wir nämlich dort ja seit Jahren in diesem Gremium, innerhalb welcher Taktik die Diskussion oft genug vollends zunichte gemacht hat.
Und, was aus Diskussionen hätte resultieren können, Beschlüsse nämlich von höherer Objektivität deshalb, weil Intentionen und Argumente ineinandergreifen und sich durchdringen, interessierte auch bislang diejenigen nicht, welche automatisch, auch in ganz inadäquaten Situationen, Diskussionen wollten und künftig erstrecht wohl wollen werden. Jeweils dominierende Cliquen haben vorweg die von ihnen gewollten Ergebnisse parat. Die Diskussion diente oft genug der Manipulation, häufig wurde beinahe jedes Argument auf die Absicht zugeschnitten – unbekümmert ihrer Stichhaltigkeit.
Was der Kontrahent sagt, wird auch und erst recht künftig umso mehr kaum wahrgenommen; allenfalls, damit man mit Standardformeln dagegen aufwarten kann. Erfahrungen will man nicht machen, wofern man sie überhaupt machen kann. Wir werden weiterhin und erst recht in der „Neuen“ Zusammensetzung erleben, wie der Diskussionsgegner zur Funktion des jeweiligen Plans werden wird: verdinglicht von verdinglichtem Bewusstsein („malgré lui-même“ – Adorno) als Sprecher des Bannes. Entweder steckt vordergründig dahinter, dass man ihn durch Diskussionstechnik und Solidaritätszwang zu etwas Verwertbarem bewegen, oder ihn vor den Anhängern diskreditieren will; oder es wird einfach aus dem Fenster hinausgeredet – der dies alles absitzenden Pressevertreter -, also der Publizität wegen, deren Gefangene sie sind. Wenn die gemeinderätlichen Protagonisten wüssten, wie das gerade von der Journaille wahrgenommen wird, würden die Protagonisten/Innen (!) dies uns hinlänglich bekannte Theater wohl sein lassen. Pseudoaktivität jedenfalls, auf die wir uns, nachdem uns die „Inhalte“ des Wahlkampfes einen Vorgeschmack serviert haben, nun werden einstellen müssen, vermag sich allenfalls am Leben zu erhalten durch unablässige Reklame. Gibt der Kontrahent nicht nach, so wird er disqualifiziert und des Mangels eben jener Eigenschaften bezichtigt, welche von der Diskussion vorausgesetzt würden. Und deren Begriff wird dann mehr oder weniger geschickt, aber doch immer „ungemein“ so zurechtgebogen, dass der Andere sich würde überzeugen lassen müssen; was die Diskussion dann endgültig zur Farce erniedrigt. Hinter diesen Techniken waltet ein autoritäres Prinzip: der Dissidierende müsse die Gruppenmeinung annehmen.
Unansprechbare projizieren die eigene Unansprechbarkeit auf den, welcher sich nicht will terrorisieren lassen.
Mit alledem fügt sich ein Aktionismus in den Trend ein, dem sich entgegenzustemmen er meint oder vorgibt: dem bürgerlichen Instrumentalismus, welcher die Mittel fetischisiert, weil seiner Art Praxis die Reflexion auf die Zwecke unerträglich ist.
Vor dieser Gemeinderatswahl schon war abzusehen, dass das Zeitmaß „ein Heidel“ (fünf Jahre) wohl würde neu gedeutet werden müssen; was wir bislang erlebt haben, wird nun als eher (naja, vielleicht gerade noch) lustig gewesen zu sein in Erinnerung bleiben im Hinblick darauf, was von dieser neuen Rathausopposition um der Opposition willen die nächsten Jahre zu erwarten ist. Derweil können sich Wähler und nicht zur Wahl gegangene Heidelberger in die Augen schauen, sich die Hand geben und blauäugig in die Runde fragen: „Na, wie haben wir das nicht mal wieder hingekriegt? OB Würzner jedenfalls ist nicht zu beneiden, die Stadt (frei nach Ernst Bloch „Heidelberg ist ein Mekka des Geschwätzes“) wird unregierbar.
Jürgen Gottschling
16.Jun.2009, 13:28
Das ist ja ein hochgradig flaches Geschwätz über ein demokratisches gefälltes Ergebnis einer Wahl.
Ich komme gerade aus China zurück und habe dort gesehen wie städtebauliche Entscheidungen gefällt werden. Da geht die Post ab, Millionen Menschen werden in unübersehbare Städte untergebracht, für kleine Hauseinheiten ist kein Platz, das alte China weicht der modernen Hochhausbebauung. Da gibt es kein „Mekka des Geschwätzes“, da gibt es eine Partei die nicht lange fragt und da gibt es keine Jornalie die lange hinterfragt. Es wird gemacht.
Also Herr Oberbürgermeister Dr.Würzner es kann schwer werden zu regieren. Aber wer mit offenen Augen durch die Stadt geht bemerkt schon die vielen positiven Veränderungen seit Ihrer kurzen Amtszeit. Was durch Ihre Vorgängerin verschludert wurde nehmen Sie sach- und fachgerecht in die Hand. Ich bin davon überzeugt, Sie werden auch mit einigen „Dummköpfen“ im Gemeinderat zurechtkommen, wenn Ihnen von den Klügeren Unterstützung zuteil wird.
Das Wichtigste ist, unsere Puppenstube Heidelberg bleibt erhalten und unsere Demokratie auch.
Dietrich Tuengerthal
18.Jun.2009, 10:18
Neulich war – in wessen Auftrag weiß ich nicht, es darf aber geraten werden – der Maastrichter Stadtplaner Hoorn 3 Wochen lang in unserer Stadt, die er – insbesondere die Altstadt – als einen Diamanten ansieht, der noch zu schleifen wäre. Wenn ich mir dessen Mammutprogramm, das ganz im Sinne der Riege um OB Würzner formuliert ist, anschaue, dann wird mir mulmig: Kommerzielle Attraktivität, Einkaufsevents, moderne Architektur in die Altstadt hinein, Stadt am Fluss, Lighttrail-Verbindung, Lust for Life-Kaufhaus, usw. Auch dieser Stadtumgestalter scheint, wie so viele, sichtlich von Materialismus und purem Kommerz beseelt; der Verweis auf ein paar Bäume und Kunst ist da nur Makulatur. Vermutlich würde er auch nicht verstehen, dass sich das traditionsreiche Heidelberg nur in dem Maße Schönheit, Lebbarkeit und Erbaulichkeit erhält, wie es sich einer verabsolutierten Durchkapitalisierung entziehen kann. Lautet doch die Schlüsselsentenz des „Diamanten-schleifers“ im Interview mit der RNZ: Der Kunde ist entscheidend. Ich halte dagegen: Die Bewohner sind entscheidend. Ein Beispiel mit Tragweite: Neuerdings feiert man bundesweit eine Art Comeback der Tante Emma und – gender, gender – Onkel-Otto-Läden. Gut so, wenn auch in Heidelberg noch nicht so recht feststellbar! Die Devise sollte künftig durchaus (gegen)trendig lauten: Small ist Beautiful! In diesem Zusammenhang wäre zudem die Abschaffung ferngelenkter Mietpreis-Mechanismen ein signifikanter Schritt nach vorne. Jedenfalls gilt: das Ganze muss vor allem von denjenigen Bürgern her wachsen, die die Tradition und Originalität ihrer Stadt schätzen und lieben. Der Kunde ist sicher wichtig, aber sekundär.
Im neuen Gemeinderat sitzen meinem Eindruck nach jetzt mehr Leute als vorher, die dieses Basiskriterium des Herz-Habens für ihre „Stadt mit Herz“ erfüllen. Es ist gut so, dass neue Farben und frischer Wind in den Gemeinderat kommen. Heidelberg wird weder unregierbar, ist auch nicht Weimar und bleibt parlamentarisch-demokratisch. Ein „Palaver-Gremium“ (man recherchiere den eigentlichen Sinn des Terminus „Palaver“) mag es in diesem Sinne bleiben oder noch stärker werden, wir sind nicht Peking. Heidelberg ist auch eine Stadt der Worte – ganz im Sinne des frühen, aber eben auch des späten Sprachphilosophen Wittgenstein.
21.Jun.2009, 22:23
Mareike Köhler
Ja, ich musste das (mal wieder schwierig, aber schon schön) zweimal lesen, bis ich merkte, dass und warum Sie recht haben. Der OB wird sich in der Tat ziemlich verbiegen müssen, um Mehrheiten für irgendetwas zu zimmern. Nehmen wir mal – auch ich jetzt nur mal eben zum Beispiel die „Satdt am Fluss“. Wenn es nicht – wie falsch behauptet – um problematische Finanzierbarkeit geht, kann doch keiner, können auch die (da sicher wieder solcher Kompatibilitäten wegen zumindest zu einem Zusammenschluss kommenden) GALligGrünen gar nicht anders, als f ü r dieses Konzept zu sein. Also wird von den Tunnel-Gegnern gelogen was das Zeug hält. So bekommt man auch Menschen dazu, dagegen zu sein (was in Heidelberg ja eh nicht schwer zu fallen scheint), die diesen architektonisch grossen Wurf FÜR (sic) Heidelberg realisiert sehen wollen. Aber, diesen Lügen über „Wenn der Tunnel kommt, dann fällt in Heidelberg künftig Bildung und Kultur und, zu guter Letzt auch Soziales, in den Fluss muss entgegengetreten werden. Wehret den Anfängen, auch wenn sie bereits währen. Man informiere sich …
Mareike
22.Jun.2009, 15:31
Stadt am Fluß „light“: Grüne Etikettenschwindel
Die CDU-Fraktion kritisiert die Stellungnahme der linken Kräfte im Gemeinderat, die den Eindruck erweckt, als sei die Stadt am Fluß auch ohne den Neckarufertunnel zu
realisieren: Die CDU-Gemeinderatsfraktion muss (und tut das auch) akzeptieren, dass ein kleiner Teil der Heidelberger Politik die Pläne für die Stadt am Fluß ablehnt.
Was wir hingegen nicht hinnehmen ist, dass der Anschein erweckt wird, als sei die Stadt am Fluß auch ohne Tunnel zu verwirklichen. Nach meiner Meinung handelt es sich bei der von den grünen Parteien propagierten Stadt am Fluss „light“ um einen reinen Etikettenschwindel: Die Bezeichnung „Neckarsteg plus“ ist unserer Meinung nach für diese Pläne deutlich treffender, da es sich lediglich um einen schmalen Steg entlang des Neckars handelt.
Die Forderung nach einer dauerhaften Sperrung der B37 in den Sommermonaten ist nach den Worten von CDU-Stadträtin Kristina Essig ein durchschaubares Wahlkampfmanöver:
Diesen Vorschlag hat im letzten Sommer schon die SPD aus dem Hut gezaubert und damit Schiffbruch erlitten. Die permanente Sperrung einer Bundesstraße ist rechtlich nicht zulässig, sondern darf nur in Ausnahmefällen erfolgen, so Kristina Essig.
Dies habe der Oberbürgermeister den Fraktionen im vergangenen Jahr auch schriftlich mitgeteilt. Dass dieser nicht realisierbare Vorschlag nun wieder aufgegriffen werde, zeigt nach Essigs Worten, dass der Antrag auf populistische Effekthascherei zurückzuführen ist.
Auch der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Werner Pfisterer bekennt sich eindeutig zur Stadt am Fluss: Die CDU steht sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene hinter diesem wichtigen Zukunftsprojekt.
Ohne den Tunnel kann die Trennung zwischen Stadt und Fluss nicht aufgehoben werden. Jeder, der das Gegenteil behauptet, handelt unredlich. Es wäre ehrlich, wenn die grünen Parteien nicht den Anschein erwecken würden, dass die Stadt am Fluss ohne Tunnel zu haben wäre. Diese Vision ist für unsere Stadt zu wichtig, um – wie geschehen – in dieser Form als Wahlkampfmunition missbraucht zu werden.
Dr. Jan Gradel, Vorsitzender
22.Jun.2009, 18:20
Ich möchte gerne kurz auf den Beitrag/Kommentar von Mareike Köhler antworten:
Es gibt ja bereits diese Vorerfahrung aus Stuttgart (Stuttgart 21, das Hauptbahnhof-Konzept), wo die Kosten schon bevor es überhaupt los geht, davon gelaufen sind in der immer wieder nachgebesserten Kalkulation. Das Ergebnis war signifikant mehr „Grün“. Wieso soll dann also für Heidelberg, zumal in Zeiten schwieriger allgemeiner Wirtschaftslage und Finanzierung, nur Lüge gegeben sein? Kapier ich nicht!
Könnte es nicht vielleicht sein, dass man sich mit dem Projekt doch etwas übernimmt – abgesehen davon, dass ich später nicht in Liegestühlen für 12 Euro im Sand liegen will, während Heidelberger Polizeitrupps mir durchgeknallte Jugendliche mit ihren Sixpacks vom Leib halten? Man kriegt doch seit Jahren nicht einmal das Problem auf der anderen Seite am Neckarufer in den Griff. Ich meine, demokratisch-ausgewogen in den Griff! Wollen wir einen Zaun drum herum machen, damit wir selig spazieren gehen können?
Stadt am Fluss mag in Paris oder Düsseldorf irgendwie funktionieren, ohne dass der (positive) Charakter der Stadt zu sehr leidet, aber in einer eher kleinen, eingezwängten Stadt wie Heidelberg…? Ololo.
Man kann ja durchaus über Großprojekte wie dieses oder eben auch Heidelberg-Stadt am Fluss debattieren, aber genau dies wird ja jetzt auch verstärkt und mit mehr offiziöser Verve geschehen, weil es Wählerwille ist. Dies sollte doch bitte sehr auch ein bißchen respektiert werden. Warum unterstellt die Kommentatorin bloß Lüge? Was ist das – nebenbei – für eine Einstellung zum Gemeindeparlament?
Es wird ergiebig und ausgiebig debattiert werden und dann wird es ein Ergebnis geben!
Und abschließend: In diesem Zusammenhang den auf den Nationalsozialismus und rechtzeitige Gegenwehr gegen Nazi-Urständ zielenden bekannten Spruch: „Wehret den Anfängen“ zu verballhornen, zeigt, wie leicht man sich in Formulierungen arg arg vergreifen kann.
Beste Grüße
Fritz Feder
06.Jul.2009, 16:20
Also gut, ich möchte dann bitte auch auf den Beitrag/Kommentar auf meinen Beitrag/Kommentar von Fritz Feder antworten dürfen:
Halten wir mal fest dass Heidelberg n icht Stuttgart ist, und dass man die dort gemachten Erfahrungen nicht so einfach übertragen kann. Dass es aber nützt, es unredlicherweise zu tun, hat auch das signifikante mehr „Grün“ in Heidelberg gezeigt. Was aber soll uns das zeigen? Wir können lernen, wie anderswo Stimmen gemacht werden und wir (warum sage ich schon wir) hätten v o r der Gemeinderatswahl lernen sollen, wie das anderswo gemacht wird, uns darauf einstellen können und Argumente gegen ( populistischste, und ich bleibe dabei, vor Halbwahrheiten strotzende) sogenannte Argumente gewappnet sein müssen
Lügen, kapieren SIe es halt, Herr Feder, sind in der Tat (was diesen Tunnel betrifft) natürlich „in Zeiten schwieriger allgemeiner Wirtschaftslage und Finanzierung“ leichter zu platzieren. Wenn Sie, Herr Feder, das nicht verstehen oder wissen, was die Stadtverwaltung an Argumenten dagegen anbietet (ich bin weit davon entfernt, dieser oder irgendeiner Verwaltung anzugehören, jedoch lasse ich mich überzeugen von (überzeugenden) Argumenmten). Und wenn Sie dann in die Runde fragen, ob es nicht sein könne, dass man (n!) sich mit diesem Projekt nicht vielleicht doch irgendwie übernommnen haben würde, zumal ja die von Ihnen an die Wand gemenetekelten 12 Euro Miete für einen Liegestuhl in den Sand und in den Traum gestellt werden.
Meine Einstellung zum Gemeindeparlament? Nachdem ich in diesder Angelegenheit sehr viel herumtelefoniert habe, weiß ich definitiv, dass die Grünen nicht nur gelogen haben, als sie die „Stadt am Fluss light“ propagiert haben, „weil wir dies ja auch wollen, nur eben ohne Tunnel“. Und die Straße? „Die werden wir halt über die Sommermonate sprerren“. Das hat dem Wähler gefallen, aber es war genauso, wir der CDU-Kommentator Gradel geschrieben hat: Würzner hat allen Gemeinderäten geschrieben, dass man eiine Bundesstraße gar nicht sperren darf. Wären die Grünen und die GAL und wer immer das noch propagiert so dumm gewesen, das vor dem oberbürgermeisterlichen Brief nicht gewusst zu haben, dann waren sie nach dem Brief unverfroren genug, es weiterhin zu behaupten. Ach ja, Sie fragten ja aber nach meiner Einstellung zum Gemeindeparlament. Wenn die alle so sind, nein, wenn die alle so taktierend verlogen wären, dann wäre dies Parlament ein nichtsnutziger Haufen. Mindestens ein Viertel davon ist ja „so“ – aber wahrscheinlicher und erfreulicher Weise sicher nicht alle. Aber, ein Viertel ist mehr als genug.
„Wehret den Anfängen“, das muss ich auch sagen und schreiben dürfen, wenn es sich nicht gegen schwarz-braune Widerlinge richtet, sondern gegen offenkundige Lügner. Zumal in einem Gemeindeparlament! So gesehen, Herr Feder, greife ich schon auch mal gerne daneben.
War schön mit Ihnen. Hat mich zum Nachforschen und -denken angeregt.
Beste Grüße
Mareike Köhler
06.Jul.2009, 18:45
Na, bitte, der Dialog ist eröffnet, sehr geehrte Frau Köhler (?), wenngleich Sie ihn ja schon gleich wieder zu beenden scheinen wollen, indem Sie schreiben:
„War schön mit Ihnen“. Ich möchte antworten: es kann durchaus auch noch weiter schön mit mir sein?
Aber wer sind Sie eigentlich und wo in etwa wohnen Sie, möchte ich nett anfragen. Sind Sie Heidelberger Bürgerin, dass Sie die Heidelberger Altstadt am Neckar so sehr umtreibt. Oder besuchen Sie diese Stadt so häufig, dass Sie eines Tages auch die besagten Liegestühle für 12 Euro nutzen werden, ohne hier Bürger zu sein?
Kleiner Hinweis am Rande: Schauen wir doch erst mal (sozusagen im Kleineren), was sich noch so alles am Heidelberger Friedrich-Ebert-Platz in den nächsten Monaten ereigenen wird. Da wurde uns ja mitgeteilt, wie schön alles werden wird: ich bin gespannt.
Ich selbst bin seit 35 Jahren Heidelberger Bürger und wohne mit kurzen Unterbrechungen seither fast immer in der Altstadt, seit 18 Jahren nahe am Friedrich-Ebert-Platz. Zugegeben, deswegen, als alter Altstädter, muss ich die Dinge nicht richtiger sehen als Sie, aber lassen Sie mich doch bitte einige Einwände zu Ihrem neuen Kommentar formulieren:
1. Es ist mir eher sekundär, ob die Grünen, wie Sie sagen, gelogen haben oder nicht. Ich bin kein Fan bzw. Parteigänger der Heidelberger grünen Farbe im Stadtrat, es gibt ja auch noch andere Gruppen, die die Stadt am Fluss als Großprojekt ablehnen. Mir geht es jedoch um die Sache (wie Ihnen wohl auch, hoffe ich doch: oder geht es Ihnen um die Grünen?? Es sieht mitunter etwas danach aus!)
2. Sie haben recht: Heidelberg ist nicht Stuttgart, aber es ist auch – wie ich schon andeutete – nicht Düsseldorf noch Paris sur Seine. Man darf schon mal Großprojekte in verschiedenen Städten miteinander vergleichen. Wir wollen die Dinge doch nicht mit zu verengtem Blick sehen. Und ich sehe da durchaus Parallelen zwischen Stuttgart und Heidelberg, die uns ja allenthalben begegnen, vor allem die, dass es neuerdings immer deutlich teurer wird bei größeren Projekten, als man „gedenkt hot“. Das schließe ich für HD absolut nicht aus, wie ich bereits anmerkte.
3. Ganz generell und ohne Hellseher zu sein, sage ich Ihnen voraus, dass die Stadt durch das Großprojekt an Flair und Qualität und Tradition verlieren wird. Im Gegenzug wird sie „mondäner“ werden, aber ist das ein „Wert“? Dies, der „Verlust“, wird sowieso schon in der bestimmt 10-jährigen Bauzeit beobachtbar sein. Ich kann mir schon jetzt lebhaft vorstellen, wie zum Beispiel die Untere Straße bereits in der frühen Bauphase die Bach, nein den Neckar, mit hinabgehen wird. Denn diese Kulturhalbmeile ist bei der Heidelberger öffentlichen Administration sowieso nicht beliebt und ihr ein Dorn im Auge (weil angeblich unsicher; werch ein Illtum, würde Jandl sagen!!). Man wird die Untere Straße mit dem Bade der Großinvestition ausschütten. Tabula rasa!
4. Auch ist abzusehen, wie sich in der Sommerphase der Altstadt-Massentourismus plus Six-Packer aller Art über die neue Ufer-line ergießen und dort das Ruhe und Erbauung suchende Völkchen aufmischen wird. Das wird sicherlich lustig anzusehen sein…ab ca. 2015-2020! Lieber Jürgen Gottschling: Bitte Fotoapparat bereit halten!
5. Das Totschlag-Wort „Populismus“ aus Mund oder Feder (?) von Konservativen (?), muss ich ehrlich sagen, nervt mich. Es gibt doch kaum etwas Populistischeres als die merkwürdig einseitigen Schlachten, die um die Durchkapitalisierung Heidelbergs geschlagen werden. Da beauftragt man die Marketingmegamaschine bis zum geht nicht mehr, selbst Maastrichter Städteplaner, die sich dann breit in der RNZ darstellen können. Es werden alle Register gezogen. Was ich meine, ist, dass man den kommerziellen Zeitgeist sehr wohl populistisch bemüht – auch wenn es um Heidelberg am Fluss geht. Dagegen zu halten ist hingegen eher unpopulistisch, wie mir scheint.
Ich glaube deshalb, dass Sie da was im Grundsatz verwechseln.
5. Das „Wehret den Anfängen“ dürfen Sie natürlich sagen, aber ich hätte es vorgezogen, wenn Sie es sich für die Nazi-Umtriebe, die es in Deutschland ja auch gibt, aufheben. Der Spruch stammt übrigens ursprünglich von Cicero, und insoweit sehe ich Sie „rehabilitiert“. Es ist aber halt schwierig, sich nach Auschwitz in der Deutschen Sprache zu bewegen, worauf Adorno sehr gut aufmerksam gemacht hat, wenn ich mir erlauben darf, dies anzumerken; da gibt es so viele Fallen, keiner ist davor gewappnet, selbt bei hoher Sensibilität nicht. Also, lassen wir diesen Punkt beiseite.
6. Ach ja, wenn das Wörtschen „man“ nicht wär. Wenn ich recht sehe, moniert ihr dort gesetztes Ausrufezeichen mein fehlendes Gender-Feeling?! Nun ja, mag sein, ist aber gewiss nicht schlimmer als den Grünen“ Wehret den Anfängen“ vorzuhalten oder? Wenn schon sensibel, dann schon…sensibel!
Um zum Ende zu kommen: Wenn Sie wollen, dann formulieren Sie jetzt Kommentar 8ff. oder wir kommunizieren in 2020 wieder, wenn´s vollbracht ist. Das wird sehr heiter werden! Ich freue mich drauf! Wenn denn gebaut werden sollte…
Beste Grüße
Fritz Feder
08.Jul.2009, 20:12
Mareike
Weil Worte Wirklichkeit vertreten, meinen manche, durch Veränderung der Worte eine neue, eine andere Wirklichkeit vorgaukeln zu können. Manche wissen gar nicht, dass sie das tun, weil sie es schon seit Kindesbeinen gekonnt und darum gemacht haben. Ist es nicht aber also so, dass Lüge unsere Gesellschaft durchzieht und unsere sozialen Bindungen vergiftet. Wahrheit macht frei, ich bleibe dabei. Und ich bin nicht bereit, Lüge hinzunehmen. Auch nicht und gerade nicht von sogenannten Politikern.
Jedoch geht das hier und vor allem geht das mir hier zu weit – und was die von Ihnen (von Ihnen) ins Spiel gebrachten Liegestühle am Neckar für 12 Euro (wie meinen Sie, das das dann sein soll? Stunde? Vor- oder Nachmittag? Den ganzen Tag? (immerhin!). Das ist dem Volk ins Maul geredet, und wenn Ihnen das noch so sehr nicht schmeckt, so ist das dann eben doch auch PÜOPULISTISCH – weil, das will ja keiner, und das das irgendwann mal, wenn auch jetzt gerade jetzt frei erfunden worden war, wer weiß das dann noch. Also bitte …
Ja, ich habe in Heidelberg studiert, habe die Stadt schätzen gelernt und auch mein Herz hier verloren. Von meinem Lebenspartner werde ich über Heidelbergensien unterrichtet. Warum ich das schreibe? Weil wir eben wegen der Grünen Lügen für die Stadt am Fluss waren, weil wir geglaubt haben, das sei leicht machbar, sperre man nur über die Sommermonate die Straße – und man müsse eben einige Abstriche gegen den Entwurf (der nach einem Gemeinderatsbeschluss, wenn ich das richtig weiß, aber verwendet werden soll) machen. Das sei der Bildung, den Schulsanierungen und was weiß ich was alle noch geschuldet. Aber auch mit der Finanzierung wird ja je nach Gesprächspartner herumjongliert.
1. Es mag Ihnen sekundär sein, dass die Grünen (und vielleicht ja auch andere) gelogen haben und auf diese Weise von uninformierten Wählern eben drum gewählt wurden, weil Ihnen so viel Unverfrorenheit nicht zugetraut – und das von den anderen Parteien vor der Wahl nicht aufgegriffen und aufgelöst wurde. Nein, es geht mir nicht um die Grünen. Oder, es mal so zu sagen: Ich wollte gerne ne Grüne sein, wenn die nicht so wären, wie sie sind. Ihre Visionen haben sie verloren, sind längst in die Beliebigkeit abgerutscht und von sowohl der CDU als auch von der SPD und der FDP, was den Umweltschutz angeht doch wenn nicht über-, so doch zumindest eingeholt worden.
2. Dass heutzuge nix auszuschliessen ist, meine ich auch.
3. Woher nehmen Sie das mit der10jährigen Bauzeit. in dieser Zeit kam man schon vorzeiten mehrmals unter dem St. Gotthard durch. Und da hat sich technisch doch einiges getan.
4. Was Sie abzusehen belieben, wollen wir doch erst mal abwarten.
5. Das sehe ich durchgängig anders. (Jetzt haben SIe mich durcheinander gebracht. Zweimal fünf verwendet. Und ich kucke, wo mir einer reingerutscht wäre …
5. Danke ür die Rehabilitierung. Ich bin auch für Sterbehilfe und werde künftig diese eingedenkt dieser unserer Diskussion Euthanasie nennen. (Euthanasie (griechisch von eu~ – gut, richtig, leicht, schön und thanatos – der Tod)
Und dass Arbeit – man habe sie denn – frei macht, das laß ich mir auch nicht von den Nazis wegsprechen. Und, dass man nach den Konzentrationslagern keine Gedichte mehr schreiben kann, hat ja nicht nur Hilde Domin widerlegt.
6. Ne, is nix mit Gender, fiel mir nur ganz nebenher ein und auf.
Und, ganz nebenbei komme ich demnächst, so in einem Jahr, wieder zurück nach Heidelberg – Sie haben nach meinem Grund gefragt.Und hinter die Hintergründe mit „Stadt am Fluss light“, klärte mich Herr Gottschling auf, der sich keck in ein Gespräch mit meinem Lebenspartner einimischte. Wir haben an einem Stand der Grünen an der Neckarwiese gestanden, wo dafür geworben wurde. Unterschrieben haben wir dann aber (wie ursprünglich vorgehabt) nicht gegen den Tunnel, sondern haben uns von G. an die Alte Brücke schicken lassen, wo der Leiter des Heidelberger Tiefbauamtes mit Architekten, Mitarbeitern, Plänen und Argumenten für – wenn schon Stadt am Fluss, dann mit Tunnel – geworben hat.
Wenn Sich was Neues ergibt, hören (sehen) wir uns wieder, hier in diesem Theater. Was mir sehr gut gefällt. Sie schreiben ja auch häufiger, muß ja auch für mich nicht immer nur der Tunnel sein.
Beste Grüße
Mareike Köhler
08.Jul.2009, 21:00
Nun gut, langsam verstehe ich Sie etwas besser:
Dennoch gibt es da noch ein paar Dinge zu sagen…
1. Wenn Worte, wie Sie sehr schön sagen, Wirklichkeit vertreten, dann verteten Veränderungen der Worte auch Wirklichkeit: eben eine andere Wirklichkeit. Das scheint mir logisch. Wir kommen an dem Punkt nicht weiter, denke ich.
2. Dass Politiker lügen…einverstanden! Aber nicht nur die Grünen, sondern auch die anderen Parteien. Zu fragen ist natürlich, ob es überhaupt die eine Wahrheit gibt. Ich glaube, dass nicht.
3. Liegstühle zu 12 Euro? Pro Stunde natürlich!
4. „Weil wir eben wegen der Grünen Lügen für die Stadt am Fluss waren“…Der Satz ist merkwürdig. Ich hoffe, Sie meinen das anders, als es da geschrieben steht.
5. Dass die Grünen ihre Visionen verloren haben…Einverstanden. Das scheint auch mir so zu sein! Wenn auch in Heidelberg nicht ganz so schlimm wie bundesweit.
6. Im Umweltschutz die Grünen überholt? Da sieht nur so aus. Das Original ist in diesem Fall allemal besser. Sie scheinen diesbezüglich einschlägige Enttäuschungen erlebt zu haben, die ich nicht kenne.
7. Die Bauzeit des Gotthard-Tunnels: 10 Jahre (1872-1882). Vorlaufzeit ca. 15 Jahre (Planungs- und Einigungsphase bezüglich Konstruktion). Bitte stimmen Sie doch zu: Small is beautifull. Das pfeifen die Spatzen ja schon von den Dächern. Wir müssen nicht immer wieder Babylon erbauen!
8. Thema Nazi-Sprech: Sehr komplex, was Sie da andeuten; da müssten wir ein neues Debatte-Fass aufachen. Macht jetzt keinen Sinn.
9. Thema Gender: Ts, ts!
10. Ah, Jürgen Gottschling hat Sie also beeinflusst und Sie haben den Stand gewechselt und anders unterschrieben. Na gut. Das ist halt so. Ich habe kein Problem damit. Ich hatte mich nur über Ihre starken Affekte in der Sache gewundert. Wie ich schon mal sagte: es wird eine Entscheidung geben im neuen Gemeinderat – nach ausgiebiger Debatte. Dann haben wir das Ergebnis zu ertragen – egal wie es ausfällt.
Schöne Grüße
Fritz Feder
12.Jul.2009, 13:22
Um es für mich zu beenden: Die Argumente wurden hin und her geschoben, es ist fürs Erste alles gesagt. Ein Bürgerentscheid wird sicher nochmal die Gemüter bewegen. Und uns dann wieder auch. Dies aber dann doch noch: Ich habe mich von Herrn Gottschling allenfalls dahingehend beeinflussen lassen, als er mir sagte, dass ich am Stand an der Alten Brücke sachliche Informationen hören und Pläne anschauen könne. Da bin ich dann hingegangen. Diese Informationen haben mich dann überzeugt FÜR den vom Gemeinderat ja längst beschlossenen Tunnel zu sein.
Bis dann
Mareike Köhler
12.Jul.2009, 13:29
Es gibt viele falsche Argumente gegen den Tunnel, die mit einigen halb – und richtigen Argumenten zu einer Mengelage geknetet werden. Deshalb lasse ich OB WÜrzner mit seinen Argumente daFÜR zu Wort kommen. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass mir dies nicht als Kommentar zur Verfügung gestellt, sondern aus einem anderen Zusammenhang entnommen wurde:
Eckhart Würzner
Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg (parteilos)
Am 23. Juli 2008 hat der Gemeinderat mit breiter Mehrheit den Grundsatzbeschluss für das Projekt Stadt an den Fluss mit Neckaruferpromenade und Neckarufertunnel gefasst. Dies war sicherlich eine der wichtigsten Zukunftsentscheidungen für die Stadtentwicklung Heidelbergs.
Heute bestimmen fehlende Radwege und Aufenthaltsflächen, schmale Gehwege sowie die Barrierewirkung und Lärmbelastung des Kfz-Verkehrs die Ufersituation. Ein Tunnel soll das Neckarufer zwischen Bismarckplatz und Karlstor vom Durchgangsverkehr entlasten. Eine Uferpromenade soll den Bürgern und Gästen Heidelbergs das großartige Freiraumpotenzial am Neckarufer attraktiv erschließen. Zwischen der Stadthalle und dem Neckarmünzplatz wird die Promenade als Fußgängerbereich gestaltet.
Der städtebauliche Wettbewerb zur Gestaltung der Neckaruferpromenade hat gezeigt, welcher Qualitätssprung möglich ist. Die Altstadt wird deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnen. Durch die attraktive Gestaltung der Plätze und der Uferkante wird sich die historische Rückseite zur belebten identitäts- und imagebildenden Schauseite wandeln.
Die Investitionen für das Projekt Stadt an den Fluss sind Investitionen in die Zukunft, von der viele Generationen nach uns profitieren werden. Den Mehrwert, den das Projekt über Jahrzehnte auf viele Bereiche unserer Stadt entfalten wird, können wir heute nur erahnen.
Ein solides Finanzierungskonzept zeigt, dass wir das Projekt mit den von Bund und Land in Aussicht gestellten Zuschüssen auch finanziell stemmen und zugleich auch alle weiteren großen Bau- und Sanierungsvorhaben realisieren können. Der Baubeginn des Neckarufertunnels mit Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro soll 2012 erfolgen. Das Bauende ist für 2016 geplant. Im Anschluss daran kann die mit 30 Millionen Euro veranschlagte Gestaltung der Neckaruferpromenade realisiert werden.
Bis dahin haben für mich die Investitionen im Bereich Bildung und damit die Schulsanierung absolute Priorität. Wir werden in den nächsten Jahren hier große Anstrengungen unternehmen und weit mehr investieren, als dies in der Vergangenheit je der Fall war. Aber auch die anderen großen Projekte, wie Theatersanierung oder Stadthallenerweiterung können realisiert werden, ohne dass wir unseren Schuldenstand über Gebühr erhöhen. Eine Machbarkeitstudie hat die Potentiale für die Stadt am Fluss deutlich belegt. Klar ist aber auch, dass diese nur in Verbindung mit einem Tunnel aktiviert werden können. Ohne einen Neckarufertunnel , ist bei dem heutigen Verkehrsaufkommen auf der B37 von etwa 20.000 Kfz am Tag die Stadt am Fluss nur ein Wunschtraum.
Abschließend möchte ich nochmals den Mut und Weitblick der gemeinderätlichen Entscheidung in den Fokus rücken, der auf Fortschritt und Entwicklung ausgerichtet ist. Denn wir alle wissen: Stillstand bedeutet Rückschritt.
12.Jul.2009, 15:29
Nehmen wir den Würzner-Grader-Gottschling-Köhler-Faden zur „Stadt am Fluss“, wie er in den Vorkommentaren entrollt wurde, noch einmal etwas grundsätzlicher auf. Zentrale, auch neue, Stichworte sind dabei für mich: Stadt am Fluss light, Tunnel-Lösung, Altstadtberg-umgehung, Nichtkommerzialisierung, Cittá Slow-Bewegung.
At the first: Eine Maßnahme a la „Stadt am Fluss light“, etwa wie sie aus der grünen Ecke kommt, lehne ich eher ab. Sie scheint mir nicht wirklich eine greifende, positive Änderung zu bringen und dürfte auch administrativ schwer durchsetzbar sein.
Deshalb setze ich andere Prioritäten:
Priorität 1:
Heidelberg ist eine extrem enge Stadt. Deshalb (und weil sie sich keynesianische Wirtschaftseffekte bis hin zum „Deficit Spending“ versprechen) wollen die BeFÜRworter „nach unten“ gehen: die Babylon-Lösung als horizontaler Turm (sprich: Tunnel). Ich schlage im Gegenzug vor, die Weite der Region zu suchen. Dies hieße nach sorgfältiger Prüfung: Ausbau des Umgehungsstraßen-Netzes bzw. Bau einer Umgehungsstraße um unseren Altstadt-Hausberg herum. Dreispurig und etwas schneller als die gegenwärtige Neckaruferstraße als Ersatz für ein paar Kilometer Umweg.
Eine diesbezügliche Feasibility-Study sollte ohne allzu hohe Kosten machbar sein und auch interessierte Bürger, nicht nur Experten, einbeziehen. Wir kämen dann u.U. um den langen Tunnel und die Bohrerei herum, was allein, so denke ich, mehr als 4 Jahre Bauzeit schlucken und mächtig Beton verbasteln würde. Ein Tunnel ist im ästhetischen Sinne selten schön, zumal wenn sich dann dort die Autos stauen. Er passt auch nicht zu Heidelberg. Wir haben genug Tunnels. Die Straßenlösung in der Weite der Region ist sicher kein voller Ausweg aus dem Babylon-Syndrom, träte aber nicht so geballt auf und würde sich u.U. bei guter Planung in die Weite des Raumes, ohne zu sehr zu stören, integrieren lassen. Die Lasten würden regional verteilt werden. Ich gestehe, dass mir hierzu allerdings noch Informationen und Fakts fehlen, deshalb wäre eben eine Machbarkeitsstudie wünschenswert (vielleicht gibt es ja schon Ansätze).
Fällt die Feasibility-Study positiv aus (auch hinsichtlich der Akzeptanz in der betroffenen Nahregion), dann könnte die Bundesstraße am Neckar als defunktionalisierte Straße sinnvoll umgewidmet werden. Das Neckarufer könnte dann wiesen-, sand- und parkmäßig breiter hergerichtet werden, wobei auf eine Kommerzialisierung ganz weitgehend zu verzichten wäre. Wir brauchen nicht noch mehr usurpierten Raum, der so oft und gerne fälschlicherweise als Freiraum deklariert wird. Das ist ja immer das Grundmissverständnis des Homo Oeconomicus, der gerade ein klein bißchen auszusterben beginnt in der Folge der Krise, weil immer mehr Leute kapieren…
Präferenz 2:
Wir lassen die Dinge, wie sie sind. Und die Stadt Heidelberg investiert das gesparte Geld in kleine Initiativen, die die Altstadt verschönern und vor allem für die ansässigen Bürger lebbarer machen (z.B. Ansiedelung von Tante-Emma- und Onkel-Otto-Läden in der Altstadt statt Lust for Life-Kaufhaus). Auch was für die Kinder, die dem OB so sehr am Herzen liegen (Freiräume, Spielplätze). Und für Jugendliche. Fernlenkende Mieten-Zocker, vor allem auf der Fußgängerzone, gebieten wir konsequent Einhalt. Ebenso spekulierenden Ketten- und Interimsläden.
Priorität 3:
Als Bürger, der das Dogmatische nicht gerade mag (das vor allem bei den FÜR-Bewortern beobachtbar ist), könnte ich mir, falls Priorität 1 scheitert, zur äußersten Not sogar die Tunnel-Variante vorstellen. Dies jedoch unter folgenden Voraussetzungen:
a. Es wird garantiert, dass die Tunnel-Bauzeit 4 Jahre nicht überschreitet und die unmittelbaren und mittelbaren Anwohner nicht über 4 Jahre ihre Lebensqualität verlieren. Über Sanktionen/Gutmachungen bei Überschreitung der Bauzeit müsste man nachdenken.
b. Es wird ein Neckarufer errichtet, das von Verbots-schildern und Umzäunungen frei ist und wirklich einen Freiraum für die Bürger darstellt und nicht eine „geographische Plattform“ für Usurpatoren.
c. Eine Durchkommerzialisierung des neuen Neckarufers wird strikt vermieden. Wir schaffen Freiraum, nicht Moneyspace.
d. Die Untere Straße und ihr Flair werden nicht konkludent wegrasiert, weil diese Straße der städtischen Administration eh ein Dorn im Auge ist. Merke: Die Untere Straße ist einer der lebendigsten und sichersten Straßen unserer Stadt, ein Markenzeichen zudem. Freilich ist sie auch recht laut, sodass das Anwohner-Problem gelöst werden müsste (etwa durch kulante Mietminderungs-optionen); dies nur nebenbei.
e. Wir betten die Tunnel-Variante mittelfristig in eine Cittá Slow-Konzeption ein, an der vor allem die Bürger der Altstadt bzw. von ganz Heidelberg, soweit interessiert, arbeiten. Cittá Slow, der Name macht es deutlich, kommt ursprünglich aus Italien und ist vor allem ein Konzept der Langsamkeit für die Stadt. Im Vordergrund stehen gute Traditionen und Historie der Stadt, lokale Produkte, Langsamkeit u.v.a.m. (was nicht Lahmheit oder Stillstand in falsch verstandenem Sinne meint). Natürlich dürfen wir dies alles nicht „sklerotisch“ ausrichten. Auch und gerade unsere jungen Leute sollen sich identifizieren können. Heidelberg ist auch Studierenden- und Schülerstadt!
Soweit zu meinen Voraussetzungen für Priorität 3. Quod esset demonstrandum!
Zum Schluss: „Stillstand bedeutet Rückschritt“ (OB Würzner)…dies ist die Losung der angstgeplagten Hektiker und Macher, die sich nicht vorstellen können, dass es zum „Turbo“ Alternativen gibt, die nicht Stillstand im lähmenden Sinne des Wortes bedeuten müssen.
Übrigens: Ob Stillstand (hier mal im Sinne von Stau) „oben“ oder unten im Tunnel, das bleibt sich doch ziemlich gleich oder? Und wäre auch zu bedenken!
Beste Grüße
Fritz Feder
03.Dez.2009, 18:47
[…] Dumpfbackigkeit vom “Heidelberger an sich”, wie er sich zumal und nicht zuletzt im Gemeinderat findet, über gerade mal wieder verbreiteten Populismus zu architektonischen Vorhaben und dem […]
12.Dez.2009, 12:47
Tja nun, wer zitiert da unter Kommentar 13 für wen zu welchem Behufe?
Es lebe der HD-Experte, alle anderen HD-Bürger sind „Populisten“, es sei denn, sie wären daFÜR?
Dieser neuerdings immer wieder mal so voller Selbstge-wissheit aus dem Experten-Völkchen herausgerufene Vorwurf: „Populisten!“ ist, man verzeihe, etwas…
popelig.
F. Feder
24.Sep.2010, 01:18
Jawoll!
23.Mrz.2011, 23:37
[…] – als ehrlich. Grün – Rot in Stuttgart, das wäre ähnlich desaströs, wie die “Neue Mehrheit” in […]
07.Nov.2012, 18:11
Habe mich gerade von der PM der Heidelberger CDU-Fraktion vom 6. November 2012 hierher in die Vergangenheit verlinkt. Wie es scheint, sind die Grünen, die SPD und & Co lernfähig. Das dem so ist, lässt sich sowohl dem gottschlingschen in vino veritas (oben) entnehmen, wie auch den Kommentaren darunter.
Ach ja, gelernt hat die von Gottschling als link bezeichnete Mehrheit offenbar von Adenauer, der mal gesagt hat: Wat kümmert mich mein Jeschwätz von jestern? Tja …